Winter + Sport

22 Heini Gieskers Gespür für Schnee in Engelberg Der schneesichere Ort in der Zentralschweiz mit seinem sympathischen Aushängeschild Von Tom Nebe, dpa Es ist nicht leicht, an ihm dranzubleiben. Heinrich „Heini“ Giesker setzt seine Schwünge präzise in den tiefen, schweren Schnee neben der Piste. Total mühelos sieht es zwar nicht aus. Was am Alter liegen könnte, schließlich ist Heini schon Ende 70. Oder an der schlechten Sicht an diesem Nachmittag am Titlis, weswegen er die Ski nicht einfach laufenlassen kann. Und doch ist man immer wieder um Anschluss bemüht, denn er ist ziemlich schnell. Süchtig nach Schnee Man beginnt bei diesen gemeinsamen Abfahrten zu verstehen, woher Heini seinen Ruf in Engelberg hat. Der Pensionär ist eine Art Maskottchen des Gebiets und eine lokale Legende. Warum? Ganz einfach, weil er so viel Ski fährt. Heini, der Schneesüchtige, und Engelberg, das passt zusammen. Das Skigebiet am Titlis (3238 Meter) in der Zentralschweiz wirbt für sich damit, die längste Skisaison des Landes zu haben. Heini kostet das aus, er kommt auf mehr als 150 Skitage im Jahr. Die Nordseitenlage der Pisten am Titlis bringt eine große Schneesicherheit. Doch auch hier ist der Klimawandel zu spüren, der Titlisgletscher wird kleiner. Um das Abschmelzen zu verzögern, wird er über den Sommer mit Vlies abgedeckt, doch man weiß auch: In nicht allzu ferner Zeit wird es den Gletscher nicht mehr geben. Ortswechsel in die Gletschergrotte an der Titlis-Bergstation: eine mit Licht illuminierte ins Eis gehauene Höhle, die ein Besuchermagnet ist. Mehr als eine Million Menschen fahren jedes Jahr mit der RotairGondel zum Titlis. Entsprechend eng kann es mitunter an den Aussichtspunkten an der Gipfelstation werden. In der Höhle, auf den rund 120 Metern entlang der glatten Eiswände, wird einem vor Augen geführt, was hier verloren gehen wird. Ungefähr acht Meter Gletschereis seien noch über einem, sagt Urs Egli von den Titlis Bergbahnen bei unserem Besuch im Januar und zeigt nach oben. „In 30 Jahren wird er vermutlich nicht mehr da sein.“ Gletscherspalten in Sicht Noch aber gibt es den Gletscher, und im Winter gibt es noch ausreichend Schnee auf dem Eispanzer. Das Gebiet am Titlis gilt als Freeride-Paradies. Viele Variantenabfahrten sind von den Liften aus ohne Fußmarsch zu erreichen – das macht es bequem. Die bekanntesten sind „The Big 5“: fünf Routen abseits der Piste, zwischen zwei und acht Kilometer lang, darunter die schwere Galtiberg als „Königsabfahrt“ mit fast 2000 Höhenmetern talwärts. Aber: Ohne Ahnung lässt man es lieber. Es drohen Abstürze. Von der Gondel aus sieht man Gletscherspalten. Schnee ist seine Passion Heini Giesker, der Dauerskifahrer, kennt an jedem Wintertag nur ein Ziel im Ort: die Titlis-Talstation. Erstaunlich an ihm ist auch die Vehemenz, mit der er im fortgeschrittenen Alter jeden Tag am Berg auskostet – er ist immer noch der Letzte, wenn spätnachmittags die Pisten schließen. Lange Pausen auf der Hütte gönnt er sich nicht, Heini hält allenfalls mal einen Schwatz mit dem Lift-Personal. Wenn man mit ihm an einer Station wartet, kann es aber auch passieren, dass er sich plötzlich in die gerade schließende Tür einer Gondel reinstiehlt. Wer also nach Engelberg kommt, sollte nach einem in weiß gekleideten Skifahrer mit wehendem Haar Ausschau halten. Denn Mütze und Skibrille setzt er nur bei Wind und Eiseskälte auf. Das Aushängeschild von Engelberg: Heinrich Giesker, der Dauerskifahrer mit den schönen Spitznamen. Foto: Engelberg-Titlis Tourismus/dpa-tmn

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