Abendzeitung wird 75 Jahre alt

DIE SENSATIONSSHOW – ERSTMALS IN DEUTSCHLAND ISARPHILHARMONIE MÜNCHEN 20.07. BIS 27.07.2023 B R U N N E N H O F D E R R E S I D E N Z Samstag, 24. Juni 2023 Klassik unterm Sternenzelt Rossini Ouvertüren zu „Wilhelm Tell“ und „Semiramide“ MendelssohnViolinkonzert e-moll, Symphonie Nr. 4 „Italienische“ Prague Royal Philharmonic Andrea Cicalese, Violine Heiko Mathias Förster, Leitung Donnerstag, 29. Juni 2023 Daniel Hope „Air – A Baroque Journey“: Werke vonBach, Telemann, Pachelbel undHändel Ensemble Air Daniel Hope, Violine & Leitung Mittwoch, 5. Juli 2023 Pippo Pollina Canzoni SegreteTour Pippo Pollina gehört zu den beliebtesten italienischen Liedermachern, er besticht bei seinen Konzerten mit lyrischen Balladen, poetischen Liedern und rockigen Songs ... Samstag, 8. Juli 2023 Das Sommerfest der Wirtshausmusik mit Traudi Siferlinger und Gästen: CubaboarischeTradicional, Bäff Gstanzlsänger), Trio Aufwindund der AltöttingerWallfahrtmusi Freitag, 14. Juli 2023 Moonlight Serenade Beste Tanzmusik aus den 1930er Jahren mit Andrej Hermlin and his Swing Dance Orchestra, einer der charmantesten und erfolgreichsten Big Bands Deutschlands. Montag, 17. Juli 2023 Dienstag, 18. Juli 2023 Die Vier Jahreszeiten Vivaldi „Die Vier Jahreszeiten“ Piazzolla„Las Cuatro Estaciones Porteñas“ Münchner Symphoniker Yury Revich, Violine Montag, 24. Juli 2023 Samstag, 29. Juli 2023 Italienische Sommernacht Arien, Duette und Ouvertüren vonVerdi, Puccini u. a. Réka Kristóf, Sopran | Jesus Léon, Tenor Münchner Symphoniker Andrea Sanguineti, Leitung Freitag, 4. August 2023 Sweet Soul Summer Night RonWilliams präsentiert die Hits „I Feel Good“, „Respect“, „Only You“, „Papa Was A Rolling Stone“, „Midnight Train To Georgia“ u. v. m. tickets 089 - 93 60 93 muenchenmusik.de Bewegende Geschichten aus 75 Jahren Die Abendzeitung – ein Erlebnis Warum wir gute Nachrichten mögen Dinge, die nicht da sind, fallen einem ja schwerlich auf. Darum schreiben wir hier ausnahmsweise auf, was es in der Abendzeitung nicht gibt. Die AZ verzichtet auf brüllende oder gar ehrabschneidende Schlagzeilen. Alarmismus und Angstmacherei sind ihr fremd (und das hat sie sogar in Corona-Zeiten gut durchgehalten). Sie berichtet zwar über die dunklen Seiten der Stadt, über Kriege und Katastrophen. Das gehört zur Chronistenpflicht. Aber sie macht im Regelfall keine Seite-1-Schlagzeilen daraus, um mit Geschichten über Hass, Tod und Gewalt Leser anzulocken. Natürlich ist und bleibt die Abendzeitung eine Boulevardzeitung; als solche ist sie vor genau 75 Jahren schon gegründet worden. Boulevard – das bedeutet für uns bei der AZ: lebendig, quirlig, kommunikativ, lebensfroh und sehr munter zu sein – und auch zu berichten. Es bedeutet auch, Emotionen zu wecken. Nur sollen das im Fall der Abendzeitung eben positive Emotionen sein. Seit 75 Jahren bildet die AZ das Lebensgefühl in unserer Stadt schon ab. Münchnerisch zu sein – das heißt eben doch: lebensfroh, selbstbewusst, die Stadt und ihre Umgebung zu mögen, die schönen Dinge des Lebens genießen zu können, ob in der Oper, im Urlaub oder im Biergarten. Die Abendzeitung hat das in ihrer DNA verankert. Sie liefert am liebsten gute Nachrichten. Solche, die einen eher aufbauen, aufmuntern, erfreuen oder gar mit Vorfreude aufladen. Hetze, Schrecken, Häme? Überlassen wir lieber anderen Zweimal in der Woche veröffentlicht unser Lokalteil zusätzlich „Die gute Nachricht“, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Wir haben unseren Claim – das ist der kurze Slogan im AZ-Logo – geändert in: „Abendzeitung – die ist gut“. Dieser Claim ist für alle in der Redaktion Motto und Auftrag zugleich. Das bedeutet nicht, dass wir die Welt durch eine rosarote Brille betrachten. Die Abendzeitung bleibt – wie seit 75 Jahren – kritisch und liberal. Sie hat viele Missstände aufgedeckt und wird das weiterhin tun, dabei allerdings nicht vernichtend, ätzend oder destruktiv, sondern lieber konstruktiv und mit Lösungsansätzen. Neid, Häme, Hetze, Schrecken? Dafür fühlen wir uns bei der AZ nicht zuständig (und überlassen das gern anderen). Zum 75. Geburtstag gönnt sich die Abendzeitung eine Werbekampagne in eigener Sache – vielleicht ist sie Ihnen auf Plakaten, Litfaßsäulen und im Stadtbild schon aufgefallen. Darauf stehen Sätze wie: „Schlagzeilen müssen nicht wehtun“ oder „Von guten Nachrichten bekommt man nie genug“. Dafür steht die Abendzeitung – auch in herausfordernden, oft problematischen Zeiten. Gute Nachrichten finden wir: gut! Die Abendzeitung ist seit 75 Jahren ein Teil von München – und lieber heiter als bierernst ZEILEN SCHLAGNICHT IMMER MÜSSEN WEHTUN. Dies ist eines der Motive aus der aktuellen Abendzeitung-Kampagne, die Sie im Stadtbild womöglich schon wahrgenommen haben. VON CHEFREDAKTEUR MICHAEL SCHILLING michael.schilling@abendzeitung.de Schießler „Die AZ begleitet mich täglich“ S. 33 Hobmeier „Was ich der AZ verdanke“ S. 49 Ude „Die AZ ist mehr als eine Zeitung“ S. 17 Moskau S. 43 Mit Putin im Konzert Stadelheim S. 6 Mit Jacko im Gefängnis Viel Vergnügen mit unserer Jubiläums-Beilage! FREITAG, 16. JUNI 2023 | NR. 136/24 · B88197 | SONDERAUSGABE ZUM 75. GEBURTSTAG DER ABENDZEITUNG TEL. ABO 089.2377-3400 | TEL. ANZEIGEN 089.2377-3300 | WEBWWW.ABENDZEITUNG.DE | ADRESSE GARMISCHER STR. 35, 81373 MÜNCHEN

Die gratuliert zu 75 Jahren: mit ihren starken Marken HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

