43 75 JAHRE AZ ABENDZEITUNG FREITAG, 16. JUNI 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE Der Kriegstreiber aus Reihe 9 Von Robert Braunmüller Beide Seiten erwarteten sich ein vorteilhaftes Geschäft, als Valery Gergiev 2013 zum Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker ab 2015 gewählt wurde. Das Orchester der Stadt wollte sein internationales Profil schärfen, der Dirigent seine Kompetenz im deutschen Repertoire. Doch die Politik überschattete von Beginn an die Entscheidung: Gergiev war – und ist – ein kultureller Repräsentant der russischen Regierung. Und als Nord-Ossete aus dem Kaukasus musste der Dirigent immer ein Stück patriotischer sein als richtige Russen. Gergiev verteidigte, womöglich gegen die eigene Überzeugung, noch vor seinem Amtsantritt die Diskriminierung Homosexueller in Russland. Vor dem Auftakt zu Gergievs Stravinsky-Zyklus kam es zu einer Demonstration, an der auch der damalige Kulturreferent HansGeorg Küppers teilnahm. Auch danach überschattete jeder politische Schachzug Putins das Engagement. 2016 spielten Musiker der Philharmoniker gemeinsam mit ihren Kollegen vom St. Petersburger Mariinsky-Orchester im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums Werke von Prokofjew und Bruckner. Die Philharmoniker luden damals einige Journalisten ein, die Reise zu begleiten. Von Anfang an kursierte das Gerücht, Putin wolle dieses Konzert besuchen. Schon bei den Proben wurde der Zugang zum Saal streng kontrolliert. Und Putin kam tatsächlich und hörte das Programm bis zur Pause. Er setzte sich nicht in die erste Reihe, sondern unter Musikstudenten in Reihe 9. Dabei entstand ein Foto, auf dem ich ganz im Hintergrund zu sehen bin. Natürlich war das Konzert auch schon damals – nach der Besetzung der Krim – politisch heikel. Das Kulturreferat erklärte auf Nachfrage, man könne Putin nicht verbieten, die Münchner Philharmoniker zu hören. Auch später, als sich Gergiev mit russischen Militärs vor Beutestücken aus Syrien fotografieren ließ, zuckte man bei der Stadt noch die Achseln. Man nahm die Kritik in Kauf. Wie auch immer man die Ära Gergiev bei den Philharmonikern rückblickend bewerten mag: Sie hat immerhin die Isarphilharmonie gebracht. Und da spielte der auch dem Oberbürgermeister bekannte Name Gergiev durchaus eine Rolle. Und das sollte man über dem unerfreulichen Ausgang der Geschichte nicht vergessen. Robert Braunmüller (62) ist seit 2004 Kulturredakteur der AZ. Unser Klassik-Experte begleitet 2016 die Philharmoniker nach Moskau – und sitzt mit Putin im Konzertsaal Wladimir Putin bei einemKonzert imMoskauer Konservatorium. Unser Redakteur ist stehend in letzter Reihe zu sehen, rechts neben dem fotografierenden Herrn. Foto: privat 1988 Für die Nationalelf gibt es bei der EM kein „Finale dahoam“: Sie scheitert imHalbfinale an den Niederländern. Und das Team mit Frank Rijkaard (l.) und Ruud Gullit gewinnt auch das Endspiel gegen Russland im Olympiastadion. Direkt nach dem Abpfiff sieht ein junger Autogrammjäger seinen Moment gekommen. Ob er Erfolg hat? Foto: imago/ Stockhoff 1989 Diese Personen hat die Narrhalla für ihre humoristischen Bemerkungen mit dem Karl-ValentinOrden ausgezeichnet: EdmundStoiber, Horst Seehofer, Heino, Andreas Gabalier, Til Schweiger. Und 1989 führte offenbar kein Weg an Joseph Kardinal Ratzinger vorbei (mit Narrhalla-Präsident Werner Hoser und Faschingsprinzessin Susanne I.). Foto: imago/ Karlheinz Egginger Mercedes-Benz AG, Niederlassung München, Arnulfstraße 61, 80636 München, www.mercedes-benz-muenchen.de Herzlichen Glückwunsch zum 75. Jubiläum. Historie und Tradition prägen die Zukunft. Genau wie bei Mercedes-Benz.
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