Abendzeitung vom 31.10.2023

ABENDZEITUNG DIENSTAG/MITTWOCH, 31.10./1.11.2023 WWW.ABENDZEITUNG.DE 27 SPORT Einspruch, Euer Ehren Auch zwei Tage nach dem äußerst unglücklichen 1:2 bei Victoria Köln ist die Wut beim TSV 1860 groß. Grund ist mitnichten die Leistung der eigenen Mannschaft, sondern viel mehr die von Schiedsrichter Timon Schulz. Der Unparteiische erwischte – gelinde gesagt – einen gebrauchten Tag und verlor komplett die Kontrolle über die Partie. Am Ende jenes standen elf Gelbe und vier Rote Karten, wobei sämtliche Platzverweise gegen die Löwen ausgesprochen wurden. Ein äußerst denkwürdiger Nachmittag für Sechzig und seine Fans. Und einer, auf den die Blauen gerne verzichtet hätten. Spätestens am Montag war klar, dass die Verantwortlichen das Skandalspiel von Köln nicht einfach auf sich sitzenlassen würden. Man habe sich „direkt die bestmögliche rechtliche Unterstützung geholt“, teilte der Verein mit. In diesem Sinne: Einspruch, Euer Ehren! An der Spielwertung selbst gibt es aber nichts zu rütteln. Diesbezüglich hätte ein Einspruch nur wenig Aussicht auf Erfolg, da es sich um Tatsachenentscheidungen handelt. Dafür wurde aber überprüft, ob ein Einspruch gegen einzelne Entscheidungen, die persönliche Strafen zur Folge hatten, sinnvoll ist. Hier stehen die Erfolgsaussichten besser. „Im Rahmen dessen kam es auch bereits zu einer Kontaktaufnahme mit dem DFB“, erklärte der Verein. Details wollte der Klub aufgrund des laufenden Verfahrens zunächst nicht bekanntgeben. An Ansatzpunkten mangelt es jedenfalls nicht – schließlich bot der 27-jährige Schulz mit seiner diskutablen Leistung in seinem erst dritten Drittliga-Spiel genügend Angriffsfläche. Gute Chancen dürften die Löwen etwa im Falle von Albion Vrenezi haben. Der Angreifer sah in der Nachspielzeit die Gelbe Karte, weil er vermeintlich einen Freistoß vor dem Pfiff des Schiedsrichters ausgeführt hatte. Tatsächlich war der Übeltäter aber Fabian Greilinger. Nur eine von mehreren klaren und offensichtlichen Fehlentscheidungen. Womöglich wird auch Einspruch gegen die Roten Karten für Trainer Maurizio Jacobacci und Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer eingelegt. Beide hatten nach dem Spiel hitzig mit dem Unparteiischen diskutiert. Ebenfalls bemerkenswert: Jacobacci sah Gelb-Rot, im Spielberichtsbogen wurde aber eine glatt Rote Karte vermerkt. Grund war laut eigener Aussage, dass er Schulz zu einem „nicht positiven Spiel“ gratulierte. Freilich, eine polemische Aussage, die er sich auch hätte sparen können. Aber rechtfertigt das eine Rote Karte? Bitter aus Löwen-Sicht: Die krasseste Fehlentscheidung wird wohl oder übel Bestand haben. In der 82. Minute ging Morris Schröter beim Spielstand von 1:1 nach einem Treffer am Fuß im Strafraum zu Boden. Statt des fälligen Elfmeters gab es jedoch Gelb-Rot für den vorbelasteten Schröter. Ein doppelter Schlag in die Magengrube der Löwen. Am Montag äußerte sich der viel gescholtene Unparteiische zu seiner Leistung und gestand Fehler ein. „Die Gelb-Rote Karte ist nach Ansicht der Bilder falsch“, sagte er gegenüber „IG-Schiedsrichter.de“ und bat um Nachsicht. Er sei doch „auch nur ein Mensch, der sein Hobby liebt“, so Schulz, der die Partie nun mit seinem Coach aufarbeiten will. Den Löwen hilft das wenig. Sie müssen beim schweren Heimspiel gegen Jahn Regensburg am Samstag ohne Schröter, Jacobacci, den gelb gesperrten Niklas Lang und Leroy Kwadwo auskommen. Letzterer