Abendzeitung vom 31.10.2023

26 ABENDZEITUNG DIENSTAG/MITTWOCH, 31.10./1.11.2023 WWW.ABENDZEITUNG.DE SPORT Pokal wird zum Risiko Saarländisches Naturereignis mit sechs Buchstaben? S’ räänt. Zu deutsch: Es regnet. Und wie! Seit Tagen liegt der südwestlichste Zipfel der Republik unter einer äußerst ergiebigen Regenglocke, die nun den höchsten Feiertag in der Saison des 1. FC Saarbrücken gefährdet: das DFB-Pokalspiel des Drittligisten gegen den FC Bayern am Mittwochabend (20.45 Uhr/ARD und Sky). Die Austragung der Partie ist stark gefährdet, hieß es seitens des Gastgebers. Nach einer Platzbegehung der Stadt Saarbrücken und des Saarländischen Fußballverbandes am frühen Montagmorgen sollte dann am Nachmittag die Entscheidung fallen. Am Abend kam dann aber die Meldung, dass sich die Verantwortlichen erst nach einer weiteren Platzbegehung am Dienstag endgültig festlegen wollen. In Abstimmung mit dem DFB sei kurzfristig ein Rasenbelüftungsgerät im Einsatz. Mit Spannung wird auch Thomas Tuchel die Entscheidung erwarten. Dass die Partie auf dem vom Regen durchtränkten Geläuf am Ende doch stattfindet, kann dem Bayern-Trainer angesichts der angespannten Personallage kaum recht sein. Stichwort: Verletzungsgefahr. So wird der Pokal für Bayern zum Risiko – so der so. Denn eine Verlegung könnte wiederum den eh schon extrem eng getakteten Spielplan des FC Bayern sprengen. Als Champions-League-Teilnehmer haben die Roten ohnehin kaum Lücken im Terminkalender und in diesem Jahr stehen auch noch Länderspiele an. Am Sonntag hatte das Ligaspiel der Saarländer gegen Dynamo Dresden nach heftigen Regenfällenzur Halbzeit beim Stand von 0:0 abgebrochen werden müssen. „Mit Fußball hat das nicht viel zu tun, das ist gar kein Fußballspiel mehr“, so Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl. Auf dem Rasen im Ludwigsparkstadion hatten sich zahlreiche üble Pfützen gebildet, die die Älteren an die legendäre Regenschlacht von Frankfurt erinnerten, als Beckenbauer & Co. das WM-Halbfinale gegen Polen mit 1:0 gewannen. Aber damals gab es halt einen Gerd Müller, der wohl auch dann noch getroffen hätte, wenn es Backsteine geregnet hätte. In Saarbrücken fiel zwar nur Wasser vom Himmel, aber halt zu viel davon. Laut Wettervorhersage soll der Regen erst am Dienstagabend nachlassen – womöglich zu spät für eine Entscheidung der Platzkommission. Schließlich brauchen auch die übertragenden TV-Anstalten Planungssicherheit. Die Probleme mit dem Rasen sind nicht neu für den Drittligisten, sagt FCS-Pressesprecher Peter Müller: „Wir kennen das schon seit Jahren, haben schon viel nachgearbeitet, mit Lanzen tausende Nadelstiche in den Rasen gesetzt sowie mit Rheinsand gearbeitet, der die Nässe aufsaugt.“ Die Partie ist mit 16 000 Zuschauern längst ausverkauft. Eine Verlegung an einen anderen Ort ist so kurzfristig nicht möglich, zumal die benachbarten Stadien des FC Homburg (Dienstag gegen die SpVgg Greuther Fürth) und 1. FC Kaiserslautern (Dienstag gegen den 1. FC Köln) durch Pokalspiele schon belegt sind. Auch ein Tausch des Heimrechts ist nicht möglich. In der Bundesliga war sintflutartiger Regen erst ein einziges Mal Grund für den Abbruch eines Spiels: Im Mai 2010 in Nürnberg, als es zum ersten Spielabbruch im Oberhaus seit 32 Jahren gekommen war. Das Spiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfL Wolfsburg wurde beim Stand von 1:0 für die Franken nach 45 gespielten Minuten wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgebrochen. Es