Projekt Wohnen

4 PROJEKT WOHNEN Weich bis wuchtig Die Trends der Mailänder Möbelmesse lassen sich zu einem Satz zusammenfassen: Angesagt sind Möbel zum Wohlfühlen in unsicheren Zeiten. Weicher Bouclé-Stoff ist Trend bei Sitzmöbeln. Er erinnert an einen abgekuschelten Teddybär, der das Gefühl vertrauter Nähe vermittelt. Die plüschigen Textilien „stillen unsere Sehnsucht nach Geborgenheit in diesen doch recht unsicheren Zeiten“, erklärt die Trendanalystin Gabriela Kaiser. Der größere Trend aber sind Bouclé und ähnliche Stoffe mit Schlingen, Schlaufen und Knötchen. Kaum ein Einrichter bietet solche Bezüge nicht an, kaum ein Stand in Mailand war ohne ein entsprechendes Schaustück. Sanfte Farben, gerundete Formen Auch farblich bleibt es sanft. Die große Zahl der Sofas und Sessel trägt Eierschalen-Weiß oder sehr helles Beige, ab und an sieht man auch ein helles Braun. Bei den Stühlen findet man mehr melierte Farbstrukturen, auch in knalligen Tönen. Das Gefühl, das diese Möbel haptisch vermitteln, wird in vielen Fällen von ihrer Form unterstützt. Die Sitzmöbel sind überwiegend gerundet. Sessel wirken oft, als würden sie ihre Lehnen und Körper zu einer Umarmung ausbreiten. Die Trends der weltgrößten Möbelmesse Möbel, die Stabilität vermitteln Noch etwas bemerkt man bei den Sofas und Sesseln: Vor kurzem stellten die Hersteller sie oft auf dünne Beinchen – so dass sie wirkten, als schwebten sie über dem Boden. Jetzt fehlen die Beine oder sie sind so kurz, dass wohl zwar Staub, aber kein Staubsauger unter das Sitzmöbel kommt. Auch die Tische geben sich unerschütterlich: Ihre Beine erinnern an Elefantenfüße, Brückenpfeiler oder Gebirgszüge. Vor ein paar Jahren überschlugen sich die Möbeldesigner förmlich darin, möglichst große Tafeln zu kreieren, die auf sehr dünnen Beinen stehen können. Jetzt setzen sie auf solide Tischbeine, die betonen: Hier wird Last getragen. Möbel mit Marmor Ess- und Beistelltische und oft auch Kommoden tragen stabile Marmor- oder Steinplatten. Wie so mancher Trend brauchte diese Entwicklung ein paar Jahre. Es fing an mit den kleinen Beistell- und Couchtischen, die zunehmend in Gruppen aus verschiedenen Materialien zusammengestellt wurden. Neben Holz, Glas und Kunststoff war auch Stein darunter. Das ging über auf die Esstische und ist nun angekommen bei allen Möbeln mit Auflagen zum Arbeiten und Abstellen. Simone Andrea Mayer, dpa 1 3 2 4 1) Die Ausstellungsstücke auf der Mailänder Möbelmesse kommen oft in neutralen Tönen, so auch das Modell von Ferri 1956. Foto: Simone A. Mayer/dpa-tmn 2) Manche Möbel tragen jetzt Fell: Acerbis bringt Due Più auf den Markt. Der Entwurf aus dem Jahr 1971 wird erstmals für den breiten Markt verfügbar sein. Foto: Alberto Strada/Acerbis/dpa-tmn 3) Der Tisch Tadao steht fest auf Naturstein. Der Unterbau aus drei sternförmig angeordneten Steinwangen wirkt wie ein Propeller. Foto: Draenert/dpa-tmn 4) Material-Update: Auch Klassiker wie der Bell Table von Sebastian Herkner für ClassiCon werden nun in Marmor aufgelegt. Foto: Daniel Breidt/ClassiCon/dpa-tmn

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