Jahresrückblick 2023

18 DAS WAR 2023 ABENDZEITUNG MITTWOCH, 27. DEZEMBER 2023 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ T2023 B APR MAI JUN AUG SEP A JUL DEZ Nach der geplatzten Pkw-Maut muss der Bund 243 Millionen Euro Schadenersatz an die vorgesehenen Betreiber zahlen. 5. Juli Mit einer glitzernden Show beendet Elton John im schwedischen Stockholm seine Abschiedstournee nach über 300 Konzerten. 8. Juli Vor der Wattenmeerinsel Ameland gerät ein Frachtschiff mit rund 3800 Autos in Brand. Bei der Evakuierung stirbt ein Mensch. 26. Juli CDU-Chef Friedrich Merz wechselt seinen Generalsekretär aus. Nachfolger von Mario Czaja wird Carsten Linnemann (l.). 11. Juli Gegner eines Eritrea-Festivals in Gießen liefern sich gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mindestens 26 Polizisten werden verletzt. 8. Juli Immer wieder gibt es Schlägereien und sexuelle Übergriffe in Berliner Freibädern. Betreiber und die Landesregierung setzen nun auf schärfere Sicherheitsmaßnahmen. Eintritt gibt es nur noch mit Ausweis. 15. Juli Es wird gefeiert und gefeuert Das letzte Silvesterfest verbrachte Julian Nagelsmann als BayernTrainer und war mit seiner Mannschaft – anders als aktuell sein Nachfolger Thomas Tuchel – noch in allen drei Wettbewerben vertreten. Erstens kommt es anders und zweitens. . . Mit drei 1:1-Remis in Leipzig, gegen Köln und Frankfurt stolperten die Münchner ins Jahr 2023. Zwischendrin flog Serge Gnabry zur Fashion Week nach Paris, bekam das Label „Gucci Gnabry“ und erhielt von Sportvorstand Hasan Salihamidzic einen öffentlichen Rüffel. Im Februar glückten in sechs Partien fünf Siege, darunter das 1:0 im Achtelfinale der Champions League bei Paris St.-Germain. Nach dem 2:3 in Gladbach und der frühen, umstrittenen Roten Karte für Dayot Upamecano lief Nagelsmann wütend durch die Katakomben und brüllte mit Stoßrichtung Schiedsrichter: „Weichgespültes Pack!“ Unsouverän, unnötig. Elf Tage nach dem Viertelfinal-Einzug in der Königsklasse (2:0 im Rückspiel gegen PSG) verspielte Bayern nach einem Vorsprung von neun Punkten durch das 1:2 bei Bayer Leverkusen die Tabellenführung an Dortmund. In den Tagen danach entscheiden Salihamidzic und Vorstandsboss Oliver Kahn, sich von Nagelsmann zu trennen. Dessen – so der Vorwurf – teils arrogantes Auftreten hatten sie intern schon länger bemängelt. Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Präsident Herbert Hainer nickten die Entscheidung ab. Am 23. März versuchten die Bosse, ihren Trainer zu erreichen – vergeblich. Der weilte mit Freundin Lena beim Skifahren im Zillertal, ein laut Nagelsmann genehmigter Kurzurlaub. Von seinem Beraterteam informiert, meldete sich Nagelsmann bei den Bossen, die ihn für den nächsten Morgen einbestellten: Entlassung. Tags darauf wurde Thomas Tuchel vorgestellt. Er erhielt Vertrag bis Juni 2025. Tuchel, 2021 Gewinner der Champions League mit Chelsea, war sechs Monate ohne Job – die Gelegenheit günstig. Tuchel startete mit einem 4:2 gegen seinen Ex-Klub BVB, die Realität holte ihn rasch ein. Im April flog Bayern gegen Freiburg aus dem DFB-Pokal, dann folgte das deutliche Aus (0:3/1:1) in der Königsklasse gegen Manchester City, den späteren Titelträger mit Bayerns Ex-Trainer Pep Guardiola. Er habe sich „schockverliebt“ in sein neues Team, so Tuchel in Manchester. Nach den 1:3-Pleiten in Mainz und gegen Leipzig steuerte man auf eine titellose Saison zu, die erste seit 2011/12. In den Tagen vor dem letzten Spieltag in Köln kam es dann zum ganz großen Knall. Während Team und Trainerstab nach dem Last-Minute-Siegtreffer durch Jamal Musiala die total unverhoffte Meisterschaft feierten, die ihnen der BVB durch das 2:2-Versagen gegen Mainz schenkte, erfuhren die Akteure noch auf dem Rasen von den Entlassungen von Kahn und Salihamidzic. Während man sich mit dem Sportvorstand tags zuvor einigen konnte, musste der Vorstandsboss von seinen Aufgaben per Videositzung des Aufsichtsrates abberufen werden. Kahn wurde die Reise nach Köln verwehrt, erbost twitterte er: „Leider kann ich heute nicht bei euch sein, weil es mir vom Club untersagt wurde.