Abendzeitung wird 75 Jahre alt

14 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Kraftausdruck Von Volker Isfort Im November 2012 kam John Irving nach München, um abends im ausverkauften Residenztheater seinen 13. Roman „In einer Person“ vorzustellen. Vormittags gab er vor einer größeren Journalistenrunde in einem Hotel ein Pressegespräch. Im Roman geht es um Bisexualität, aber natürlich auch ums Ringen. Und da der passionierte Ringer Irving im Roman von einem ganz besonderen Griff schrieb, den der Protagonist erfunden hatte, wollte eine Journalistin wissen, wie dieser aussehe. Irvings Pressefrau blickte mich scharf an, ich war also der Auserwählte, der nun auf Irvings Aufforderung den Autor angreifen sollte. Ich schätze, wir lagen beide in der Weltergewichtsklasse, der „Kampf“ aber war in einem Sekundenbruchteil entschieden. Mit überwältigender Schnelligkeit und Kraft hatte der damals 70-Jährige mich in eine heillose Lage gebracht, verzichtete aber gnädigerweise darauf, mich final auf den Hotelboden zu werfen. Mein Respekt vor Kritikern, die es wagen, Irvings Bücher zu verreißen, ist seitdem ins Unermessliche gestiegen. Man weiß ja nie, unter welchen Umständen man sich wieder begegnet. Volker Isfort (54) ist seit 1999 bei der Abendzeitung und leitet seit 2002 das Kulturressort. Unser Literaturkritiker greift John Irving an und stellt fest: Der Starautor kann ringen John Irving (links, mit Robin Williams) spielte 1982 in der Verfilmung seines Romans „Garp und wie der Welt sah“ einen Kampfrichter. Einen passenderen Cameo-Auftritt dürfte es in Hollywood selten gegeben haben: Irving versteht sich bestens aufs Ringen. Foto: Warner Bros. / Courtesy Everett Collection / imago 1956 Wie groß die Dinger früher waren: Professor Hans Piloty von der TH München, der heutigen TechnischenUniversität München, präsentiert den Röhrencomputer PERM. Der ist anschließend bis 1974 im Einsatz – heute steht er im Deutschen Museum. Foto: imago 1957 Am Stachus setzt man nicht auf Technik, sondern auf den Menschen, genauer gesagt: den Verkehrsleiter. Links über dem Herrn prangt der bekannte Schriftzug von Osram. Der leuchtet bis 2019, zwei Jahre später wird ein neuer mit moderner LED-Technik angebracht. Foto: imago

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