wurde in der 80. Minute wegen rohen Spiels direkt vom Platz gestellt (und inzwischen für zwei Spiele gesperrt). Diese Rote Karte war zwar hart, aber zumindest nicht falsch. . . B. Lackner, M. Eicher Der TSV 1860 prüft nach dem Skandalspiel von Köln rechtliche Schritte, die Spielwertung wird aber weiter Bestand haben. Schiedsrichter Timon Schulz gesteht Fehler ein – und bittet um Nachsicht Kurt kann’s kaum glauben; Der Verteidiger beschwert sich über die Gelbe Karte. Zu diesem Zeitpunkt war Schiri Timon Schulz die Partie längst entglitten – aber das wird nun ein Nachspiel haben. Foto: imago „Risiko eingegangen und den Preis dafür bezahlt“ Die lauten „Checo“-Sprechchöre aus dem Hexenkessel Foro Sol drangen bis ins nahe Paddock. Trost spendeten sie nicht. Der Heimspiel-Horror hatte Spuren hinterlassen bei Sergio Perez. „Ich hatte schon einige wirklich traurige Momente in meiner Karriere“, sagte der Red-Bull-Pilot nach dem Aus in Kurve eins beim Großen Preis von Mexiko: „Das hier ist sicherlich der traurigste.“ Während Teamkollege Max Verstappen mit seinem 16. Saisonerfolg zum Siegrekord in der Formel 1 raste, war für Perez nach einer Kollision mit PoleSetter Charles Leclerc im Ferrari nach nicht einmal einer Runde Schluss.Perez fluchte, er hämmerte auf sein Lenkrad ein, er schien den Tränen nahe. Ein Drama - ausgerechnet beim persönlich wichtigsten Rennen des Jahres! „Ich bin ein Risiko eingegangen und habe den Preis dafür bezahlt“, sagte er. Es war ein teurer Fahrfehler. 19 Punkte verlor Perez auf den zweitplatzierten Lewis Hamilton. Im Kampf um die VizeWeltmeisterschaft schrumpfte Perez’ Vorsprung auf den Rekordchampion imMercedes auf 20 Zähler. Vor allem aber schwächte das Debakel seine ohnehin heikle Position beim Weltmeisterteam. Wieder hatte Perez gepatzt. Er steht ja ohnehin unter Druck. Perez gewann mit gleichem Material wie Verstappen lediglich zu Beginn der Saison in Saudi-Arabien und Aserbaidschan, in den Duellen in Qualifying und Grand Prix liegt er gegen Verstappen jeweils mit 2:17 zurück. Trotz Vertrags bis Ende 2024 wird über eine vorzeitige Trennung spekuliert. Helmut Marko, Motorsportchef bei Red Bull, wollte davon aber offiziell nichts wissen. Ein Rennunfall sei der Crash gewesen, „so etwas kann passieren. Das war bis zur ersten Runde eine super Vorstellung von ihm an diesem Wochenende“, sagte er, „Checo hat Vertrag für 2024, und er wird für uns fahren.“ Doch das Geschäft in der Formel 1 ist schnelllebig, und schnelle Fahrer gibt es reichlich. Daniel Ricciardo ist so einer. Der Australier saß einst im RedBull-Cockpit, suchte dann sein Glück woanders und ist inzwischen wieder Teil der Familie. Beim Schwesterteam AlphaTauri macht Ricciardo seine Sache gut, in Mexiko sogar herausragend. Mit dem schwächeren Auto hatte Ricciardo Red-BullStammfahrer Perez im Qualifying abgehängt. Eine „gute Empfehlung für die Zukunft“ sei das gewesen, ließ Marko durchblicken. Das Rennen beendete Ricciardo als Siebter. „Vorne macht es definitiv mehr Spaß. Es fühlt sich besser an. Es fühlt sich richtig an“, sagte Ricciardo. Das gute Gefühl kann er in Zukunft womöglich wieder regelmäßig haben. Sergio Perez muss nach dem Heimdebakel mehr denn je um sein Cockpit bei Red Bull zittern Sergio Perez (Nr. 11) kollidiert mit Chalres Leclerc. Foto: Imago ‚‚ Die Gelb-Rote Karte ist nach Ansicht der Bilder ‘‘ falsch Falscher Stolz Freak accident“ – so betitelte Nürnbergs Trainer Tom Rowe