Jahresrückblick 2023

22 DAS WAR 2023 ABENDZEITUNG MITTWOCH, 27. DEZEMBER 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ T2023 B APR MAI JUN AUG SEP A JUL DEZ Für ihre Arbeiten zu mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 erhalten Katalin Karikó und Drew Weissman den Nobelpreis für Medizin. 2. Oktober Die islamistische Hamas überfällt von Gaza aus Israel. Die Terroristen töten rund 1200 Menschen und verschleppen etwa 240. 7. Oktober Sahra Wagenknecht verlässt die Linke. Sie will 2024 mit einer neu gegründeten Partei zur Europawahl antreten. 23. Oktober Bei einer verbotenen ProPalästina-Demo in BerlinNeukölln werfen Demonstranten Brandsätze, 65 Einsatzkräfte werden verletzt. 18. Oktober Die inhaftierte Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi erhält den Friedensnobelpreis „für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran.“ 6. Oktober Eine Sturmflut richtet an der Küste von Schleswig-Holstein Millionenschäden an. In Flensburg steigt das Wasser auf 2,27 Meter über Normalwert, so viel wie seit 120 Jahren nicht. 20. Oktober „Da wurden die Augen feucht“ Der vierte DEL-Titel des EHC Red Bull München in einem Wort: „Explosion!“ So sagt es Christian Winkler, der Baumeister hinter dem Klub, rückblickend zur AZ und verweist auf die volle Dröhnung Gefühle. „Es gibt so viele Geschichten hinter der Meisterschaft – und über allen von ihnen steht die vom Don.“ Don, das ist Don Jackson. Die Trainerlegende, bei allen vier EHC-Titeln hinter der Bank, insgesamt neunmaliger DELChampion. Er beendete nach diesem Titel seine Karriere. „Don ist der erfolgreichste Trainer in Europa“, sagt Winkler. Trotzdem hatte der EHC in den Vorjahren zweimal eine bittere Finalniederlage hinnehmen müssen – Nummer drei zum Ende der Laufbahn? Unvorstellbar. Winkler: „Ein anderer Abschied als mit der Meisterschaft hätte gar nicht zu ihm gepasst.“ Winkler „wusste an jenem Tag, dass es Dons letztes Spiel als Trainer sein könnte. Er war aber voll im Tunnel.“ Sieg in Spiel fünf gegen den ERC Ingolstadt – der Titel! Mannschaft und Fans feierten gemeinsam auf dem Eis des Olympia-Eisstadions. „Da wurden die Augen feucht. Als Don mich umarmt hat, habe ich gewusst, was Sache ist. Ich habe es in seinem Gesichtsausdruck gesehen.“ Der EHC feierte in den Folgetagen Don Jackson. Und er feierte auch ausgiebig seinen Titel. „DieReise von der Meisterschaft 2018 bis zu jenem Tag war gefühlt eine lange Reise“, meint Winkler. „Das war eine Belohnung für die Mannschaft und alle außen herum, die sich eingesetzt haben. Für Spieler wie Trevor Parkes, der wahnsinnig erfolgreich gepunktet hatte in der DEL, aber dem die Krönung fehlte. Auch das ist eine der schönen Geschichten.“ Während Parkes und andere ihren ersten Titel feierten, war es für Mathias Niederberger der dritte in Folge (nach zweien mit Berlin). Nummer drei – ein spezieller, sagt der Torhüter und dankt Jackson: „Es war eine Glanzleistung, wie er mit uns umgegangen ist – und wann er welche Ansprache gehalten hat.“ Später – der Zeitplan erlaubte einige Party-Tage samt Essenseinladung von Danny aus den Birken ans Team – holte Niederberger dann auch noch WM-Silber mit dem Nationalteam. Auch in diesem Jahr hat sich Niederberger was vorgenommen: „Es ist das absolute Oberziel, weiter zu gewinnen. Das macht abhängig.“ Gewinnt er mit dem EHC im Frühjahr 2024, teilt er sich mit Frank Mauer und Alexander Serikow die längste Titelserie der DEL-Geschichte. Der AZ verriet Niederberger – die Konkurrenz spitzt die Ohren – seine Playoff-Erfolgsgeheimnisse: sich selbst hinten anstellen, (Sieges-)Routine weitergeben, viel an der frischen Luft Spazierengehen und mit der Freundin und Freunden auf einen Kaffee gehen. „Einfach mal den Kopf frei kriegen.“ Damit Raum für die nächste Explosion ist. . . Martin Wimösterer Don Jackson tritt mit der vierten Meisterschaft beim EHC ab. Ein Abschied, wie er zur Trainerikone passt, sagt Münchens Sportchef Christian Winkler. Goalie Mathias Niederberger verrät sein Meistergeheimnis Pfiati, Don: Trainerlegende Jackson geht als Meister. City-Press/ho Sechzigs Selbstzerfleischung Das Löwen-Jahr 2023, es war nicht zum ersten Mal im Sechzig-Kosmos ein Jahr zum Vergessen. Der TSV 1860 begann es, noch unter dem Trainer Michael Köllner, in einer XXL-Winterpause wegen der WM in Katar auf Tabellenplatz 15. In genau jener Tabellenregion also, in der sich Sechzig aktuell wiederfindet – einzig, dass gleich zwei TrainerRauswürfe, zwei Geschäftsführer-Abschiede und unzählige Auseinandersetzungen der Gesellschafter dazwischenlagen. „Wenn du deine Kaderaufgaben nicht erfüllt hast, ist es weit hergeholt, uns als sicheren Aufsteiger einzustufen“, sagte ein angefressener Köllner nach dem