Jahresrückblick 2023

14 DAS WAR 2023 ABENDZEITUNG MITTWOCH, 27. DEZEMBER 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ T2023 B APR MAI JUN AUG SEP A JUL DEZ Boris Johnson legt sein Mandat im britischen Unterhaus nieder. Ein Ausschuss wirft dem ExRegierungschef Falschaussagen zu illegalen Lockdown-Feiern vor. 9. Juni Bei einem Massaker in einer Schule in Uganda werden 42 Menschen getötet, fast alle noch Kinder. Verantwortlich ist die islamistische Miliz ADF. 17. Juni Bei einem russischen Raketenangriff auf ein beliebtes Café in Kramatorsk sterben mindestens 13 Menschen, darunter drei Kinder. 27. Juni Mit einem Spieleinsatz von nur zehn Euro wird der Eurojackpot in Höhe von 120 Millionen Euro geknackt – in Schleswig-Holstein. 23. Juni An der größten Luftwaffenübung seit der Gründung der Nato beteiligen sich 250 Flugzeuge und fast 10 000 Soldaten aus 25 Ländern. Im Luftraum über Deutschland wird der Verteidigungsfall geübt. 12. Juni In Paris erschießt ein Polizist einen Autofahrer (17) bei einer Verkehrskontrolle. Es folgen nächtelang schwere Krawalle. 27. Juni PANORAMA kompakt Titanic: U-Boot zerplatzt BOSTONIm Juni fiebert die Welt tagelang mit dem vermissten Tauchboot „Titan“ – was ist mit der Kapsel passiert, die fünf Abenteurer zum Wrack der Titanic bringen sollte? Gerade einmal knapp 500 Meter vom Bug entfernt werden schließlich Trümmer gefunden. Alle fünf Insassen sind tot. Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgegeben hat und implodiert ist. An Bord waren der Franzose PaulHenri Nargeolet (77), der Abenteurer Hamish Harding (58), der Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen Sohn Suleman (19) sowie der Chef von Oceangate, Stockton Rush (61). Stückel-Mord in Thailand BANGKOKEine zerstückelte Leiche in einer Kühltruhe hat Mitte Juli für Entsetzen gesorgt. Sowohl in Thailand, wo sich das Verbrechen abgespielt hat, als auch in Deutschland. Denn beim Opfer handelt es sich um den Münchner Hans-Peter M. Drei Deutsche sollen den Auswanderer mit der Hilfe eines Pakistani in einem Vorot von Pattaya getötet haben. Eine der Verdächtigen ist in Deutschland bereits vorbestraft wegen Betrugs, wie die Staatsanwaltschaft in München der AZ damals mitteilt. Waldbrände in Südeuropa ATHEN/ROM Vielerorts in Südeuropa wie Italien, Griechenland und Kroatien zeigen die Thermometer im Juli mehr als 40 Grad. Für Tausende Touristen auf Rhodos wird der Urlaub wegen Waldbränden zum Albtraum. Die Einsatzkräfte haben die Flammen erst unter Kontrolle, doch dann dreht der starke Wind und treibt das Feuer direkt auf Touristenhochburgen und Dörfer im Süden und Südosten der Insel zu. Videoaufnahmen zeigen Touristen, die zu Fuß ihre Urlaubsorte verlassen. Geiselnahme am Hamburger Airport HAMBURGAnfang November rast ein 35 Jahre alter Mann mit seiner Tochter (4) als Geisel durch die Schranken auf das Vorfeld des Flughafens. Stundenlang verhandeln die Einsatzkräfte mit dem Geiselnehmer, der das Mietauto neben einer Maschine der Turkish Airline abstellt. Hintergrund der Tat ist letztlich ein Sorgerechtsstreit: Der Mann wollte die gemeinsame Ausreise mit seiner zuvor aus der Wohnung seiner Ex-Frau in Stade (Niedersachsen) entführten gemeinsamen Tochter in die Türkei erzwingen. Erst nach 18 Stunden Verhandlungen ergibt sich der Mann. Die türkische Stadt Kahramanmaras in der gleichnamigen Provinz lag im Epizentrum des schweren Erdbebens. Foto: Ahmed Deeb „Ein Tropfen auf den heißen Stein“ Es ist das schlimmste und heftigste Erdbeben, das die Türkei in ihrer bisherigen Geschichte erlebt hat. In der Nacht auf den 6. Februar 2023 erschüttern Beben der Stärke 7,7 und 7,6 den Südosten des Landes. Betroffen sind elf Provinzen. Insgesamt kommen dabei mehr als 50 000 Menschen ums Leben. Zahlreiche verlieren von jetzt auf gleich ihr ganzes Hab und Gut, sind ohne Obdach. Die Geröll- und Schutthaufen von zerstörten Gebäuden und der Infrastruktur sind beispiellos. Auch der Norden Syriens wird von dem Erdbeben erfasst. Ein Land, das durch den seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden Bürgerkrieg ohnehin schon gebeutelt und verwüstet ist. Hier sterben 6800 Menschen. Insgesamt werden in beiden Ländern laut Auswärtigem Amt mehr als 120 000 Menschen verletzt. Zehn Monate sind seither vergangen – Zeit für eine Bilanz. Die AZ hat bei den Hilfsorganisationen Humedica mit Sitz in Kaufbeuren (Allgäu) und Orienthelfer in München nachgefragt. Beide waren damals vor Ort und haben geholfen, tun es