3 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Wir werden Sie weiter begleiten Wer im Archiv zurückblättert zu den Anfängen unserer Abendzeitung, der taucht ein in eine ganz andere Welt! 75 Jahre, das ist nicht einmal der Zeitraum eines normalen Menschenlebens in diesen Tagen. Aber die Welt damals ist eine ganz andere. Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf den Ruinen nicht nur der Häuser, die zerstört sind, sondern auch einer Kultur, die von den Abgründen des Dritten Reichs buchstäblich verschlungen worden war. Adolf Hitler hatte 1933 mit den Seinen in ganz wenigen Wochen alles in den Abgrund gerissen, was in der Weimarer Republik an Leben, an Kultur, an Demokratie noch möglich gewesen war. Die Intellektuellen wurden verhaftet, gefoltert und schon 1933 zu einem Teil getötet. Der Hass auf die Juden in Deutschland wurde sofort ausgelebt, auch wenn die Konzentrationslager, wie wir sie heute noch besichtigen können, erst später erbaut wurden. Und die freie Presse wurde sofort an die Kandare gelegt. In wenigen Wochen war alles zerstört worden, was dieses Deutschland ausgemacht hatte und Hitler nahm das ganze Land mit in seine Höllenfahrt, die am Ende zwölf schlimme Jahre dauern sollte. Und jetzt nach dem Zweiten Weltkrieg der Neubeginn. Aber wo anfangen? Auch in den Köpfen der Menschen? Die Alliierten im Westen demütigten den Kriegsverlierer dieses Mal nicht. Es sollte einen Neubeginn geben mit Deutschland als einem Land, das Demokratie erst noch lernen musste. Und dazu brauchte es freie Zeitungen! In Bayern eröffnet der damalige bayerische Ministerpräsident Hans Ehard zusammen mit dem amerikanischen Militärgouverneur Murray D. van Wagoner die große „Deutsche Presseausstellung“ 1948. Der Münchner Oberbürgermeister Karl Scharnagl ist auch dabei. Und Werner Friedmann, der begleitend zu dieser Ausstellung „Die Tageszeitung“ herausgibt. Noch weiß er nicht, dass aus diesem auf den Zeitraum von wenigen Wochen beschränkten Blatt sich unmittelbar danach die Abendzeitung entwickeln wird. Dass ein paar Jahrzehnte später diese von ihm ins Leben gerufene Zeitung fast 400 000 Exemplar am Tag verkaufen wird. Dass sie ein Mythos sein wird und eines Tages sogar der Kult-Filmemacher Helmut Dietl ein kleines Fernseh-Epos daraus machen wird. Und so schreibt er in seinem Geleitwort des ersten Tages: „Eine Tageszeitung ist unter den heutigen Umständen ein ähnlich kühnes Unterfangen wie eine Presseausstellung…Nach vierzig Ausgaben schließen sich nämlich nicht nur die Pforten der Ausstellung, sondern sind auch die Papiervorräte der ,Tageszeitung’ erschöpft. Der Leser darf sie also, um Sentimentalitäten zu vermeiden, nicht allzu lieb gewinnen…“ Allerdings: Der Leser gewann sie lieb, die Abendzeitung lag schon bald in vielen Häusern und Wohnungen von München auf dem Küchentisch oder im Wohnzimmer. Man muss sich vorstellen: Da gab es kein Fernsehen, kein Internet. Dies war das erste Medium, das 1948 in der amerikanisch-britischen Bizone ins Leben gerufen wurde. Und die Menschen waren hungrig nach Nachrichten! Das Leben pulsiert auf den wenigen Blättern, die die AZ anfangs hat. Noch gibt es kein Deutschland wieder, es gibt kein Grundgesetz und auch noch keine frisch gebackene Demokratie. In der Abendzeitung kann man lesen, dass die Menschen in Bayern ihren König wieder haben wollen – und das nicht nur in der Bayernpartei. Und zu Deutschland wollen sie auch nicht gehören. Bayern soll eigenständig bleiben, das wünscht eine Mehrheit derer, die hier leben. Noch ein Jahr später im Mai 1949 titelt die Abendzeitung: „Kronprinz Rupprecht ist bereit“. „Wenn das bayerische Volk eine Monarchie wünscht, werde ich diesen Wunsch respektieren“, so lautet die Unterzeile des Aufmachers. Wenige Tage später kommt alles anders. Konrad Adenauer wird Kanzler, immerhin Bayern beharrt bekanntlich bis heute auf seinem Sonderstatus, den es in diesem Land tatsächlich immer noch hat. Aber auch sonst tobt das Leben auf den Seiten der Abendzeitung. Bayern München gewinnt seine Spiele schon hoch, auch wenn es die Bundesliga noch nicht gibt. Morde und viele Selbstmorde, die dem Münchner Fön zugeordnet werden, finden sich auf den Seiten – und ein Bild des Tages gibt es, auf dem eine bekannte Münchner Persönlichkeit bei der Arbeit abgebildet wird. Von hier führt der Weg durch die Jahrzehnte bis heute. Die AZ versteht sich als ein Medium, das Interesse hat und Interesse wecken will für das Leben vor allem in der schönen Stadt München. Was ist nicht alles passiert über die Jahrzehnte! Fußballweltmeisterschaften, Olympische Spiele. Oberbürgermeister kommen und gehen. Aber doch ist es interessant, das Schaffen der Lokalpolitiker zu verfolgen. Die vielen gelungenen Bemühungen, aus München diese wunderbare Stadt zu machen, die sie über die Jahrzehnte bis heute geworden ist. Das machen wir heute noch. Jeden Tag sind wir bereit, alles aufzunehmen, was in dieser Stadt an Berichtenswertem geschieht. Im Residenztheater, in den Münchner Kammerspielen, in den Musikhäusern, die es schon gibt oder die noch gebaut werden oder auch nicht. All das ist spannend und muss doch immer noch täglich den Menschen hier erzählt werden. Die Bayern gewinnen noch immer die allermeisten ihrer Spiele und werden dann doch Meister in der Fußball-Bundesliga, die es jetzt seit Jahrzehnten gibt. Und dass es eben keine europäische Super-Liga geben darf auf Kosten unserer Bundesliga hier, auch das steht bei uns geschrieben. Lebensschicksale, die glücklich enden, aber auch tragische. Unglücksfälle in den Bergen gab es vor Jahrzehnten schon, dass jemand vor dem Computer verhungert, weil er das Essen vergessen hat, ist neu und auf jeden Fall eine Meldung wert. Die Welt hat sich verändert. Im Dauersendemodus sind wir alle auf unseren Handys unterwegs. Aber doch: Wenn es zum Frühstück keine Zeitung gäbe, eine ganze Welt wäre verloren. Längst senden auch wir mit unserer AZ-Digital bis spät in der Nacht. Aber unsere Leidenschaft für das gedruckte Wort ist nicht weniger geworden. Und wir wissen: Unsere Leserinnen und Leser warten auf die bedruckten Seiten, die sie immer noch am Kiosk abholen oder vor ihrer Haustüre früh am Morgen finden. Wir wissen auch: Zu einer Demokratie gehört nicht nur das flüchtig hingeworfene Wort im Netz, sondern die politische Diskussion auf bedrucktem Papier. Da wissen wir immer, wer es geschrieben hat – und auch der Politiker überlegt hier länger, was er am Ende sagt und in der Zeitung gelesen wissen will. Das Netz vergisst nicht, aber vieles bleibt dort auch belanglos. Die Zeitung vergisst auch nicht – und wir können immer neu hervorholen, was schwarz auf weiß geschrieben stand oder heute geschrieben steht. Wir feiern Geburtstag! 75 Jahre Abendzeitung in München. In unseren Regalen stehen die Bände für jeden einzelnen Tag. Lebensschicksale, Augenblicke, die wir erinnern oder wir schon nicht mehr erinnern, beides gleich wertvoll. MenschSein, Leben, durch die Stadt laufen und München lieben und genießen, das atmen die Seiten, die die Zeitungsbände aus 75 Jahren füllen. Es ist ein Genuss, in ihnen zu blättern. Wir wollen diesen Bänden noch viele weitere hinzufügen. Wir lieben diese Stadt und haben so große Freude, alles zu beschreiben und zu erzählen, was in ihr geschieht. Deshalb machen wir weiter – und hoffen, liebe Leserinnen und Leser, dass auch Sie uns weiter durch die Jahre begleiten. In diesem Sinn grüßt Sie ganz herzlich Martin Balle AZ-Verleger Martin Balle über 75 Jahre Münchner Abendzeitung, die sich genauso gewandelt hat wie die Stadt – und doch eine Konstante bleibt VON AZ-VERLEGER MARTIN BALLE leserforum@abendzeitung.de Hier gratuliert Hanitzsch Seit die Reporter-Legende Karl Stankiewitz vor rund einem halben Jahr im Alter von 94 Jahren seinen Rückzug vom Journalismus erklärt hat, firmiert der Karikaturist Dieter Hanitzsch (90) als dienstältester Mitarbeiter der Abendzeitung. 1961 hat ihn der damalige Verleger Werner Friedmann von der „Süddeutschen“ zur AZ gelotst. Später führte ihn der Weg zurück zur „SZ“. Seit Juni 2018 zeichnet Dieter Hanitzsch wieder für die Abendzeitung, seine Karikaturen erscheinen jeweils in der Freitagausgabe. Warum er nicht aufhört mit seiner Arbeit? Darauf hat Hanitzsch einmal in einem AZ-Interview gesagt: „Weil ich ein politischer Karikaturist bin, der im Kopf noch halbwegs beieinander ist und Hände hat, die seinen Gedanken folgen. So einer muss zeichnen, sonst hat er seinen Beruf verfehlt.“ Klar, dass Hanitzsch auch zum 75. Geburtstag zum Stift (der bei ihm inzwischen über ein iPad huscht) gegriffen hat – das Ergebnis sehen Sie hier. Vielen Dank für die Glückwünsche! ill ‚‚ Das Leben tobt auf den Seiten der ‘‘ Abendzeitung ‚‚ Wir lieben ‘‘ diese Stadt HERR HIRNBEISS Zeichnung: Fr. Bilek „Fünfasiebzg! Des ghert gscheit gfeiert!“ ZUR JUBILÄUMS-BEILAGE Liebe Leserinnen und Leser, 64 Seiten stark ist die AZ-Beilage zum 75. Jubiläum, liebevoll gestaltet von AZ-Mitarbeiter Dominik Petzold. Vollgepackt mit Erinnerungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an besondere Geschichten, Momente und Menschen, die sie mit der AZ erlebt haben. Mal spannend, mal lustig, chaotisch, epochal, urkomisch, überraschend – und immer erzählenswert. Dazu kommen AZ-Erlebnisse von Pfarrer Rainer Maria Schießler, Alt-OB Christian Ude und Schauspielerin Brigitte Hobmeier sowie von AZ-Händlern und AZ-Partnern. Viel Spaß beim Schmökern!