WinterTrainingslager in Belek – und kritisierte Sport-Boss Günther Gorenzel für das zähe Tauziehen um den vermeintlichen Top-Winterneulöwen Raphael Holzhauser. Der Zwist zeigte, dass der Aufstiegsdruck selbst Köllner/Gorenzel entzweite. Ende Januar das Löwen-Beben: 1860 trennte sich von Köllner, dem Ex-Heilsbringer. Und dies obwohl Investor Hasan Ismaik zuvor nach München gereist war, Köllner öffentlich den Rücken gestärkt und Gorenzels Schicksal an das des Trainers geknüpft hatte. . . Köllner musste nach über drei Jahren trotzdem gehen – der einst so beliebte Trainer sorgte durch den Abschied für Tristesse bei vielen Sympathisanten, Wut bei Ismaik und Erleichterung bei der zunehmenden Schar an Kritikern. Es kam Maurizio Jacobacci, der es in dieser komplizierten Gemengelage schaffte, 1860 zu stabilisieren. Der Aufstiegstraum zerplatzte trotzdem, unter dem Strich stand nicht nur aufgrund der „Schnapslöwen-Affäre“ lediglich Rang acht. Anstelle eine sinnige und stimmige Planung anzugehen, um den Aufstieg erneut in Angriff zu nehmen, floh SportBoss Gorenzel. Er hinterließ ein Sportkompetenz-Vakuum, das Jacobacci und Finanz-Boss Marc-Nicolai Pfeifer mit diversen Helfern auszufüllen versuchten und sie die Kaderplanung einfach selbst in die Hände nahmen. Es sollte der Anfang ihres Endes bei Sechzig werden. Präsident Robert Reisinger lehnte sich indes weit aus dem Fenster. Er erklärte bei der Mitgliederversammlung im Juli, 1860 werde bald einen „Sportchef von Format“ haben. Nach AZInformationen meinte er den Ex-Löwen und Ex-BundesligaManager Horst Heldt. Diese Wunsch erfüllte sich aber nicht, was zum Zwist mit Pfeifer und Vizepräsident Hans Sitzberger führte. Inmitten dieser Gemengelage sollte Jacobacci dann seine rundum erneuerte Mannschaft zum Erfolg führen. . . Mit je 18 Ab- und Zugängen eine Mission, die trotz eindrucksvoller Auftaktsiege gegen Waldhof Mannheim (2:0) und den MSV Duisburg (3:0) schiefging. Nach fünf Pleiten in sechs Spielen und mehreren fragwürdig moderierten Themen musste Jacobacci nach nur zehn Monaten gehen – kurz nachdem die Vereinsbosse zum Ärger von Ismaik auch Pfeifers im Juni 2024 auslaufenden Vertrag aufkündigten. Sechzigs unrühmliche Jahresbilanz: vier verschlissene Vereinsfunktionäre, maximale Konfrontation der Gesellschafter – und ein tobender Ismaik, der die Vereinsbosse als „Geisterfahrer“ bezeichnete, die 1860 „zerstören“ würden. Noch Fragen? Matthias Eicher Verpasster Aufstieg, vier Funktionärswechsel und maximale Konfrontation zwischen den Bossen Schwieriges Zusammenspiel: Reisinger (h., v. l. n. r.), Jacobacci, Sitzberger, Pfeifer (v., v. l. n. r.), Ismaik und Köllner. sampics/AK (3), firo/AK, imago, ho SPORT 2023 kompakt Mahomes krönt Kansas City AMERICAN FOOTBALLDank Superstar Patrick Mahomes besiegen die Kansas City Chiefs die Philadelphia Eagles mit 38:35. Super-Bowl-Sieger 2023! Golden Knights holen den Stanley Cup EISHOCKEY Die Vegas Golden Knights haben sich den Stanley Cup geholt. Sie bezwangen im Finale die Florida Panthers mit 4:1. Jokic führt Denver zu Meisterpremiere BASKETBALL Dank des überragenden serbischen Riesen Nikola Jokic haben die Denver Nuggets (seit 1976 in der NBA) ihren ersten Titel gewonnen. Die Finalserie gegen die Miami Heat endete 4:1. Jumbo-Visma mit der Farben-Palette RADSPORTAls erstes Team überhaupt gewinnt Jumbo-Visma die drei großen Rundfahrten in einem Jahr: den Giro (Primoz Roglic), die Tour de France (Jonas Vingegaard) und die Vuelta (Sepp Kuss). Der Triple-Max Dominanz pur! Max Verstappen hat 19 von 22 Saisonrennen gewonnen und den Formel-1-Fahrertitel damit zum zweiten Mal in Folge verteidigt. Schon Anfang Oktober stand er als Champion 2023 fest. Der Niederländer dominierte das Rennjahr nach Belieben: Bereits seine 575 Punkte alleine hätten Red Bull auch zum Konstrukteurstitel gereicht. Da Stallkollege Sergio Pérez, letztlich Zweiter des Gesamtklassements, zwei weitere Rennen für sich entschied, gewann der Rennstall damit bis auf eins alle Grand Prixes und toppte damit auch die Siegesquote-Bestmarke von McLaren von 1988. „Es wird schwer sein, etwas Ähnliches noch einmal zu machen, aber wir haben dieses Jahr definitiv genossen“, meinte Verstappen, der immer wieder moserte (wegen externer Termine und umstrittener Rennbelastung). Der 26-Jährige zog in der ewigen Siegerliste an Legenden wie Alain Prost und Sebastian Vettel vorbei und hat nun 54 Rennen gewonnen. Nur Michael Schumacher (91) und der noch aktive Lewis Hamilton (103) haben mehr Erfolge. wim Verstappen dominiert die Formel 1, holt den Titel und lässt Legende Vettel hinter sich Grandiose Saison: Verstappen und seinRB14. Foto: Hasan Bratic/dpa

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