war erst der sechste Spielabbruch in der deutschen Eliteliga. Thomas Becker Wegen anhaltender Regenfälle könnte die Partie in Saarbrücken abgesagt werden. Bayern im Dilemma: Wird doch gespielt, steigt die Verletzungsgefahr – fällt das Spiel aus, droht eine Terminhatz Tiefe Pfützen im Ludwigsparkstadion am Montag: So ist das Pokal-Spiel in Saarbrücken eigentlich kaum vorstellbar. Foto: imago Brauchte den Namen seines Vorgängers gar nicht zu nennen: Die Kritik am Führungsstil von Oliver Kahn (l.) konnte man bei Jan Christian Dreesen auch so raushören. Fotos: imago Dreesen, der Mia-san-Mia-Beauftragte Das hat ja gar nicht weg getan! Sollte Jan-Christian Dreesen, seit Ende Mai Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, beim ersten ausführlicheren Auftritt im öffentlichrechtlichen Fernsehen die Sorge gehabt haben, dass ihm der Moderator angesichts der zuletzt so turbulenten Vereinsgeschichte die ein oder andere unangenehme Fragen stellen würde: völlig unbegründet. Brav arbeitete sich Markus Othmer am Sonntagabend in „Blickpunkt Sport“ durch die reichhaltigen Themenfelder, holte sich hier ein Statement, da ein Zitat, umschiffte aber Delikates: Die Namen Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic oder Noussair Mazraoui fielen im Gespräch nicht. Und doch blieb beim Zuschauer etwas hängen. Nicht nur, dass der Ostfriese Dreesen einst im Auricher Ellernfeldstadion Verteidiger gespielt hatte und als Fünftklässler nicht Werder- oder HSV-, sondern Bayern-Fan geworden war. Am stärksten geriet die „Blickpunkt Sport“-Premiere des 56-Jährigen, als er über seine Ankunft beim Rekordmeister sprach, im Jahr 2013: „Nach dem Finale dahoam war da ein ganz spezieller Spirit im gesamten Verein. Da war Zusammenhalt und Freude, und genau das wünsche ich mir jetzt auch wieder stärker.“ In der vergangenen Saison habe er auf dem Rasen vor allem Individualsportler gesehen, aber eben kein Team: „Wir brauchen wieder mehr Spaß an der Arbeit, mehr Kameradschaft, nicht nur auf dem Feld.“ Den Namen seines krachend gescheiterten Vorgängers musste er gar nicht mehr ausbuchstabieren. Oliver Kahn dürften auch so die Ohren geklingelt haben. Der Titan mit seiner angeblichen Unnahbarkeit und Abschottung innerhalb der Geschäftsstelle wurde nach seinem Rauswurf von Bayern-Patron Uli Hoeneß zum Hauptverantwortlichen für die schlechte Stimmung an der Säbener Straße gemacht. Dreesen – so viel wurde beim BR-Auftritt klar – ist dagegen der neue Harmoniebeauftragte beim FC Bayern, soll das Mia-san-Mia wieder mehr in den Vordergrund rücken. Dreesen hat dafür prominente Unterstützer. Video-Grüße gab es von Karl-Heinz Rummenigge. „Du wirst es gut machen“, ermutigte ihn Rummenigge, „und vielen Dank für deine Freundschaft.“ Schnell sei damals ein Vertrauensverhältnis entstanden, erinnert sich Dreesen, und dass die Alphatiere Hoeneß und Rummenigge auch ohne Amt nicht einfach in der Versenkung verschwinden würden, sei ihm von Anfang an klar gewesen. „Ich bin froh, dass sie noch da sind“, sagte Dreesen, gab aber zu, dass so manche Aussage der Gewaltigen ihn in Kalamitäten gebracht habe. Aber mei, so sann’s! Genau jenen beiden Bayern-Granden obliegt zusammen mit dem Rest des Aufsichtrates auch die Entscheidung, ob nun noch ein Sportvorstand installiert wird? Oder noch konkrekter: Ob Sportdirektor Christoph Freund bei seiner Mission in naher Zukunft Verstärkung von Max Eberl bekommt? Da blieb Dreesen