4 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE 1948 Im Gründungsjahr der AZ liegt München in Trümmern. Von den rund 60 000 Gebäuden sind im Krieg nur 1270 unbeschädigt geblieben. Die Theatinerkirche ist intakt, das Kloster davor ein Schutthaufen, ebenso wie das Preysing-Palais gegenüber. Immerhin: Die Feldherrnhalle (hier von hinten zu sehen) ist fast ganz heil geblieben. Foto: imago/ Rolf Poss 1949 Vieles ist einfach verschwunden, ganze Häuserzeilen zum Beispiel. Doch manches kehrt mit der Zeit zurück: große Bauwerke, aber auch kleine Freuden. Wie das Steckerl-Eis, das der Münchner Josef Pankofer erfunden und nach seinen Anfangsbuchstaben Jopa benannt hat. Wie die Verkäuferin es wohl kühlen kann? Foto: imago/ Rolf Poss Bei Udo Jürgens auf demWasser Von Michael Schilling Der weiße Kies, auf dem der Rolls-Royce steht, ist frisch geharkt. Das Corniche-Cabriolet, nachtblauer Lack und das weiße Verdeck akkurat unter der Lederpersenning zurückgefaltet, parkt dekorativ schräg in der Frühsommersonne vor der stattlichen Villa. Ehe wir klingeln können, kommt eine zierliche ältere Dame mit Rüschenschürze ums Eck und bittet uns nicht ins Haus, sondern in den Garten: „Herr Jürgens wird Sie auf dem Wasser empfangen!“ Es ist Mai 2002. Bayer Leverkusen trifft sensationell im Finale der Champions League auf Real Madrid (das Zinedine Zidane mit einem Geniestreich entscheiden wird). Aber wir, die zwei Sportreporter der Abendzeitung, wollenmit dem großen Entertainer Udo Jürgens nicht über Fußball sprechen, sondern über die Formel 1. Dafür sind wir nach Küsnacht am See gefahren. Hier – eine halbe Stunde von seinem Penthouse in Zürich entfernt – hat der Schlagerstar sein Sommerparadies. Inklusive Gartenteich. Knapp über der Wasseroberfläche führt ein Plattenweg zu einer kleinen, sonnenbeschienenen Laube samt Sitzgruppe. Der Ort unseres Interviews. Die Hausdame bringt Kaffee in Goldrand-Tassen wie in der Darboven-Werbung. Udo Jürgens, damals 67, hat seinen Manager an der Seite und zeigt ausladend auf die Glasfront am Souterrain seiner Villa. „Da unten, da ist der Pool“, erzählt er stolz, „und das Kino. Da haben wir immer Spaß mit den Mädchen.“ Sein Manager grinst. Noch läuft das Tonband nicht. Man kann frei reden. Jürgens, der stets im Anzug singt und bei der Zugabe im Bademantel, trägt Sommerhemd und Baumwollhose. Als er merkt, dass seine rechte Hand auf der Lehne der Gartenbank zu zittern beginnt, hält er sie rasch mit der Linken fest. In seinen Mundwinkeln sammeln sich weiße Speichelfäden. Wie die Nebenwirkungen bei meinem Opa, denke ich, der war Parkinson-Patient. Bilder entstehen keine vom Interview. Wir sind ohne Fotografen gekommen und ohne iPhone (das erst fünf Jahre später auf den Markt kommt). Schnell kommt im Interview die Sprache auf Ferrari-Pilot Michael Schumacher: Den hat sein Teamkollege Rubens Barrichello kurz zuvor beim Rennen in Spielberg, Jürgens’ österreichischer Heimat, auf der Zielgeraden überholen lassen. Udo ist wütend über diese unsportliche Ferrari-Stallorder zu Schumis Gunsten. „Ich habe meinen Augen nicht getraut“, wettert er. „Man kann doch keine Fahrer-Weltmeisterschaft austragen, in der einer mit sechs Millionen Dollar im Jahr dafür bezahlt wird, dass er bremst, damit ein anderer Weltmeister wird. Das ist Schiebung, das ist Betrug.“ Mehr noch: Er habe seine Bestellung eines neuen Ferraris „sofort storniert! Ich hoffe, es denken viele so. Denn nur so kann man die treffen.“ Wir bekommen also nicht nur Kaffee serviert, sondern auch eine AZ-Schlagzeile: „Aus Protest: Udo Jürgens bestellt Ferrari ab!“ Ein denkwürdiger Ausflug in die Schweiz. Übrigens, auf noch einen Ferrari hat Udo Jürgens gut verzichten können. Der nachtblaue Rolls-Royce ist schon damals nicht sein einziges Auto gewesen. Michael Schilling (53) arbeitet seit 2001 (wieder) für die Abendzeitung, erst im Sport, dann im Lokalteil. Seit 2014 ist er Chefredakteur. Ein Formel-1-Eklat führt zwei Sportreporter zum Entertainer nach Hause. Der Sänger wird wütend Unser heutiger Chefredakteur führte 2002 ein Interview mit Udo Jürgens über die Formel 1 – er wusste vorher nicht, wie emotional der Musiker den Sport verfolgt. Umso besser, so sprang eine schöne Schlagzeile heraus. Wir gratulieren herzlichst zum 75-jährigen Verlagsjubiläum!

