Die SWM gratulieren der Abendzeitung herzlich zum 75-jährigen Jubiläum und wünschen weiterhin viel Erfolg. Der Puls unserer Stadt 31 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Wenn’s um die Wurst geht Von Thomas Müller Es ist schon so. Hollywood ruft eher selten an. Der Kaiser von China erst recht nicht. Und die CheckpotHotline der Lotto-Zentrale Bayern leider auch nicht. Da geht es einem Abendzeitungs-Redakteur nicht viel anders als einem Mitglied der nicht-schreibenden Zunft. Und doch gibt’s manchmal Anrufe, die einen erreichen, die dann mal so richtig überraschend sind. So ging’s mir an einem Sonntag im Mai 2014, als mein Festnetz-Anschluss an meinem Arbeitsplatz in der Abendzeitung klingelte. Es war ein externer Anruf – die RufnummerKennung auf dem Display war unterdrückt. Und es war ein Anruf, den ich damals in dem folgenden „Monaco“ verewigt habe: „Sonntagvormittag in der Lokalredaktion. Die Nachrichtenlage ist ähnlich überschaubar wie die Besetzung. Ich wurstle vor mich hin – da klingelt das Telefon. Ein Herr ist genden Redebedarf. Es geht um die Wurst. Genauer gesagt um den Wurst-Test der Stiftung Warentest, den die AZ in der Wochenendausgabe veröffentlicht hatte. Leider, und da hat der Herr völlig recht, den falschen: nämlich nicht den aktuellen von 2014, sondern einen alten Test von 2010. Sorry! Unser Fehler. Der Herr schwadroniert über Majoran-Aromen, deutliche Würze, leichte Schärfe und mittelgrobe Konsistenz. Und schwäbelt sich dann fast in Rage, dass seine Würstl nicht etwa nur auf Platz 3 (wie 2010), sondern aktuell auf Platz 2, einzig geschlagen von Bio-Würstchen, gelandet seien. Was ich aus diesem Gespräch mitnehme? Dass Uli Hoeneß nach einem Jahr des Schweigens wieder mit der Abendzeitung spricht. Dass sich Bayerns Ex-Präsident sehr wohl über eiaber, so viel ist schnell klar, hat ganz offensichtlich ganz drindran. Er spricht leicht quäkend, ist freundlich, wirkt gefasst, nen zweiten Platz freuen kann. Und dass bei Dingen wie Haftantritt oder JVA-Auswahl Hoeneß’ Redeschwall abrupt versiegt. Als ob das wurscht wäre.“ Am 26. Mai 2014 war dieses denkwürdige Telefonat. Zu einer Zeit also, als Hoeneß wegen Steuerhinterziehung zwar schon verurteilt, sein Haftantritt aber noch nicht kommuniziert war. Terminiert war er freilich längst – genau eine Woche später fuhr Hoeneß in der JVA Landsberg ein, weshalb er so kurz zuvor die wirklich wichtigen Dinge im Leben wohl noch regeln wollte, bevor es ein bisserl unpässlich werden sollte. Es ist schon so. Manchmal geht’s im Leben halt echt um die Wurst. Thomas Müller (57) ist seit 1997 bei der AZ, seit 2014 ist er Vizechefredakteur. Erinnerungen an ein denkwürdiges Telefonat mit Uli Hoeneß zu einer denkwürdigen Zeit Keine Frage, mit Würstl kennt sich Uli Hoeneß aus, er brät sie und serviert sie auch schon mal gerne – wie hier 2009 bei einem Heimspiel in der Allianz Arena. Foto: dpa 1976 Muhammad Ali kämpft nachts um vier in der Olympiahalle – die Amerikaner sollen am Fernseher dabei sein. Zuvor können die Münchner Ali tagelang für 10 Mark Eintritt im Circus Krone beim Training zuschauen. Hier wird auch ein Showkampf für Rudi Carrells Sendung „Am laufenden Band“ aufgezeichnet. Sieger: Muhammad Ali. Foto: imago/ Sven Simon 1977 Joseph Ratzinger wird von Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising geweiht und zum Kardinal ernannt. Die Bischofsweihe findet in der Frauenkirche statt. Teil des Rituals ist die sogenannte Prostration: Der Kandidat wirft sich vor dem Altar auf den Boden. Foto: imago / Heinz Gebhardt
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