“ JanChristian Dreesen, zuvor Kahns Stellvertreter, und schon verabschiedet, trat die Nachfolge an. War es ein Fehler, Kahn im Juli 2021 überhaupt zum Vorstandsboss zu machen? Antwort Hoeneß: „Im Nachhinein muss man das so sagen.“ Der 71-Jährige war wieder mittendrin, sein Ex-Compagnon Karl-Heinz Rummenigge wurde in den Aufsichtsrat berufen. Gemeinsam halfen sie Hainer, Dreesen und Tuchel im Transfersommer, in dem sie mit Harry Kane (siehe Seite 17) das heißeste Torjäger-Eisen verpflichteten, sich beim WunschSechser João Palhinha vom FC Fulham die Finger verbrannten, weil der Transfer des Portugiesen, der schon an der Säbener Straße weilte, in letzter Sekunde scheiterte. Und sportlich? Mit fünf Siegen erreichte man das Achtelfinale der Champions League, hechelt in der Liga jedoch Leverkusen hinterher, im Pokal scheiterte man blamabel an Drittligist 1. FC Saarbrücken. Zum 1. September verpflichtete Bayern Christoph Freund als Sportdirektor, im Frühjahr soll Max Eberl als Sportvorstand installiert werden. Für eine bessere, weil ruhigere Zukunft? Kaum zu glauben. . . Patrick Strasser Ein Jahr voller Höhen und Tiefen! Der FC Bayern holt total unverhofft doch noch die Meisterschaft, entlässt aber Julian Nagelsmann, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn. Wirklich Bayern-like war das alles nicht Nummer elf in Serie: Der FCB ist nicht zu stoppen. Foto: dpa Dauerbetrieb beim FC Bayern: Herbert Hainer (v.l.n.r.), Uli Hoeneß, Jan-Christian Dreesen, Julian Nagelsmann, Hasan Salihamidzic, Thomas Tuchel und Oliver Kahn. Fotos: sampics/AK, dpa, imago (je 2), firo/AK Souveräner als die Bayern-Männer Der allerletzte Spieltag der vergangenen Saison war für den FC Bayern ein meisterlicher. Die Männer schafften das, was keiner – selbst sie selber – kaum für möglich gehalten hätten, sie entrissen Borussia Dortmund noch die verloren geglaubte Schale. Souveräner waren da die Bayern-Frauen, sie schossen Turbine mit 11:1 (!) in die Zweite Liga, stießen die Frauen des VfL Wolfsburg vom Thron, und sicherten sich die fünfte Meisterschaft der Vereinshistorie. Die da Noch-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (siehe S. 20) überreichte die Schale – Bayern-Präsident Herbert Hainer, Patron Uli Hoeneß und Vorstandschef Jan-Christian Dreesen waren live dabei. Danach ging es auf direktem Weg zur gemeinsamen MeisterFeier für das Männer- und Frauenteam auf dem Rathausbalkon am Münchener Marienplatz. „Solch ein Wochenende habe ich noch nicht erlebt. Die Meisterschaft wird bei den Herren und Frauen jeweils am letzten Spieltag entschieden – das ist etwas Besonderes“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter. Und Bayern-Präsident Hainer meinte: „Es ist toll, was unsere Frauen leisten. Bilder wie heute, wo die Frauen durch den Männer-Spalier zur Schalen-Übergabe gehen – das sind wundervolle Bilder.“ Und die Bayern, die vor 24 000 Zuschauern in der Allianz Arena einen 3:1-Sieg in der Champions League gegen das Star-Ensemble des FC Barcelona feiern konnten, haben große Ziele. Sie wollen nicht nur national, sondern auch international endgültig durchstarten. Sie rüsteten zur neuen Saison gleich personell auf, mit Offensivspielerin Pernille Harder und Innenverteidigerin Magdalena Eriksson, die beide vom FC Chelsea kamen, verpflichteten die FCB-Frauen zwei Superstars. Harder wurde 2018 und 2020 zu „Europas Fußballerin des Jahres“ gewählt. „Das ist ein wirklich großer Tag für uns“, sagte Bianca Rech, Sportchefin der Bayern-Frauen: „Es sind Spielerinnen, die nicht nur auf dem Platz – sondern auch außerhalb – herausragende Persönlichkeiten sind.“ kby Das Frauen-Team der Münchner ist die Nummer 1 in der Liga – und rüstet gewaltig auf Fünfte Meisterschaft: Die BayernFrauen feiern. Sven Hoppe/dpa

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