6 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Mit Michael Jackson im Knast Von Nina Job Der „King of Pop“ kam 1997 während seiner letzten Solo-Welttournee nach München, um seinen Konzertmanager Marcel Avram zu besuchen. Der saß in Stadelheim wegen Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft. Avrams Anwalt Thomas Pfister besorgte Michael Jackson eine Besuchserlaubnis und ich – darüber staune ich heute noch – bekam auch eine. An einem Samstagmorgen warteten Anwalt Pfister und ich im Bayerischen Hof, wo Jacko immer übernachtete. Plötzlich fingen alle an zu rennen: seine Bodyguards, Agentur-Mitarbeiter – und wir auch. „Jacko“ trug eine seiner schwarzen Fantasieuniformen, sprang in der Tiefgarage in einen Van mit getönten Scheiben und brauste los in Richtung Stadelheim. Wir hinterher, im Anwaltsauto. Auch ein paar Fans hängten sich dran. Als der Van an einer Ampel halten musste, sprangen sie heraus, klopften an die Scheiben und baten um Autogramme. Jackos Begleiter nahmen Karten entgegen – und reichten sie am nächsten Stopp unterschrieben zurück. Über Umwege kamen wir an der JVA an. Dort warteten Dutzende Reporter, einige seit Tagen. Das Gefängnistor öffnete sich, Jacko und wir fuhren durch – alle anderen mussten draußen bleiben. Im Hof ging ein ohrenbetäubender Lärm los, Gefangene schlugen mit Blechgeschirr gegen die Gitterstäbe, johlten „Jacko! Jacko!“ Marcel Avram wartete im Besucherzimmer 34: nur zwölf Quadratmeter klein, darin ein Tisch, 13 Stühle, an der Wand ein Robbenposter neben dem Zigarettenautomaten. Mit im Raum waren ein Steuerfahnder und eine Dolmetscherin, die aufpassten, dass die beiden nicht über das Verfahren sprachen. Michael Jackson war ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Der damals 38-jährige Weltstar wirkte sehr jungenhaft und scheu, fast schüchtern, seine Sonnenbrille behielt er auf. Höflich gab er allen die Hand, auch den Justizbeamten. Mit seiner Stimme und seinen energiegeladenen Auftritten konnte dieser Mann Millionen Fans zum Ausflippen bringen, aber bei diesem Besuch hinter Gittern hauchte er seine Worte nur. „I’m very glad to see you“ (ich freue mich sehr, dich zu sehen), begrüßte er seinen väterlichen Freund. Jacko erzählte, dass er am Vortag ein Trikot von Löwenpräsident Karl-Heinz Wildmoser bekommen hatte. Avram antwortete, dass ihm ein Bayern-Trikot lieber gewesen wäre, er sei Bayern-Fan. Sie sprachen auch über die Tournee, doch auf den Inhalt des Gesprächs kam es gar nicht so an. Es war die Geste, dass Michael Jackson überhaupt gekommen war. Avram wirkte sehr gerührt. Vor dem Rummel um seine Person blieb der Superstar auch im Gefängnis nicht verschont. Die JVA-Beamten und sogar der griesgrämige Steuerfahnder baten um Autogramme. Jackson erfüllte ihnen den Wunsch. Nach einer halben Stunde war der Besuch vorbei. Jacko hatte sich schon verabschiedet, ging aber noch mal zurück, um Avram erneut zu umarmen. Dann ging’s durch die Gefängnisflure, Tür auf, Tür zu, wieder zurück in den Hof und in der Autokolonne raus in die Freiheit – erneut vorbei an den vielen wartenden Fotografen. Oft steht man als Reporter mit vielen anderen draußen vor verschlossenen Türen. Und manchmal ist man mittendrin. Nina Job ist seit 1995 bei der Abendzeitung. Seit 2017 ist sie Chefreporterin. Die AZ-Reporterin erlebt einen weltberühmten Star als scheuen und sehr höflichen Menschen Nina Job durfte Michael Jackson vor dessen Abflug noch kurz in seinen Privatjet begleiten. Foto: privat 1950 Auf einen schönen Nachmittagskaffee vor Ruinen auf Höhe der Maxburg: Die Bessergestellten können schon wieder Münchner Gemütlichkeit genießen, mit reichlich Platz und freier Sicht auf die Frauenkirche. Deren im Krieg zerstörte Turmhauben sind schon wieder hergestellt. Foto: imago 1951 Auch diese Vergnügung ist – für manche – wieder möglich: Trabrennsport in Daglfing. Dem hier gerade in Führung liegenden Jockey macht’s natürlich ganz besonders viel Spaß. Foto: imago SPANNENDEPferderennen LECKERBISSEN aus unseren Foodtrucks ZÜNFTIG-SPRITZIGE Getränke im Biergarten SPIEL & SPASS FÜR KIDS Hüpfburg, Karussell & Ponyreiten TOP FAHRZEUG-ANGEBOTE zum 160-jährigen Jubiläum WIR LADEN HERZLICH EIN! Montag, 03.07.23, 17-22 Uhr auf der Galopprennbahn Riem Feiern Sie mit uns 160 Jahre HÄUSLER am Montag, den 3. Juli 2023 auf der Galopprennbahn Riem. Kommen Sie mit Ihrer Familie und Freunden vorbei. Wir freuen uns auf Sie! Außerhalb der gesetzlichen Öffnungszeiten kein Verkauf, keine Beratung und keine Probefahrten. AFTERWORKJUBILÄUMS-RENNEN Kostenlose Eintrittskarten unter: karten-riem@haeusler.de ANREISE GANZ EINFACH: S-BAHN LINIE 2, HALTESTELLE „RIEM“ Graf-Lehndorff-Str. 36, 81929 München (Begrenzte Parkplätze vorhanden!) www.haeusler.de Starke Marken • Starke Akt ionen • Starker Service: Das ist Häusler! Häusler Automobil GmbH & Co. KG - 13 x in und um München für Sie da! Mü.-Landsberger Str. / Mü.-Berg am Laim / Mü.-Harlaching / Mü.-Neuaubing / Bad Tölz / Feldkirchen / Fürstenfeldbruck / Gröbenzell / Erding / Nymphenburg / Freising / Neubiberg / Stockdorf Event-Partner: JETZT BAD RENOVIEREN UND SICHER INVESTIEREN! Fachbetrieb mit Schauraum Rosenheimer Straße 35a 85635 Höhenkirchen-Siegertsbrunn Jetzt Termin vereinbaren! Tel. 089 14 37 99 96 www.viterma.com Zuverlässige Renovierung in 5 Tagen durch unser Profi-Handwerker-Team Individuelle Maßanfertigung für bodenebene Duschen Schimmelfreie, langlebige, pflegeleichte Materialien Ein neues Bad steigert den Wert Ihrer Immobilie 98% ZUFRIEDENE KUNDEN 10 JAHRE GARANTIE AUF VITERMAPRODUKTE KOMPLETTODER TEILSANIERUNG

Promotionteam Friedberg. Segmüller Einrichtungshaus der Hans Segmüller Polstermöbelfabrik GmbH & Co. KG, Münchner Straße 35, 86316 Friedberg | 231320 BERATUNGSTERMIN ONLINE RESERVIEREN Sie möchten einenpersönlichen Küchenplanungsterminvöllig ohne Wartezeit vereinbaren? Kein Problem! Sie sind nur einen Mausklick davon entfernt. Termin reservieren: segmueller.de/kuechen TIEFPREIS IMMER GÜNSTIGER ALS JEDE RABATT-AKTION DER KONKURRENZ! GARANTIERT BIS ZUVIER WOCHEN NACH DEM KAUF! GILT AUCH FÜR MARKEN! OHNE KLEINGEDRUCKTE AUSNAHMEN! Das gibt´s nur bei SEGMÜLLER: Beim Kauf Ihrer neuen Küche können Sie sich auf unseren kompetenten und kostenlosenRundum-Serviceverlassen. Gültig bei allen frei geplanten Küchen. Ausgenommen Mitnahmeküchen. KÜCHEN 6-STERNE DER SPEZIALIST KOMPETENTE BERATUNG Unsere Küchenexperten beraten Sie professionell in allen Fragen. Selbstverständlich zu Ihrem Wunschtermin. LIEFERUNG UND MONTAGE Hier sitzt jeder Handgriff. Zuverlässige Lieferung und professionelle Montage – auch bei komplexen Grundrissen. INSTALLATION DER ANSCHLÜSSE Unsere ausgebildeten Montage- & Installationsprofis übernehmen die Elektro- und Sanitäranschlüsse. AUFMASS VOR ORT Perfekte Planung von der Ermittlung der genauen Raummaße und Lage Ihrer Anschlüsse bis hin zur 3D-Planung. PREISGLEICH UMPLANBAR Wir planen jede Küche ohne Aufpreis für Sie um. Mehrkosten nur für zusätzliche oder alternative Ausstattungen. Gültig bei allen Werbeküchen. 0%-FINANZIERUNG OHNE MEHRKOSTEN Bis zu48 Monatekeine Zinsen zahlen! Garantiert ohne Anzahlung und versteckte Gebühren. K3 K3 0% effektiver Jahreszins bis zu 48 Monate für einen Küchenkauf im Einrichtungshaus ab einem Auftragswert von 480,- €, ohne Anzahlung. Beispiel: Finanzierungsbetrag 480,- € = 48 Raten zu je 10,- €. Finanzierung durch die Santander Consumer Bank AG. Kaufpreis entspricht dem Nettodarlehensbetrag sowie dem Gesamtbetrag. Effektiver Jahreszins und gebundener Sollzinssatz beträgt 0,00% p.a.. Bonität vorausgesetzt. Hierbei handelt es sich um ein Angebot der Santander Consumer Bank AG, Santander-Platz 1, 41061 Mönchengladbach. Die Angaben stellen zugleich das 2/3-Beispiel gemäß § 6a Abs. 4 PAngV dar. DAS ALLES IST BEI UNS IM PREIS INKLUSIVE: DIE KÜCHENWELT DER SUPERLATIVE MIT ÜBE R − 120 AUSSTELLUNGSKÜ CHEN Öffnungszeiten Mo bis Fr: 10:00 bis 19:00 Uhr Samstag: 09:30 bis 19:00 Uhr 85599 Parsdorf Heimstettener Straße 10 Tel.: 089/9 00 53-0

