Abendzeitung wird 75 Jahre alt

61 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE 2017 Sorry, ein Versehen! Der Unternehmer aus dem Landkreis München wirft nicht etwa Restmüll in die Papiertonne oder bunte und weiße Klamotten gemeinsam in die Waschmaschine. Nein, er lässt das denkmalgeschützte Uhrmacherhäusl in Obergiesing zerstören. Sein Rechtfertigungsversuch vor Gericht, der Abriss sei ein „Versehen“ gewesen, verfängt nicht. Der Mann, dessen Dreistigkeit die Münchner empört, muss das Häuschen originalgetreu wieder aufbauen und 132 000 Euro Strafe zahlen. Foto: picture alliance/ dpa/Matthias Balk 2018 Es regnet in Strömen, dennoch ziehen Zehntausende Menschen durch die Straßen bis zum Königsplatz. 130 Gruppierungen haben zu der #ausgehetztDemo aufgerufen, sie kritisieren die Flüchtlingspolitik der CSU, die Verrohung der Sprache, die Kriminalisierung von Rettern imMittelmeer, das Polizeiaufgabengesetz, den Rechtsruck der Gesellschaft. Foto: imago/ Michael Trammer Die vergessene Schatzkammer Von Irene Kleber Die Morgenlektüre der Konkurrenz aus der Bayerstraße war elektrisierend. Ein gewisser Dietmar Holzapfel, meldete der „Merkur“, setze 10 000 Mark Kopfgeld aus. Fürs Auffinden eines verschwundenen Klenze-Kopfs. Die Bronzestatue vom Gärtnerplatz sei im Krieg eingeschmolzen worden – aber der Kopf, der sollte noch irgendwo sein in der Stadt! Es war Januar 1998, meine ersten Wochen als Jungredakteurin der AZ. Mein Telefonbüchlein war noch winzig, Internet, Mails, Mobiltelefone und Handykameras gab es nicht, wir lebten mit Telefonauskunft und Fax, und davon, uns von Mensch zu Mensch durchzufragen. Ich weiß nicht mehr, wo ich am Ende Richard Bauer, den rührigen und blitzgescheiten Leiter des Stadtarchivs, gefunden habe, von dem es hieß, er kenne jedes Mauseloch in der Stadt. Jedenfalls war er nie in seinem Büro. Heute wäre undenkbar, so vorzugehen, wie wir beide und die AZFotografin Barbara Wolbeck das gemacht haben: Unschuldig grüßend spazierten wir am Hausmeister vorbei in die Tenne des städtischen Bauhofs in Sendling, lupften Planen, pusteten Staub weg und stellten fest: Hoppala, was liegt denn da? Nicht nur Kruzifixe, eine Marienfigur und Glocken lagen da herum, sondern auch historische Gipsköpfe, wohl aus der Modellsammlung der Münchner Erzgießereien: Goethe, Gärtner, Luitpold, ach. Über Jahrzehnte waren die Kunstwerke weder untersucht noch registriert worden. „Im Krieg versteckt, dann verstaubt und einfach vergessen“, schrieb ich in die Abendzeitung. Lokalchef Rudi Schröck war entzückt, OB Christian Ude empört von seiner Schlamperverwaltung, und der Bauhof hat ordentlich aufräumen müssen. Dietmar Holzapfel übrigens, der heute stadtbekannte Wirt der Deutschen Eiche, hat zwar nicht den Bronzekopf wiedergefunden – aber Leo von Klenzes Modellkopf aus Gips, er hat ihn nachgießen lassen und am Gärtnerplatz aufgestellt. Und gerade sucht er schon wieder etwas: Der Bronzekopf von Ludwig II., der zuletzt im Seitentrakt an der Garderobe der Oper stand, ist nämlich verschwunden. Wir sollten uns mal wieder auf die Suche machen. Irene Kleber schreibt seit 1997 für die AZ, heute als Reporterin im Lokalteil. Ein verschwundener Bronzekopf führt in eine Tenne. Erstaunlich, was da vor sich hin staubt Das liegt 1998 auf den Redakteurstischen: Papierstapel und Aschenbecher. Foto: est „Münchens vergessene Schatzkammer entdeckt“ – eine Schlagzeile von 1998. Foto: privat Diesen Klenze-Kopf hat Dietmar Holzapfel nachgießen lassen. Foto: Daniel von Loeper 75 Jahre - für eine bunte Vielfalt. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=