sogar immernoch. „Humedica hat in den vergangenen Monaten noch Hilfe in einer Notunterkunft für Menschen geleistet, in der sie in Zelten untergebracht waren, die bei dem Erdbeben alles verloren haben. Diese Menschen sind jetzt, rechtzeitig vor dem Winter, in Container umgezogen. Andere sind bei Verwandten untergekommen oder haben sich neue Häuser gesucht, in denen sie wohnen können. Dieses Beispiel zeigt: Es ist noch lange nicht alles wie früher in der Türkei – aber es geht vorwärts“, sagt Sebastian Zausch, Pressesprecher des Vereins. Direkt nach dem Beben konnte Humedica mit einem medizinischen Einsatzteam aus Deutschland helfen. „Dieses löste ein türkisches ab, welches völlig erschöpft war. Die Ärzte hatten zum Teil selbst Angehörige und ihr Zuhause verloren. Außerdem schickten wir Hilfsgüter in die betreffende Region. Im weiteren Verlauf kümmerten wir uns um die Verbesserung der Hygienesituation in einem der provisorischen Zeltlager, in dem die Menschen untergekommen waren.“ Auch psychologische Hilfe, um das traumatische Ereignis verarbeiten zu können, wurde angeboten. Wie so oft leiden vor allem die Menschen unter den fatalen Auswirkungen, die im Vorfeld schon wenig haben, in prekären Situationen leben. Zausch: „Wem es vorher schon schlecht ging, dem geht es jetzt noch schlechter.“ Das trifft vor allem auf Syrien zu. „Die Häuser der Menschen waren auch vor dem Erdbeben kaputt und sind es immer noch. Es hat die desolate Lage der Menschen nur noch verschlechtert. Schon vor dem Erdbeben haben viele Menschen in provisorischen Zeltstädten gelebt – jetzt haben sich noch mehr von ihnen dorthin geflüchtet, weil sie kein Zuhause mehr haben“, fasst er zusammen. Weil beispielsweise das einzige Krankenhaus in der betroffenen Region in Nord-Syrien, nahe der türkischen Grenze, durch die Beben so stark beschädigt und dadurch einsturzgefährdet war, hat Humedica mit einer Partnerorganisation ein Feldkrankenhaus mit mehr als 100 Betten errichtet. „Dort können sogar Operationen durchgeführt werden“, sagt Zausch. Des Weiteren ist es dem Verein gelungen, dass „mobile Ärzteteams auch in entlegene Dörfer gehen, um die Menschen dort zu behandeln“. Christian Springer, Gründer des Vereins Orienthelfer, findet drastischere Worte für die aktuelle Lage in dem Kriegsland: „Katastrophal! Jeden Tag um 8 Uhr früh erhalte ich Meldungen aus Nord-Syrien. Fast immer steht da: ,Shelling in Idlib region’. Das bedeutet, dass das syrische Regime das am meisten betroffene Gebiet, Idlib, nach wie vor bombardiert.“ Was er am meisten kritisiert, ist, dass die Erdbeben-Katastrophe aus den Köpfen der Deutschen verschwunden sei. „Aber wir haben immer noch Spender, die an das Erdbeben denken. Andere haben von vorneherein gesagt: ,Bitte bleibt, macht was Nachhaltiges.’ Das tun wir. Neben der erforderlichen Nothilfe haben wir mit unseren Partnern langfristige Projekt entwickelt.“ Obwohl der Verein direkt nach den Beben mit „warmen Mahlzeiten, Medizin, Zelten, Decken und Matratzen Hilfe leisten“, und letztere an 3800 Bewohner eines Camps verteilen konnte, lief vor Ort nicht alles glatt. Springer: „Alles, was wir tun, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Dazu kamen die türkische und syrische Bürokratie, wenn man es nett ausdrücken will. Ständig gab es neue Bestimmungen, um überhaupt Hilfsgüter einführen zu dürfen. Es wurde auch mehrfach versucht, diese zu stehlen.“ Sein Appell: „Die UN müssten die Lieferungen bis zum Zielort viel mehr beschützen.“ Anne Wildermann Rund zehn Monate sind die verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Nord-Syrien her. Mehr als 50 000 Menschen sind dabei gestorben. Zwei bayerische Hilfsorganisationen ziehen Bilanz Ein syrischer Junge wird im Zelt-Krankenhaus behandelt. Foto: ida Posse: Keine Löwin Die Tier-Posse des Jahres hat eine vermeintliche Löwin in der Nähe von Berlin ausgelöst. In Kleinmachnow suchen im September alle nach dem angeblichen Raubtier, von dem es unscharfe Aufnahmen eines Handyvideos gibt. Die Suche sorgt im Inund Ausland für Schlagzeilen und letztlich auch für Spott. Denn: falscher Alarm! Das gefährliche Raubtier ist nur ein Wildschwein. Nach der aufsehenerregenden Suche hat die Gemeinde dann bekanntgegeben, künftig eine Patenschaft für das Löwengehege im Zoo Eberswalde übernehmen zu wollen. Der Zoo liegt rund 100 Kilometer von Kleinmachnow entfernt. Kleinmachnow: Polizisten suchen im Wald nach dem Tier. dpa

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