8 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE 9 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Das Team der Abendzeitung, an einem Spätfrühlingstag im Westpark mit einer Drohne fotografiert. So ganz vollständig ist die AZ-Familie auf diesem Foto allerdings nicht – irgendwer ist ja immer verhindert. Und manche aus der Redaktion mussten terminbedingt in der Stadt unterwegs sein, um Geschichten zu recherchieren. Die waren dann zumindest in Gedanken dabei. Foto: Bildschnitt TV Gestatten, wir sind die Abendzeitung!

10 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Promis sind immer und überall Von Steffen Trunk Da ich für einen Roadtrip in Kalifornien war, lieferte ich für die AZ im Februar 2020 gleich einen Oscar-Vorbericht. Während ich Fotos von der Baustelle vor dem Dolby Theatre in Los Angeles machte, klingelte mein Handy. Es war Frédéric von Anhalt. „Warum gibst du nicht Bescheid, dass du hier bist?“, sagte der Adoptiv-Prinz vorwurfsvoll. Ich antwortete blitzschnell: „Ich hätte mich schon gemeldet. Wie geht’s dir?“ Stille. Aufgelegt. Dafür eine WhatsApp mit Adresse: „In zwei Stunden bei mir. Bitte nichts mitbringen, ich habe so viel Champagner zu Hause, den ich gar nicht trinke.“ Meine Reise-Begleitung musste ich erst noch überreden. Anstrengende Prominente sind schließlich nur etwas für People-Redakteure. Aber das Getränke-Angebot überzeugte. Mit seinem bekannten schallenden Gelächter wurden wir tatsächlich 120 Minuten später von Zsa Zsa Gabors Witwer im elften Stock in Beverly Hills empfangen. Mein Blick wanderte sofort auf das gigantische Bild im Wohnzimmer. Dort wurden wir an der Wand von Nancy und Ronald Reagan samt Zsa Zsa Gabor und Frédéric begrüßt. Darunter saßen riesige schwarze Ratten auf einem falschen Kamin. „Manchmal hast du keinen Geschmack“, neckte ich von Anhalt. Er antwortete sentimental: „Die erinnern mich an unser altes Haus in Bel Air. Die Villa war so baufällig, uns besuchten jeden Tag Ratten.“ Auf den Ekel ploppte prompt die erste Flasche. Doch der prickelnde Schampus landete zuerst an der Decke. Und auch beim Füllen der Gläser schäumte der gute Tropfen über, weil von Anhalt viel zu schnell und offensichtlich ungeübt nachkippte. Der feine Teppich muss in die Reinigung, verordnete von Anhalt via Anruf beim Empfang; zudem solle man sein Auto aus der Garage fahren. Als das redselige Trio unten ankam, reagierte der Angestellte nervös. Der Beifahrersitz wurde eilig hochgeklappt. „Oh, da hatte ich wohl zuletzt Besuch“, lachte von Anhalt verschmitzt. Vor dem Einsteigen in seinen weißen SUV machte ich zunächst den Hygiene-Check und fragte unbefleckt, wohin es eigentlich gehe. „Eine Spritztour durch Bel Air. Ich zeige euch, wo Heidi Klum wohnt.“ Wir düsten, nein: rasten bis zum Nobel-Viertel. „Ich muss mich beeilen. Es ist gleich noch ein Tisch reserviert.“ Die Fahrt glich einer Achterbahnfahrt. Es ruckelte und krachte. Die kurvenreichen Straßen waren mit Schlaglöchern übersät. Hier sollen die Reichen und Schönen wohnen? „Die haben einen Fahrer und merken auf der Rückbank nichts von der Buckelpiste“, erklärte Frédéric. Einen Star haben wir im Halbdunkel vor den gut geschützten Anwesen dann nicht mehr getroffen, dafür beim Abendessen aber zufällig die Chefin des Bayerischen Hofs. Innegrit Volkhardt scherzte bei der Begrüßung: „Sie hier in Beverly Hills – und nicht in Hollywood?“ Steffen Trunk (33) ist seit 2017 bei Abendzeitung Digital und leitet das Ressort People. Unser People-Redakteur macht gerade Urlaub in den USA, als Frédéric von Anhalt anruft Frédéric von Anhalt (r.) 1989 mit seiner damaligen Frau Zsa Zsa Gabor bei Promi-Wirt Kay Wörsching. Fotos: imago Anhalt im Jahr 2019. 1952 Ein Löwe am Ausschank: Franz Trimborn (HofbräuhausWirt 1950 bis 1960, links) gibt dem Tier, was man Vierbeinern dieses Formats – gewöhnlich sind das Hunde – halt so gibt: eine (Weiß-) wurst. Wir hoffen, dass dem Babylöwen nicht auch noch eine Halbe aufgedrängt wurde. Foto: imago 1953 Auch das Zamperl kriegt einen Bissen. Dafür muss es dann aber auch brav in der praktischen Box warten, während Frauchen im Kaufhaus einkaufen geht. Foto: imago Wir gratulieren der Abendzeitung zum 75. Geburtstag Ihr seid GANZ GROSSES Kino! www.mathaeser.de

S 1234567890 MAX MU TERMANN VORTEILE JETZTVIELE SICHERN! MIT DERKUNDENKARTE Höffner Möbelgesellschaft GmbH & Co. KG • Ludwig-Koch-Str. 3 • 81249 München Tel. 089/857934-0 • www.hoeffner.de • Öffnungszeiten: Mo-Sa von 10-19 Uhr Servus Dahoam!

