Abendzeitung wird 75 Jahre alt

58 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE „Eine sehr gute Zukunft“ AZ: Herr Peteranderl, wo ist es schwerer, einen Handwerker zu bekommen: in München oder im Umland? FRANZ XAVER PETERANDERL: In München ist es schwieriger. Auch weil die meisten Handwerker von außerhalb kommen und kaum noch Stellplätze finden. Deshalb verzichten viele auf Aufträge. Außerdem kennen sich die Leute im ländlichen Bereich noch untereinander. In vielen Gewerken kommt es auch darauf an, ob man Bestands- oder Neukunde ist. Der Neukunde wartet etwas länger. Wie groß ist der Fachkräftemangel in München? Die Betriebe suchen Mitarbeiter und händeringend Auszubildende. Die Situation hat sich im Vergleich zum letzten Jahr etwas verbessert, aber von den Zahlen früherer Jahre sind wir weit entfernt. Wir brauchen dringend junge Leute, gerade in den Gewerken Heizungsbau, Sanitär, Elektro, Lebensmittelhandwerk, mittlerweile auch im KFZ-Bereich. Kann man sich denn die Ausbildung in der teuren Stadt München überhaupt noch leisten? Die Frage stelle ich nicht. Denn es studieren ja auch viele junge Menschen an der TU oder LMU. Im Baugewerbe bekommt ein Auszubildender 900 Euro im ersten Lehrjahr und 1400 Euro im letzten Lehrjahr. Wer bereit ist, in einer WG zu wohnen, kann sich das Leben hier leisten. Aber wir fordern auch, dass Studentenwohnheime für Auszubildende geöffnet werden. Es würde auch den Studenten nicht schaden, mit Auszubildenden in Kontakt zu kommen. Wie erklären Sie sich, dass so viele studieren wollen? Weil sie alte Vorstellungen vom Handwerk haben. Die Anforderungen für Elektriker oder Anlagenmechaniker sind sehr viel höher als noch vor zehn Jahren. Im Metallbereich wird mit hochkomplizierten Maschinen gearbeitet, im Bereich Optik brauchen sie anspruchsvolle Mathematik und Physik – so anspruchsvoll wie bei vielen Bachelor-Studiengängen. Angesichts des Fachkräftemangels müsste ein HandwerksAzubi doch eine goldene Zukunft haben, sofern er sich einigermaßen gut anstellt, oder? Sie brauchen sich nur einen Betrieb zu suchen und können einen Lehrvertrag unterzeichnen. Dann haben sie eine sehr gute Zukunft. Und die duale Ausbildung ist der beste Weg. Man hat nach drei Jahren einen Beruf, in dem man immer arbeiten kann. Und wenn man danach studieren will, kann man Theorie und Praxis perfekt verknüpfen. In den Semesterferien kann man bei vollem Lohn als Fachkraft arbeiten und sich verschiedene Unternehmen anschauen. Das ist die beste Variante, die man jedem jungen Menschen nur empfehlen kann. In den nächsten fünf Jahren stehen in Bayern 22 000 Betriebe zur Übernahme an, davon 1700 in München. Wer bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen, kann da seine Vorstellungen umsetzen und sehr gutes Geld verdienen. Interview: Dominik Petzold Was der Präsident der Handwerkskammer jungen Münchnern beruflich rät Franz Xaver Peteranderl leitet ein Bauunternehmen in Garching. Foto: Michael Schuhmann AZ-INTERVIEW mit Franz X. Peteranderl Der Münchner ist Chef eines Bauunternehmens in Garching und seit 2016 Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern. 2011 Am 6. Juli schneit es am Marienplatz, wenn auch nur Flocken aus Styropor. Hunderte fiebern hier der Entscheidung entgegen: Werden die Olympischen Winterspiele 2018 in München stattfinden? Die Entscheidung des IOC fällt mit absoluter Mehrheit aus: Pyeongchang gewinnt, in München ist kein weiterer Kunstschnee nötig. Foto: imago 2012 Sieben Jahre nach der Eröffnung der Allianz Arena findet für die Roten das Spiel der Spiele statt: das „Finale dahoam“. 120 Minuten spielt der FC Bayern den FC Chelsea in Grund und Boden. Vergeblich. Wir ersparen den Fans unter den Lesern Bilder, die nach dem Elfmeterschießen in der Arena (und in der ganzen Stadt) entstanden sind. Foto: imago/ Ulmer/Cremer Die Süddeutsche Zeitung gratuliert derAbendzeitung herzlich zum 75-jährigen Jubiläumund wünscht weiterhin viel Erfolg!

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