Jahresrückblick 2023

6 DAS WAR 2023 ABENDZEITUNG MITTWOCH, 27. DEZEMBER 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ T2023 B APR MAI JUN AUG SEP A JUL DEZ Der Verkauf des 49-EuroDeutschland-Tickets startet für den Nah- und Regionalverkehr – als Nachfolger des 9-Euro-Tickets. 3. April Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland werden abgeschaltet. Wegen der Energiekrise waren die Meiler Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland länger am Netz geblieben. 15. April Kai Wegner (CDU) wird erst im dritten Anlauf zum neuen Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. 27. April Elon Musks Mega-Raketensystem „Starship“ (SpaceX) bricht in Texas bei seinem ersten Testflug kurz nach dem Start auseinander. 20. April Finnland wird 31. Mitglied der Nato. Mit seiner 1300-Kilometer- Grenze zu Russland war es lange bündnisfrei. Der Beitritt ist eine Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine. 4. April Deutschland startet die Evakuierung seiner Bürger und anderer Staatsbürger aus dem schwer umkämpften Sudan. Die Luftwaffe transportiert mehr als 700 Menschen. 23. April 22 Brandanschläge auf Infrastruktur Eine Serie von Brandanschlägen schreckt 2023 München und das Oberland auf – die Taten sind offenbar politisch motiviert. Es geht um 22 Angriffe, auffallend oft sind es Einrichtungen der Infrastruktur. Der Gesamtschaden geht in die Millionen. Die Generalstaatsanwaltschaft und eine extra dafür gegründete Ermittlungsgruppe mit Namen „EG Raute“ fahnden nach den Tätern. Seit Mai häufen sich die Fälle. Am 19. Mai brennen in der Hans-Preißinger-Straße zwei E-Autos der Stadtwerke an einer Ladesäule. In der Nähe steht auf einer Wand „No HKW“ („Kein Heizkraftwerk). Es folgen mehrere Anschläge auf weitere E-Autos im Stadtgebiet. Am 14. August bemerkt die Besatzung eines Polizeihelikopters, dass auf dem Mitteldamm der Isar nahe Pullach ein Bagger auf einer Baustelle der Münchner Stadtwerke brennt. Am 22. Oktober steht bei Egling ein Bagger in Flammen, kurz darauf brennt bei Grünwald an drei Stellen die Isolierung von Rohren an Erdwärmeleitungen. Ein Millionenschaden entsteht beim Brand eines Bauzugs am 28. Oktober nahe Unterföhring. Im November werden in Johanneskirchen an der Baustelle zur neuen Trambahntangente ein Bagger und ein Lastwagend angezündet. Am 11. Dezember brennt es frühmorgens in einem Kabelschacht an der Baustelle der Ludwigsbrücke, wenig später auch im Perlacher Forst und in Forst Kasten. In beiden Fällen gehen Holzvollernter (Harvester) in Flammen auf. Am 15. Dezember brennen im Forstenrieder Park nahe Pullach zwei Baum-Erntemaschinen aus. Es besteht der Verdacht, dass es sich auch in den jüngsten Fällen um linksextremistisch motivierte Taten handelt. Von den Brandstiftern fehlt bisher jede Spur. RalphHub Die Täter zündeln in München und im Oberland – sind es Linksextremisten? 9. Juni 2023, morgens um 3.15 Uhr brennt ein Funkmast am Lüßl. BD Wiesn – endlich sorgenfrei Bei der Abschlusspressekonferenz 2023 kommt Wiesnchef Clemens Baumgärtner aus dem Schwärmen kaum mehr heraus: Eine Rekord-Wiesn sei es gewesen, ganz wie aus dem Bilderbuch. Zum einen liegt das am neuen Besucherrekord von rund 7,2 Millionen Gästen. Die haben allerdings auch ganze 18 Tage Zeit. Besonders im Vergleich zum Vorjahr eine enorme Steigerung: 2022 kamen insgesamt 5,7 Millionen Menschen auf das Oktoberfest. Der Besucherandrang liegt nicht zuletzt am wahrlich traumhaften Wetter. Schirme werden auf der Wiesn höchstens gegen die Sonne aufgespannt, die Temperaturen sind sommerlich warm, teils fast (zu) heiß. Vielleicht mit ein Grund, warum auch der Konsum von alkoholfreien Ge18 Tage feiern: Das Oktoberfest 