12 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Die AZ und Kaffeesatz lesen AZ: Frau Gülbay, seit wann verkaufen Sie hier in ihrem Kiosk in der Liebigstraße die Abendzeitung? AYLIN GÜLBAY: Seit dem 15. Juni 1997. Jeden Tag gehen 15 bis 20 über den Ladentisch, die Abendzeitung ist ein Verkaufsschlager. Eine ältere Dame so um die Achtzig liest die Abendzeitung jeden Tag schon während des Kaufens und erzählt mir alles, was drin steht. Als erstes liest sie die Todesanzeigen, dann den Fußball. Was passiert sonst so in Ihrem Kiosk? Ich habe in 25 Jahren viel erlebt, darunter zwei Sterbefälle. Beide Männer sind einfach tot umgefallen. Aber ich habe auch schöne Sachen erlebt. Zum Beispiel haben sich eine Kundin und ein Kunde hier öfters getroffen – und dann geheiratet. Waren Sie irgendwie daran beteiligt? Er hat mich gefragt, wann sie immer kommt, und kam dann extra wegen ihr. Und weil die Frau und ich Türkinnen sind, habe ich mit ihr Kaffeesatz gelesen und gesagt: Du wirst jemanden kennenlernen. Geschickt eingefädelt. Wie haben die beiden sich dann näher kennengelernt? Er ist Handwerker, sie hat eine Küche gebraucht – dann hat er halt ihre Küche gebaut. Woher wusste er, dass sie eine Küche braucht? Das habe ich ihm gesagt. Und ihr habe ich gesagt, dass ich einen Handwerker kenne. Ich habe ihm dann auch das Wort „Liebe“ auf Türkisch beigebracht, damit er’s ihr gleich sagen kann. Kennen Sie viele Kunden so gut? Ja, ich habe auch viele Wohnungsschlüssel von älteren Leuten – und einem hat das das Leben gerettet. Er kam mindestens jeden zweiten Tag in den Kiosk, doch einmal kam er für vier, fünf Tage nicht. Ich bin zu ihm nach Hause gegangen, da lag er bewusstlos im Bett. Ich habe den Notarzt geholt, und der sagte: Eine halbe Stunde später wäre der Mann tot gewesen. Das ist sechs, sieben Jahre her, er lebt immer noch, und ich habe immer noch seinen Schlüssel. Wie sind Sie dazu gekommen, diesen familiären Kiosk zu betreiben? Ich bin Hotelfachfrau und wollte das nur zwei Jahre machen, bis meine Tochter aus dem Gröbsten raus ist. Inzwischen hat sie ihren eigenen Laden. Aber ich gehe nicht mehr in den Hoteljob zurück. Hier ist’s schöner – mit meinen ganzen Stammkunden. Jetzt ist es gleich 16.15 Uhr, dann kommt der Bernhard, er kommt immer vor seiner Schicht. Da könnte ich die Uhr danach stellen. Ich bin gespannt. (Um Punkt 16.15 Uhr betritt ein Herr den Laden) Schau, da ist er. Hallo, Bernhard! Interview: Dominik Petzold Nicht nur die Reporter erleben viel – sondern auch AZ-Händler wie Aylin Gülbay, die einen belebten Kiosk im Lehel betreibt AZ-INTERVIEW mit Aylin Gülbay Die Münchnerin betreibt einen Kiosk in der Liebigstraße im Lehel Aylin Gülbay in ihrem Kiosk in der Liebigstraße. Foto: Daniel von Loeper 1954 Da geht’s ja zu wie am Stachus: Das geflügelte Wort gilt damals noch mehr als heute, denn vor dem Karlstor sind auch noch Autos und Trambahnen unterwegs, die stangerlgerade in die Neuhauser- und Kaufingerstraße reinfahren. Foto: imago/ Gerhard Leber 1955 Das Glockenspiel auf demMarienplatz fasziniertMenschen zu allen Zeiten, auch Mitte der Fünfziger, als dieses kolorierte Bild entsteht, wird das Spektakel verfolgt, das den Krieg überstanden hat. Foto: imago Das ist uns wichtig: Als Deutschlands erste Gemeinwohl-Bank setzt die Sparda-Bank München eGauf die Stimmen ihrer Mitglieder. Hier zählen nicht Aktionär*innen und Shareholder Value, sondern derWille und dasWohl der Gemeinschaft. So können wir unsere Zukunft menschlicher gestalten und aktiv für die Region eintreten. www.wirtschaft-für-alle.de Arnulfstraße 15 · 80335 München Filialen in München und Oberbayern SpardaService-Telefon: 089 55142-400 NICHT EGAL IST« »WEIL ES UNS ob wir nur Kund*innen oder aktive Mitgestalter*innen sind.

www.interni.de • info@interni.de • Germanenstraße 2 • 89250 Senden/Iller Fon 07307 / 856000 • Fax 07307/ 856100 • offen: Mo - Sa 10 - 19 Uhr DESIGN FÜRS LEBEN RICHTEN SIE SICH AUF DAS SCHÖNSTE EIN In Senden, 12 km südlich von Ulm und 150 km westlich von München, steht Deutschlands größtes Einrichtungshaus für Interior Design. Doch nicht nur die Quadratmeter, sondern die unvergleichliche Vielfalt an Herstellern, Klassikern und Neuheiten macht die wahre Größe von interni by inhofer aus – genauso wie die einzigartige Atmosphäre im Haus unter dem Motto „Design fürs Leben“. Cassina LC2 Sessel Sofa Mex-Hi ©Cassina ©Vitra VitraEames Plastic Chair Schon vor Außen merkt man, dass sich interni einem besonderen Lebensgefühl verschrieben hat. Großzügige Glasfronten und eine außergewöhnliche Architektur prägen das Erscheinungsbild des Hauses. Im Inneren erwartet die Besucher:innen auf vier lichtdurchfluteten Etagen und im markanten Backsteinturm eine Welt voller Ideen und Inspiration. Ein umfassendes Designerlebnis, das sich ständig verändert und neu entdecken lässt: Auf der Suche nach einzigartig schönen Tischen mit Stein- oder Massivholzplatte empfiehlt sich z. B. ein Blick ins neu gestaltete Draenert Studio, um die aktuellen Modelle und Gestaltungsmöglichkeiten kennenzulernen. Genauso gibt interni den Neuheiten weltweit renommierter Hersteller wie B&B Italia, Cassina, Cor, Minotti, Treca, USM und Walter Knoll eine Bühne – und lädt zu individuellen Lösungen ein. Persönliche Beratung auch in Sachen Licht und Textilien gehört für das erfahrene Team von interni zum exklusiven Einrichten einfach dazu – bis hin zu Grundrissplanungen und Oberflächenkollagen. Design fürs Leben – eine wichtige Facette der interni Erfolgsformel ist das sinnliche Erlebnis, wie es kein Onlineshop bietet. Wie gut sich Wohnen in Perfektion anfühlt, lässt sich auf dem Verkaufsoffenen Wochenende mit Design-Sonntag in Senden ganz unkompliziert ausprobieren und genießen. % % % % % % EXTRALANGES EINKAUFSWOCHENENDE Nur 5Minuten von Ulm Größte Auswahl • Bester Service • Günstigste Preise % % % Möbel Inhofer GmbH & Co. KG. • Ulmer Straße 50 • 89250 Senden Montag - Freitag 10.00 - 19.00 Uhr • Samstag 09.30 - 19.00 Uhr Sonntags geöffnet von 11-18 Uhr. Beratung und Verkauf ab 13 Uhr www.inhofer.de Juni 22 Donnerstag Juni 24 Samstag Juni 23 Freitag Juni 25 Sonntag JETZT BEI INTERNI ENTDECKEN: NEUES DRAENERT STUDIO – MANUFAKTUR-TISCHE IN STEIN UND MASSIVHOLZ NEUES YOMEI STUDIO – MINIMALISTISCHE DESIGNKULTUR AUS DEUTSCHLAND

14 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Kraftausdruck Von Volker Isfort Im November 2012 kam John Irving nach München, um abends im ausverkauften Residenztheater seinen 13. Roman „In einer Person“ vorzustellen. Vormittags gab er vor einer größeren Journalistenrunde in einem Hotel ein Pressegespräch. Im Roman geht es um Bisexualität, aber natürlich auch ums Ringen. Und da der passionierte Ringer Irving im Roman von einem ganz besonderen Griff schrieb, den der Protagonist erfunden hatte, wollte eine Journalistin wissen, wie dieser aussehe. Irvings Pressefrau blickte mich scharf an, ich war also der Auserwählte, der nun auf Irvings Aufforderung den Autor angreifen sollte. Ich schätze, wir lagen beide in der Weltergewichtsklasse, der „Kampf“ aber war in einem Sekundenbruchteil entschieden. Mit überwältigender Schnelligkeit und Kraft hatte der damals 70-Jährige mich in eine heillose Lage gebracht, verzichtete aber gnädigerweise darauf, mich final auf den Hotelboden zu werfen. Mein Respekt vor Kritikern, die es wagen, Irvings Bücher zu verreißen, ist seitdem ins Unermessliche gestiegen. Man weiß ja nie, unter welchen Umständen man sich wieder begegnet. Volker Isfort (54) ist seit 1999 bei der Abendzeitung und leitet seit 2002 das Kulturressort. Unser Literaturkritiker greift John Irving an und stellt fest: Der Starautor kann ringen John Irving (links, mit Robin Williams) spielte 1982 in der Verfilmung seines Romans „Garp und wie der Welt sah“ einen Kampfrichter. Einen passenderen Cameo-Auftritt dürfte es in Hollywood selten gegeben haben: Irving versteht sich bestens aufs Ringen. Foto: Warner Bros. / Courtesy Everett Collection / imago 1956 Wie groß die Dinger früher waren: Professor Hans Piloty von der TH München, der heutigen TechnischenUniversität München, präsentiert den Röhrencomputer PERM. Der ist anschließend bis 1974 im Einsatz – heute steht er im Deutschen Museum. Foto: imago 1957 Am Stachus setzt man nicht auf Technik, sondern auf den Menschen, genauer gesagt: den Verkehrsleiter. Links über dem Herrn prangt der bekannte Schriftzug von Osram. Der leuchtet bis 2019, zwei Jahre später wird ein neuer mit moderner LED-Technik angebracht. Foto: imago

