Bundesliga 23/24

Das Transferkarussell läuft heiß Der SSV Jahn hat im Sommer einen Umbruch vollzogen, der seinesgleichen sucht. Nach dem Abstieg gilt es, in Liga drei erst mal Fuß zu fassen. Warum Regensburg bereit für diese Aufgabe ist Von Michael Stolzenberg Gut, dass es kein Tempolimit für das Transferkarussell gibt. Der SSV Jahn wäre in diesem Sommer bestimmt oft geblitzt und von einer zentralen Bußgeldstelle des DFB kräftig zur Kasse gebeten worden. Die personelle Fluktuation war absolut atemberaubend. Nicht weniger als 22 Spieler, die in der zurückliegenden ZweitligaSaison noch das weiß-rote Trikot getragen hatten, verließen Regensburg nach dem Abstieg in alle möglichen und manchmal auch nicht für möglich gehaltenen Richtungen – wie Prince Owusu, der nach Toronto in die Major League Soccer ging und dort nun gegen Messi spielt. Umgekehrt verpflichtete der Jahn bis zum Saisonstart 16 neue Akteure für die 3. Liga (und legte später aus speziellen Gründen noch einmal nach – doch dazu an anderer Stelle mehr). Nur drei Feldspieler aus der Vorsaison sind geblieben Sollte es Geschäftsführer Sport Achim Beierlorzer, Cheftrainer Joe Enochs und ihren Mitstreitern in Sachen Kaderplanung zwischenzeitlich mal schwindlig geworden sein angesichts all der Namen, die in der Sommerpause rund um das Jahnstadion kursierten – es wäre kein Wunder gewesen. Denn die Herausforderung für die Jahn-Strategen hätte größer nicht sein können. Mit Benedikt Saller, Konrad Faber und Christian Viet blieben nur drei Feldspieler aus dem letztjährigen Kader an Bord, dazu mit Oscar Schönfelder ein vierter, der wegen seines Kreuzbandrisses aber keine einzige Zweitliga-Minute absolvieren konnte. Das neue Drittliga-Team brauchte also eine Menge neuer Köpfe. Es brauchte aber auch: Struktur. Beierlorzer und Enochs suchten stabile Korsettstangen für zentrale Positionen – und fanden die erfahrenen Innenverteidiger Alexander Bittroff (34) und Florian Ballas (30) aus Magdeburg beziehungsweise Karlsruhe sowie mit Andreas Geipl (31) vom Bundesliga-Aufsteiger Heidenheim jenen Mann, der als gnadenlos zweikampffreudiger Sechser beim Jahn schon von 2014 bis 2020 den Mitspielern ein Vorbild und den Fans ein Idol war. Folgerichtig wurde Geipl nach seiner Rückkehr alsbald zum Kapitän gewählt. Signifikanter Kurswechsel im Vergleich zur Zweitliga-Zeit Um die Achse der Routiniers herum tummelt sich eine Reihe junger, interessanter Spieler mit viel Entwicklungspotenzial, die die JahnScouts bevorzugt, wie es scheint, bei den Nachwuchs- beziehungsweise Zweitvertretungen renommierter Klubs erspäht haben, etwa Stürmer Noah Ganaus (VfB Stuttgart II), Linksverteidiger Bryan Hein (Hamburger SV II) oder die defensiv flexibel einsetzbaren Rasim Bulic (FSV Mainz 05 II) und Louis Breunig vom 1. FC Nürnberg. Letzterer kam im Sommer als einziger Leihspieler nach Regensburg, was einen signifikanten Kurswechsel zur Zweitliga-Zeit bedeutet, als noch sieben Akteure auf diese Weise nach Regensburg gelotst worden waren. Deutlich erkennbar ist auch die fußballerische Handschrift des Trainers. Joe Enochs hatte den Jahn drei Spieltage vor Ende der letzten Saison in schon quasi aussichtsloser Lage übernommen und den Abstieg nicht mehr verhindern können. Dass er kein Freund ausschweifenden Ballbesitzfußballs beziehungsweise (zu) vieler Quer- und Rückpässe ist, hat er schnell nach seiner Ankunft in Regensburg klargestellt. Der Coach bevorzugt das zielstrebige Spiel nach vorne, er will sehen, dass seine Mannschaft Strafraumszenen