2023 wird zum Bilderbuchfest mit Traumwetter und einem neuen Besucherrekord – und das alles ganz ohne Corona-Angst Der Blick vom Riesenrad auf die Theresienwiese. Das Oktoberfest verzeichnet 2023 einen Besucherrekord mit rund 7,2 Millionen Gästen. Imago tränken im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent steigt. Zeitweise geht in den Zelten sogar das Wasser aus. Aber draußen gibt es ja Rettung für die Wasserdurstigen: Erstmals bietet die Wiesn Zapfmöglichkeiten für kostenloses Trinkwasser. An den Wasserspendern bilden sich teils lange Menschenschlangen. Bier wird freilich auch reichlich getrunken: 6,5 Millionen Maß Festbier bringen die Wiesnwirte unter die Oktoberfestgäste. Kein Wunder, dass da auch mal ein Krug geklaut wird. 115 600 Maßkrüge konfiszieren die Ordner außerhalb der Zelte. In den Zelten schunkeln die Wiesnbesucher dieses Jahr besonders häufig zum Italo-Klassiker „Sarà perché ti amo“. Schließlich wird der sogar zum Wiesn-Hit gekürt. Für die ausgelassene Stimmung sorgen aber nicht nur Mitgröl-Musik und Festbier. Besonders die Wirte betonen die Erleichterung darüber, dass Corona – im Vergleich zum Vorjahr – auf der Wiesn dieses Jahr kein Thema mehr gewesen sei. Alles in allem also wirklich: ein Bilderbuchfest. Carmen Merckenschlager Der Schweinsbraten-Kampf Zur Unterstützung der Gastronomie hat die Politik während der Pandemie die Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent gesenkt. 2023 kämpfen Wirte und Verbände wie der Dehoga dafür, den niedrigen Steuersatz beizubehalten. Ihre Argumente: Inflation und gestiegene Kosten für Energie und Lebensmittel träfen die Branche hart – das könnten sie mit der Steuersenkung zum Teil ausgleichen. Aber sie kämpfen erfolglos: Die Steuer wird 2024 wieder hochgehen. Nur Mitnehm-Speisen bleiben bei sieben Prozent. Der Restaurantbesuch wird also im Schnitt um zwölf Prozent teurer. Ruth Frömmer Münchner Wirte und Verbände kämpfen um die Sieben-Prozent-Steuer – aber vergeblich Ein Schweinsbraten mit Knödel kostet 2023 im Schnitt noch 15,90 Euro – aber das bleibt nicht so. Ab Januar wird er 17,80 Euro kosten. imago ZWEI RÄTSELHAFTE MORDE Aufsehen um zwei Cold-Case-Fälle Nach 45 Jahren klärt die Polizei 2023 den Raubmord an dem Ex-Manager Josef B. aus Obergiesing auf. Der damals 69-Jährige war erschlagen in der Badewanne gelegen, als man ihn kurz nach Neujahr 1979 in seiner Wohnung fand. Inzwischen ist der mutmaßliche Täter, der unentdeckt in Großbritannien gelebt hat, 70 Jahre alt. Jetzt sitzt er in U-Haft, ihm droht eine lebenslange Gefängnisstrafe. Der Mord an Schülerin Sonja Engelbrecht (19) im Frühjahr 1995 ist dagegen weiter ungeklärt. Die Ermittler setzen 2023 große Hoffnung auf eine auffällige Decke, die man bei der Toten fand, doch die Spur bringt keinen Durchbruch. rah PROZESS DES JAHRES Aus Freispruch wird lebenslange Haft Zunächst sieht es wie ein Suizid aus, dann wie ein Unfall, weil sich bei einem Gerangel ein Schuss gelöst haben soll. Doch acht Jahre nach der Tat wird der 64-jährige Srecko S. 2023 wegen Mordes an seiner Ehefrau doch noch zu lebenslanger Haft verurteilt. Er soll die Frau mit einem Kopfschuss gezielt getötet haben, weil sie sich von ihm getrennt hatte. Dabei hatte das Landgericht zunächst entschieden, dass es noch Zweifel an der Täterschaft des Mannes gebe – und sprach ihn frei. Der BGH allerdings kassiert das Urteil, und eine andere Kammer des Landgerichts München I muss erneut ran. Das Schwurgericht hat dann keine Zweifel mehr und kommt am 6. Dezember zu dem Schluss, dass der 64-Jährige schuldig ist. John Schneider Der Angeklagte im Gerichtssaal. Foto: Peter Kneffel/dpa

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