WOCHEN BESTPREIS 19% MwSt. GESCHENKT! Matthias Schweighöfer X ZUSÄTZLICH Z Ausgenommen: siehe 1) und 2) sowie in der Werbung angebotene Ware INALLENABTEILUNGEN EXKLUSIV FÜR FREUNDSCHAFTSKARTENINHABERINNEN UND -INHABER 30% unter UVP Hauspreis mindestens 1) + S) 2) + S) *KF053A000* K F 0 5 3 A 0 0 0 Für Druckfehler keine Haftung. Die XXXLutz Möbelhäuser, Filialen der BDSK Handels GmbH & Co. KG, Mergentheimer Straße 59, 97084 Würzburg. 1) Gültig bei Neuaufträgen auf UVP in den Abteilungen Möbel, Küchen, Matratzen, Teppiche und Babyzimmer (bei XXXLutz in Ludwigsburg keine BabyArtikel platziert), auch im Online Shop. Ausgenommen: bereits reduzierte Ware, im Online Shop als „Werbung“ und „Online Only“ sowie in der Ausstellung als „Dauertiefpreis“ gekennzeichnete Artikel, E-Geräte, Spülen, Armaturen, Zubehör, Arbeitsplatten und Nischenrückwände und Badzubehör sowie Artikel der Marken Boxxx und Depot. Gültig bis mindestens 17.06.2023. 2) Gültig bei Neuaufträgen, exklusiv für Freundschaftskarteninhaberinnen und -inhaber, auch auf die Baby-Exklusivmarken Jimmy Lee, My Baby Lou, Avelia und Partinio. Ausgenommen: Artikel der Abteilung Baby & Kinder sowie Artikel der Marken Aeris, Berbel, Biohort, Blomus, Bora, Boxxx, Doppler, Flexa, Glatz, Jan Kurtz, Kettler, Liebherr, Miele, Musterring, Quooker, Rolf Benz, SetOne by Musterring, SMEG, Stern, Team 7, Zuiver, Depot, Ekornes und Zebra. Der Rabatt entspricht dem deutschen MwSt.-Anteil des jeweiligen Kaufpreises (Minderung 15,96 %). Der geminderte Betrag ist Grundlage für die auf dem Kassenbon ausgewiesene deutsche MwSt. (Keine Erstattung der ausgewiesenen deutschen MwSt. möglich). Soweit anwendbar, Kombination mit dem „Hauspreis“ möglich, darüber hinaus keine weiteren Konditionen möglich. Gültig bis mindestens 17.06.2023. S) Ausgenommen: in dieser Werbung angebotene Ware, in der Ausstellung als „Bestpreis“/„Bester Preis“ gekennzeichnete Artikel, Saisonartikel, Elektro-Kleingeräte, Gutscheinkauf und Bücher. Keine Barauszahlung. Im Online Shop wird immer der beste Endpreis angezeigt (mit „Aktion“ gekennzeichnet) - unabhängig jeglicher Rabattaktionen.

MEHR INFOS UNTER falkensteiner.com/marienbad Grand Hotel Marienbad Betriebs s.r.o. · Ruska 123 · 35301 Marienbad · Reinhard Wall / Till Schäfer · C 126806 · Stadtgericht Prag -15% SUNSHINE SPECIAL* Abschalten, durchatmen und Entschleunigung erfahren. Wohltuende, jahrhundertealte Heilquellen spüren und bei Gesundheitsmassagen & Aktiveinheiten neue Vitalität erlangen. Das 5* Wellness-Refugium Falkensteiner Spa Resort Marienbad bietet eine entspannende Auszeit mit einem ganzheitlichen Acquapura Spa-Konzept, vier Pools, Saunen, Ruhezonen, sowie einem Medical Center mit Kurarzt und erfahrenen Therapeut_innen. Das Flair der malerischen Kurstadt Marienbad schenkt Ihnen neue Inspiration, Spaziergänge in der Natur machen den Kopf frei und der ganzheitliche Fokus auf Ihr Wohlbefinden wirkt nachhaltig ausgleichend. * -15% Rabatt auf Nächtigungen im Reisezeitraum bis 2.9.2023. Buchbar bis 2.7.2023. Heal. Restore. Relax. 5 * WELLNESS - REFUG I UM I N MAR I ENBAD

