Zu größeren Volksfesten werden spezielle Biere mit einem höheren Alkoholgehalt eingebraut, die Festbiere. Was versteht man darunter? JOSEFERL: Festbier ist eine eigene Bierkategorie. Der Anteil an Stammwürze ist entscheidend als Grundlage für den Alkoholgehalt. Je nach Biersorte ist eine bestimmte Stammwürzeklasse definiert. Beim Festbier liegt diese bei 13 Prozent, beim Hellen bei elf Prozent. 13 Prozent Stammwürze sind gleichzeitig der Mindestgehalt für Festbiere. Wir haben beim Erlkönig-Festbier zum Beispiel 13,5 Prozent. Die Alkoholausbeute daraus ist aber zweitrangig: Auf dem Straubinger Gäubodenvolksfest gibt es Festbiere ab 5,5 Prozent Alkoholgehalt. Wir holen 6,1 Prozent heraus. Welche Farbe hat ein typisches Festbier? Das klassische Festbier unterscheidet sich farblich wenig vom hellen Vollbier. Es ist lediglich eine Nuance dunkler, da die gehaltvollere Stammwürze das Bier automatisch goldener färbt. Gibt es Festbiere, die davon abweichen? Dunkle oder altbayrische Festbiere, die wieder eine eigene Kategorie darstellen. Man bringt bei dieser Art durch länger geröstete Malze dunklere Farbtöne ins Bier. Das machen nur wenige Betriebe. Ich weiß von drei Brauereien, deren Bier fuchsfarben, etwas rötlich ist. Wir haben zum Brauereijubiläum 2021 so ein Festbier gebraut. Was sind die Besonderheiten im Brauprozess? Wir setzen beim Festbier auf eine offene Gärung, die ist intensiver und noch handwerklicher. Das machen nur noch kleine Brauereien. Außerdem kommt im Vergleich zum Hellen eine längere Lagerzeit hinzu. Unsere Festbiere lagern zehn bis zwölf Wochen, während die Hellen acht bis zehn Wochen reifen. Für das Gäubodenvolksfest machen wir die zwölf Wochen voll. Wie unterscheidet sich der Geschmack von einem typischen Hellen? Ein Festbier schmeckt intensiver und vollmundiger, durch etwas mehr Hopfen und einen etwas höheren Alkoholgehalt. Wir haben auf dem Straubinger Gäubodenvolksfest mit einem Alkoholgehalt von 6,1 Prozent das stärkste Festbier. Damit das Bier süffig bleibt, haben wir eine dementsprechend hohe Bittere. Wichtig ist es, die Balance zu halten, damit es der Kunde als süffig empfindet. Wenn das Bier zu bitter, zu alkoholisch ist, zu leicht oder zu süß ist, dann schmeckt es einfach nicht. Prost aufs Volksfest: Josef Erl mit seinem Erlkönig-Festbier Geschmackvolles, gehaltvolles Genusserlebnis Das Festbier ist das wohl wichtigste Getränk auf bayerischen Volksfesten. Die Brauer im Freistaat sind besonders motiviert, wenn sie diese Spezialität herstellen. So auch Ludwig Erl, Braumeister und Inhaber der Landbrauerei Erl in Geiselhöring im Landkreis Straubing-Bogen. Im Interview erklärt er die Besonderheiten der Festbiere und hat den ein oder anderen Tipp für Volksfeste parat.
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