den folgenschweren Unfall auf dem Eis in England, bei dem Eishockey-Spieler Adam Johnson am Samstag sein Leben verlor. Auch beim 5:3-Erfolg des EHC Red Bull München über die Franken war der Tod des ExAugsburgers, der durch die Schlittschuhkufe eines Gegenspielers tödlich verletzt worden war, omnipräsent. „Uns als Mannschaft ist ein brutaler Kloß im Magen gelegen vor dem Spiel, als wir die Info bekommen haben“, so Dominik Bittner. „Ein extremer Schicksalsschlag für die Familie – und für die ganze Eishockey-Welt.“ Die Diskussion um einen verpflichtenden Halsschutz ist in der Folge neu entfacht. Gut möglich, dass dieser schon bald auch in der DEL zur Pflicht wird. Das Thema steht auf der Tagesordnung für die Sitzung der Sportlichen Leiter der 14 Klubs Ende November, wie Spielbetriebsleiter Jörg van Ameln am Montag bestätigte. Bittner wollte sich weder für noch gegen eine Pflicht aussprechen, forderte aber ein Umdenken in den Köpfen mancher Akteure: „Spieler werden teilweise belächelt, wenn sie mit Halsschutz spielen. Aber eigentlich ist das falscher Stolz, sowas kann als Unfall sehr schnell passieren.“ Er appellierte, dass vor allem diese Denke verschwinden müsse. Für den EHC steht nach drei Siegen in Folge mit 15:6 Toren am Dienstagabend das Auswärtspiel in Iserlohn an (19.30 Uhr/Magentasport). fwe In der DEL könnte nach Johnsons tödlichem Unfall die Pflicht zum Halsschutz kommen – EHC-Star Bittner fordert Umdenken bei Spielern „Weg mit dem falschen Stolz“, fordert Dominik Bittner. City-Press SPORT kompakt Gislason: „Eine Frage der Zeit“ bei Wolff HANDBALLBundestrainer Alfred Gislason ist zufrieden mit demHeilungsverlauf bei seinem verletzten Stammkeeper Andreas Wolff. „Bei Andi ist es eine Frage der Zeit, bis er mitmachen kann“, sagte Gislason zum Start der Nationalmannschaftswoche in München: „Nach seinem Bandscheibenvorfall sieht es sehr gut aus mit ihm.“ Wolff hatte seine Rückenverletzung kurz vor dem Saisonstart erlitten und seither kein Spiel mehr für seinen Klub Barlinek Industria Kielce absolviert. Dennoch steht er im Kader für die beiden Länderspiele der DHB-Auswahl am Freitag in Neu-Ulm und am Sonntag in München gegen Afrikameister Ägypten. Die Partien gelten der Vorbereitung auf die Heim-EM im Januar. „Er sagt uns, dass er sich erstaunlich gut fühlt“, sagte Gislason am Montag. Man müsse allerdings „schauen, dass wir ihn nicht zu früh loslassen. Er will natürlich von Null auf 100 loslegen, so wie wir ihn kennen.“ Sabalenka: „Fühle mich nicht sicher“ TENNIS Die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka hat die Frauentennis-Organisation WTA am Rande der WTA-Finals in Cancun/Mexiko harsch kritisiert. „Um ehrlich zu sein, fühle ich mich nicht sicher bei dem Gedanken, lange auf diesem Platz spielen zu müssen.“ Grund für Sabalenkas Kritik ist der späte Aufbau der Sportstätte in Cancun und die damit einhergehenden Einschränkungen. Unter anderem durften die Spielerinnen nicht vor Beginn des Turniers auf dem Platz trainieren. „Das ist für mich nicht akzeptabel, wenn so viel auf dem Spiel steht“, sagte Sabalenka, die am Sonntag zum Auftakt die Griechin Maria Sakkari 6:0, 6:1 besiegt hatte. Cancun war erst am 7. September offiziell als Austragungsort für das Saisonabschlussturnier der besten acht Spielerinnen des Jahres bestimmt worden. Zuvor hatte die WTA überlegt, das Event in Saudi-Arabien auszutragen. 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