17 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE „Viel mehr als eine Zeitung“ Von Felix Müller AZ: Herr Ude, es gibt ein Foto, das zumindest in der AZ-Welt weltberühmt ist, es hängt auch groß in den neuen Redaktionsräumen. Es zeigt Sie als Zeitungsverkäufer mit roter AZMütze. Was war da los? CHRISTIAN UDE: Ich bin 1998 zum 50-jährigen Jubiläum der Abendzeitung gebeten worden, einen Kabarett-Beitrag zu liefern. Da wollte ich keinen schwarzen oder dunkelblauen Anzug anziehen. Ich dachte, wenn schon, denn schon und habe mir die volle Montur ausgeliehen: Mütze, Umhang und eine Tasche, in die ein ganzer Stapel Zeitungen reinpasst. Und dann? Bin ich als AZ-Verkäufer aufgetreten. Die Zeitungsjungenhat es ja in München eigentlich nach den 50er-Jahren kaum noch gegeben. Aber ich habe den Zeitungsjungen gespielt – undmich natürlich auch ein bisserl über die AZ lustig gemacht. Die Resonanz auf den Auftritt war gewaltig. Auch in meiner Familie. Die hatte doch wohl nichts dagegen, dass Sie als AZ-Verkäufer auftreten? Meine Mutter war schon sehr gealtert und nicht mehr mit dem totalen Durchblick ausgestattet, sie lebte schon im Seniorenheim. Als ich sie in der nächsten Woche besucht habe, hatte sie das Bild von der Titelseite ausgeschnitten, es lag auf der Kommode. Was hat Ihre Mutter gesagt? Sie meinte: Christian, das war ja klar, dass es nicht ewig gut geht im Rathaus, aber dem Papa wär es doch lieber gewesen, wenn du die „Süddeutsche“ verkaufst (lacht lange). Der Oberbürgermeister verkleidet sich zur Gaudi als AZ-Verkäufer – und die Mutter glaubt, er muss jetzt die Abendzeitung verkaufen. Die AZ ist nur wenige Monate jünger als Sie. Was sind Ihre frühen Erinnerungen an die AZ? Die kurioseste Geschichte weiß ich auf jeden Fall noch. Als „SZ“-Jungredakteur hatte ich ein Interview mit dem Kommunarden Fritz Teufel, er war extra nach München gekommen. Er wollte das Interview unbedingt im Altschwabinger Lokal Weinbauer führen. Dort nahmen mehrere Stammgäste sofort eine bedrohliche Haltung ein. Sie nahmen Stuhlbeine in die Hand wie Prügel und kamen auf uns zu. Ich hab noch gefragt, was das soll, ich sei Reporter bei der Arbeit. Doch der Wirt schrie nur „Wer mit dem Deife kommt, ist selber einer!“ Was hatte das mit der AZ zu tun? Ich hatte kein Interview, aber wollte natürlich in den „SZ“-Lokalteil schreiben, wie die angeblich so liberale Schwabinger Gastronomie mit langhaarigen Revoluzzern umgeht. Aber die Redaktion sagte, das kommt gar nicht in Frage. Jemand, der seinen nackten Hintern in die Kamera hält (wie die Kommune 1 auf dem berühmten Nacktfoto, d. Red.), ist halt kein Umgang. Und das sah die AZ anders? Ja, ich habe das der AZ-Kollegin Almut Hielscher erzählt. Die war genauso empört wie ich, dass die „SZ“ mir dazu keinen kritischen Kommentar erlaubt. Und hat ihren Volontär geschickt, der mich dann interviewt hat – und kritisch berichtet, dass die Schwabinger seltsame Typen sind, die weltweit mit ihren Künstlern und NonKonformisten werben, aber wenn wirklich mal einer kommt, drohen sie mit Prügel. Wissen Sie, wer der junge Knabe war, der das für die AZ schrieb? Nein. Es war Götz Aly, später einer der bekanntesten Kulturwissenschaftler Deutschlands. Den habe ich damals als jungen AZReporter kennengelernt. Gab es das in jenen Jahren häufiger, dass Sie die AZ als die liberalere Stimme wahrgenommen haben? Die Demonstrationen jener Jahre waren in der Abendzeitung auf jeden Fall immer gleich ein Aufstand der Massen, während der „Münchner Merkur“ immer nur von einer kleinen radikalen Minderheit schrieb. Ich versuchte, für die „SZ“ die seriösen, realistischen Zahlen zu nennen. Sie sind ein paar Monate älter als die AZ, haben Sie Erinnerungen als Kind? Mein Vater war ja Mitarbeiter der „SZ“ und erzählte täglich von der Arbeit. Die Abendzeitung war schon damals kürzer, bunter, frecher. In der „SZ“ ging es ewig um Dichterlesungen, Hochschulveranstaltungen, Ausstellungseröffnungen. Ich fand oft wichtiger, worüber die Abendzeitung auch mit Bildern berichtet hat. Die „Süddeutsche“ war eine Bleiwüste, die Abendzeitung hat das Stadtleben auch mit dem Auge verfolgen lassen. Haben Sie später, als junger Mann, morgens als erstes Graeters Klatsch gelesen? Nein. Für mich waren eher die Studentenunruhen wichtig, bei denen die AZ eine Parteinahme für die rebellische Jugend hat durchblicken lassen. Gleichzeitig war sie im Gesellschaftsteil oft unheimlich konservativ, die ganzen geldigen Leute tauchten auf der KlatschSeite auf. Michael Graeter war bestimmt kein Freund der Studentenunruhen. Eher der Bussi-Bussi-Gesellschaft, wenn auch mit gewisser ironischer Distanz. Graeter gelesen haben Sie also schon? Relativ selten. Graeter war für die studentische Jugend einfach nicht so wichtig. Aber die AZ hat man geschätzt, weil sie schnell zumWesentlichen kam und ausgesprochen jugendfreundlich war. Sie haben mir mal erzählt, dass Sie viele, viele Jahre mit unserer Filmkritikerin Ponkie jeden Sonntag gefrühstückt haben. Ja, meine wichtigste persönliche Beziehung zur Abendzeitung war Ponkie als Freundin von Helmut Fischer, der gleich bei uns am Kaiserplatz gewohnt hat. Beide haben sich gemocht, verehrt, ich habe den Eindruck: unterschwellig geliebt. Wir hatten eine unheimliche Gruppendynamik mit unserem wöchentlichen Treffen. Die AZ hat bis heute eine starke Beziehung zu Schwabing. Ja, klar! Woran liegt das traditionell? Man hatte als Leser immer den Eindruck, dass die Hälfte der AZRedaktion in Schwabing lebt, so viel ging es um die hiesigen Kneipen. Aber auch der Straßenverkauf war nirgends so erfolgreich wie an der Leopoldstraße. Bis heute pflegt die AZ eine sehr spezielle Mischung: bunt und laut, aber auch geistig und kritisch. Das gibt es bei keiner anderen deutschen Zeitung so, oder? Nein. In der Medienlandschaft gibt es das nicht. Aber den Menschentyp, den gibt es eindeutig, Passt die AZ besonders gut nach München? In Hamburg oder Berlin gibt es ja nichts Vergleichbares. Ja, das habe ich nirgends anders erlebt. Das Feuilleton liest man ja auch wirklich mit Gewinn. Sigi Sommer, der Kolumnist, hat auch ganz ernstzunehmende Literatur geschrieben. Viele Kolumnen waren dann Literatur in kleinem Format. 2014, gerade in Ihren letzten Monaten im Amt, ist die Abendzeitung arg ins Straucheln geraten. Man musste fürchten, dass sie eingestellt wird. Wie erinnern Sie sich an diese Monate? Eine meiner letzten Amtshandlungen überhaupt war, dass ich noch mal den AZ-Verkäufer in der Innenstadt gemacht habe. Ich habe eine Rede bei einer Spontan-Demonstration gehalten, zu der Chefredakteur Arno Makowsky eingeladen hatte. Man hat in diesen Wochen gesehen, dass die Abendzeitung nicht nur ein Unternehmen ist, nicht nur eine Zeitung. Sondern? Viel mehr. Sie ist auch die Plattform einer Münchner Szene. Nicht total vergeistigte Menschen, die sich das „SZ“-Feuilleton antun, sondern geistig interessierte, politisch aufgeschlossene, eher aufsässige bis linksliberale Menschen. Die Abendzeitung ist eine kulturelle Plattform, keine reine Informationsquelle. Sie kommt einem Bedürfnis entgegen. Sie fremdeln ein wenig mit dem Zeitgeist, all den aufgeregten Online-Debatten, politischer Korrektheit. Welche Rolle können Zeitungen, welche Rolle sollte da gerade die Abendzeitung in der Zukunft noch spielen? Die Rolle, die sie spielt. Nicht voller Aggression über diesen und jenen herfallen. Dieser heutige Un-Zeitgeist gehört ja schon immer zur „Bild-Zeitung“ – und einfach überhaupt nicht zur AZ. Und noch etwas schätze ich sehr an der Abendzeitung. Was? Dass ausgerechnet der Verleger interessante und couragierte Groß-Kommentare schreibt. Ein wirklich respektabler Kolumnist, das sind Sonderseiten, die sich zu lesen lohnen. Zum Abschluss so von 75-Jährigem zu 75-Jähriger: Was wünschen Sie der Abendzeitung zum Jubiläum? Gsund bleibn! Was bei einer Zeitung vor allem die wirtschaftliche Gesundheit meint. Meinungsstark bleiben, diese Meinung auch ernsthaft vertreten. Und: unterhaltsam bleiben. Alte Leute geraten ja oft in Gefahr, Krankheiten für interessanter zu halten. Dieser Gefahr sollte man nicht erliegen. Dann lieber Jugenderinnerungen auffrischen – wie schön, dass die Abendzeitung das im Lokalteil auch so häufig macht. Alt-OB Christian Ude ist 75 – so alt wie die AZ. Hier spricht er über sein Verhältnis zur Abendzeitung, Auftritte als Zeitungsjunge – und Frühstück mit Ponkie „Der heutige Un-Zeitgeist, über Leute herzufallen, passt überhaupt nicht zur AZ“: Alt-OB Christian Ude auf dem Rentnerbänkchen am Kaiserplatz, daheim in Schwabing. Fotos (2): Petra Schramek Christian Ude bei seinem Auftritt als Zeitungsverkäufer 1998. Noch als Oberbürgermeister bei der Zeitungslektüre. Fotos (2): Archiv Ude Ude beim Interview in seiner Wohnung mit AZ-Lokalchef Felix Müller. ‚‚ AZ-Leser sind aufgeschlossen, ‘‘ eher aufsässig ‚‚ Die AZ nahm Partei für die ‘‘ rebellische Jugend AZ-INTERVIEW mit Christian Ude Der 75-Jährige war von 1993 bis 2014 Oberbürgermeister. Ude ist gebürtiger Schwabinger und trotz allem immer noch überzeugtes Mitglied seiner SPD.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=