produziert, und ermuntert die Spieler zu schnellen Torabschlüssen. Dass diese Botschaft beim Team angekommen ist, war schon in den Testspielen zu sehen. Auch beim 1:1 zum Drittliga-Auftakt gegen Unterhaching gab es Hinweise in diese Richtung, auch wenn die offensive Durchschlagskraft noch zu wünschen übrig ließ. Womit wir bei der – eingangs angedeuteten – Personalie Joel Zwarts wären. Der holländische Stürmer profilierte sich in den Testspielen als enorm torgefährlicher Hoffnungsträger, verspürte jedoch, je näher der Saisonstart rückte, den umso größeren Wunsch nach Veränderung. Dass Zwarts punktgenau rund um das Auftaktwochenende seine Sachen packte und nicht etwa wie vermutet aus familiären Gründen gen Heimat zurückkehrte, sondern zum Ligarivalen 1860 München weiterzog, war eine ausgesucht unschöne Pointe. Der Jahn nahm’s sportlich und präsentierte keine 24 Stunden später Eric Hottmann vom Regionalliga-NordMeister Energie Cottbus als neuen Angreifer. Der sofortige Wiederaufstieg ist explizit nicht das primäre Ziel Was ist nun den Regensburgern in der ersten Drittliga-Saison seit 2016/17 zuzutrauen? Die Verantwortlichen haben sich beim Erwartungsmanagement um einen gesunden Mix aus Ambition und Bodenhaftung bemüht – und dabei das im Dunstkreis von Absteigern oft benutzte W-Wort konsequent umschifft. Der schnelle Wiederaufstieg ist explizit nicht das Ziel, erst einmal will man sich mit den neuen Verhältnissen arrangieren. Damit ist nicht nur der umfassende sportliche Neuanfang gemeint, sondern auch eine smarte Anpassung an die dramatisch geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Erlöse aus der zentralen Vermarktung der Medienrechte sind nach dem Abstieg von zehn auf 1,45 Millionen Euro geschrumpft, damit einhergehend hat sich der Etat von 22 auf zwölf Millionen fast halbiert. Auf und neben dem Spielfeld wird sich manches einruckeln müssen beim SSV Jahn. Doch schon die Übergangsphase von der 2. in die 3. Liga hat erkennen lassen, dass der Traditionsklub so gut aufgestellt ist, dass ihn der bittere und keinesfalls unvermeidliche Abstieg nicht aus der Bahn werfen wird. Die Strukturen sind auf Nachhaltigkeit angelegt, perspektivisch wichtige Entscheidungen wie der Neubau des NLZ ohnehin von der kurzfristigen sportlichen Entwicklung entkoppelt. Und last but not least: Die Fans stehen zu „ihrem“ Jahn. Die vom Tag des Trainingsstarts an spürbare Aufbruchstimmung in der Stadt fand ihren vorläufigen Höhepunkt am 1. Spieltag, als über 11 000 Zuschauer zum Match gegen Unterhaching pilgerten. Keine Frage also: Regensburg ist bereit für die 3. Liga! Vollgas voraus: Jahn Regensburg ist mit einem rundum erneuerten Kader samt 16 Neuzugängen in die DrittligaSpielzeit gestartet. Foto: Sascha Janne Fettdruck = Heimspiel | *noch nicht terminiert 05.08. Unterhaching 19./ 20.12.* 20.08. Verl 19. –21.01.* 23.08. Dortmund || 23. / 24.01.* 27.08. Bielefeld 26. –28.01.* 03.09. Duisburg 02. –04.02.* 16.09. Essen 09. – 11.02.* 23.09. Sandhausen 16. – 18.02.* 01.10. Aue 23. –25.02.* 03. /04.10.* Mannheim 01. –03.03.* 06. –08.10.* Ingolstadt 08. –10.03.* 13.– 15.10.* Lübeck 15. – 17.03.* 20.–22.10.* Halle 30./31.03.* 27. –29.10.* Münster 05. –07.04.* 03. –05.11.* TSV 1860 12. – 14.04.* 10. – 12.11.* Ulm 19. –21.04.* 24. –26.11.* Dresden 26. –28.04.* 01. –03.12.* Freiburg || 03. –05.05.* 08. – 10.12.* Köln 10. – 12.05.* 15. – 17.12.* Saarbrücken 18.05. TERMINE NEU Die ÄLTESTE AUSZEIT der WELT! 3. LIGA 2023/2024 11

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