offen. „Die Aufgabe, einen Sportvorstand zu bestellen, ist Sache des Aufsichtsrates, nicht die des CEO. Das ist bisher nicht erfolgt. Uli Hoeneß hat es an anderer Stelle schonmal gesagt, dass es dort aktuell kein Thema gibt. Solange keiner auf mich zukommt, gibt es auch keinen Sportvorstand“, erklärte Dreesen. Klingt nicht nach einer baldigen Entscheidung pro Eberl. Th. Becker, K. Kreitmair Der Bayern-Boss soll den Zusammenhalt stärken – versteckte Kritik an Vorgänger Kahn ‚‚ Ein ganz ‘‘ spezieller Spirit Goretzka trainiert Die Chance für Bayern-Fans ihre Idole hautnah zu erleben, gibt es mittlerweile nicht mehr oft. Thomas Tuchel lässt zumeist unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren. Kurz vor Spielen sogar hinter zugezogenen Vorhängen. Am Montag jedoch fand das zweite öffentliche Training der Saison statt. Das erste gab es am 22. August, damals noch bei über 30 Grad. Dementsprechend hoch war auch diesmal der Andrang. 2400 Fans sollen laut Vereinsangaben auf dem Trainingsgelände gewesen sein. Die Obergrenze liegt bei 2500. Vom Eingang auf der Klausener Straße staute es sich zurück bis auf die Säbener Straße. Einige Fans mussten enttäuscht die Heimreise antreten. Diejenigen, die rechtzeitig kamen, sahen Erfreuliches aus dem Personalstand: Raphaël Guerreiro, Serge Gnabry und Dayot Upamecano trainierten wieder mit dem Team, genauso wie auch Leon Goretzka. Damit erhöhen sich Tuchels Mittelfeld-Alternativen genau rechtzeitig für das Topspiel in Dortmund, nach der roten Karte für Joshua Kimmich beim 8:0-Sieg gegen Darmstadt. Goretzka musste zwar mit Schiene am Arm von Kimmich die Schuhe gebunden bekommen. Im Anschluss machte der Nationalspieler allerdings einen äußerst mobilen und lebendigen Eindruck, war gut ins Spiel eingebunden und traute sich sogar in das ein oder andere Kopfballduell. Nicht mit dabei waren am Montag Jamal Musiala und Noussair Mazraoui, die beide aufgrund einer Erkältung fehlten, sowie Kingsley Coman (leichte Sprunggelenk-Stauchung), Leroy Sané (Belastungssteuerung) und Sven Ulreich (individuelle Einheit). V. Catalina Der Mittelfeld-Star war mit Schiene am Platz. 2400 Fans an der Säbener Straße Mit Leibchen und Schiene: Leon Goretzka beim Training. imago FC BAYERN kompakt Zwei Spiele Sperre für Kimmich MÜNCHEN Das Sportgericht des DFB hat Nationalspieler Joshua Kimmich vom FC Bayern für zwei Spiele gesperrt. Nach seiner Roten Karte in der vierten Minute beim 8:0 des deutschen Rekordmeisters am Samstag gegen Darmstadt 98 fehlt der 28-Jährige damit nicht nur im Topspiel bei Borussia Dortmund am kommenden Samstag (18.30 Uhr/ Sky), sondern auch im Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim am 11. November. Hoeneß: Sonderlob für Tuchel MÜNCHEN Uli Hoeneß hat Trainer Thomas Tuchel für dessen bisherige Arbeit beim FC Bayern ein Sonderlob ausgesprochen. „Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat vor allem der Trainer hier einen super Job gemacht, dass er mit einem kleinen Kader so weit oben steht“, sagte der Ehrenpräsident am Montag im Rahmen einer Benefizveranstaltung des Rekordmeisters. Zuvor hatte Tuchel mehrfach den aus seiner Sicht dünnen Kader der Münchner thematisiert. „Ich muss sagen, das ist die Qualität eines Trainers, mit einem kleinen Kader so weit oben zu stehen“, lobte der 71-jährige Hoeneß mit einem Schmunzeln. Gekennzeichneter Download (ID=WsXuUSf05h1xI8_-ceHmHg)

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