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32 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG/MONTAG, 29.4./30.4./1.5.2023 WWW.ABENDZEITUNG.DE KULTUR KULTUR kompakt Verlage fordern Geld vom Staat LEIPZIG Wenn in den zuletzt über die Entwicklung der Papierpreise berichtet wurde, dann selten ohne das Wort „explodieren“. Das haben auch die Buchverlage zu spüren bekommen. „Der Papierpreis, Papierbeschaffungsprobleme, indirekt auch die Energiepreise“, all diese Inflationsthemen belasteten vor allem die kleineren, weniger finanzkräftigen Verlage, sagte Karsten Dehler, Sprecher der Kurt Wolff Stiftung, auf der Leipziger Buchmesse. Die Stiftung, deren Ziel die Förderung unabhängiger Verlage ist, macht sich für höhere Buchpreise und eine strukturelle Verlagsförderung stark. Ein sehr lautes Goodbye Sechs Grammys, zwei Oscars und unzählige ausverkaufte Tourneen – Elton John hat bereits zu Lebzeiten Legendenstatus. Es dürfte wohl kaum einen musikbegeisterten Menschen geben, der kein Lied des 76-Jährigen kennt. Mit seiner „Farewell Yellow Brick Road“-Welttour zieht er sich aus dem Showbusiness zurück und hatte am Donnerstagabend seinen letzten MünchenBesuch. In der ausverkauften Olympiahalle wurde Elton John mit Spannung erwartet, nicht nur von seinem Münchner Publikum. Die AZ traf zwei Superfans aus Neuseeland, die extra für den britischen Weltstar in die bayerische Hauptstadt gereist waren. „Mich faszinieren seine Persönlichkeit, sein Style und natürlich seine Musik“, sagte die 17-jährige Sophia vor Beginn des Konzerts. Mit dabei hatte sie ihre Mutter Lizzie (50), die ebenfalls von Elton John schwärmte: „Er ist ein wahrer Musiker, der beste, den es gibt.“ Ob diese hohen Erwartungen an den Abend auch erfüllt werden konnten? „Rocket Man“ wird wieder einmal zum Highlight Mit einer vornehmen Verspätung von wenigen Minuten stand Elton John um 19.07 Uhr auf der Bühne der Olympiahalle und ließ sich frenetisch von seinen Fans feiern. Auf eine Vorband verzichtete der mehrfach preisgekrönte Künstler – bei einem Abend mit Elton John soll es schließlich auch nur um Elton John gehen. Ganz unaufgeregt und ohne großes Vorgeplänkel nahm er an seinem Piano Platz und startete seine Show mit dem Song „Bennie and the Jets“. Die Sorge, dass Elton John es stimmlich und musikalisch nicht mehr drauf haben sollte, wurde von der Ikone weggesungen. Der 76-Jährige kann die Massen immer noch begeistern und lieferte mit seinen Welthits wie „Tiny Dancer“, „I’m Still Standing“ und „Candle in the Wind“ ein fulminantes Konzert. Ein Highlight war dabei sein grandioses Klaviersolo zu „Rocket Man“. Als das Lied nach knapp zehn Minuten endete, wurde er vom Publikum dafür gebührend gefeiert. Doch der Abend enthielt einen Wermutstropfen: Der Sound war nicht ideal, bei manchen Liedern konnte man den gesungenen Text kaum noch verstehen und die Lautstärke brachte die Ohren zum Klingeln. Nach dem Konzert traf die AZ auf einen Fan, der sich mit der Materie gut auskennt. Stefan, Inhaber des Münchner Hifi-Geschäfts „Rauch und Schall“, war enttäuscht. „Elton John trifft noch immer jeden Ton, sein Timing ist großartig. Leider war die Emotion dabei nicht spürbar, da von der Beschallungsanlage hauptsächlich Verzerrungen im Hochton zu vernehmen waren und sich der für die Stimme so wichtige Mittelbereich, also die Stimme von Elton John, nur überschlagen hat und oftmals keine Silbe zu verstehen war“, sagte er nach der Show. „Auch große Fans hielten sich entsetzt die Ohren zu. Akustisch ein unwürdiger Abschluss für solch eine Karriere. Leider traurig.“ Elton John zählt zu den wenigen Weltstars, die kein großes Tamtam auf der Bühne veranstalten müssen. Es reicht ein Klavier, die Band und eine Stimme, die trotz seines hohen Alters kaum an Kraft eingebüßt hat. Background-Tänzer, Feuerwerk oder sonstige Effekte hatte der Sänger nicht nötig – daran könnten sich manch jüngere Kollegen ruhig ein Beispiel nehmen. Am Ende? Verschwindet Elton durch die Wand So war die Bühne auch entsprechend minimalistisch gestaltet. Im Hintergrund untermalte eine große Leinwand das musikalische Schaffen des Briten mit Bildern aus seinem Leben. So war es auch ganz passend, dass Elton John nach einer mehr als zweistündigen Show mit einem Aufzug in eben dieser Leinwand entschwand und die „Yellow Brick Road“ Richtung Ruhestand entlang schlenderte. Sven Geißelhardt Elton John verabschiedet sich mit der „Farewell YellowBrick Road“-Tour: von seinem Münchner Publikum Glitzerndes Farewell: Elton John auf der Bühne der Münchner Olympiahalle auf der Bühne. Foto: Sven Hoppe/dpa Günter Fruhtrunks Arbeit „Interpenetration“ ist im Jahr 1960 auf einer quadratischen Hartfaserplatte entstanden. Das Werk „Cantus Firmus“ – 1968 in Acryl und Kasein gemalt – ist ein Fruhtrunk-Klassiker. So, wie wenig später die Aldi-Nord-Tüte. „Bild“ hat Günter Fruhtrunk diese Arbeit ganz lapidar genannt. Sie entstand im Todesjahr 1982. Fotos (3): © Walter Storms Galerie Vektoren, Farben und jede Menge Skrupel Diese markanten Streifen hat jeder schon einmal gesehen. Womöglich sogar mit einer Aldi-Nord-Tüte eingekauft, auf der sie lange Jahre – von 1970 bis 2018 – als gut einprägsames Logo des Discounters aufgedruckt waren. Millionenfach verbreitet. Aber gerade damit hat Günter Fruhtrunk, der am 1. Mai vor 100 Jahren in München geboren wurde, immer gehadert. Die Kommerzialisierung der Kunst war nicht seine Sache. Bis der Maler und Grafiker den Erfolg seiner Streifen realisiert hatte, war es allerdings schon zu spät. Fruhtrunk, der 1967 zum Professor an der Münchner Kunstakademie berufen wurde, hatte dabei auch hohe Ansprüche an seine Studenten. Wenn einer richtig talentiert war und aus Gründen der Sicherheit dann doch aufs Lehramt hin studiert hat, konnte er ziemlich beleidigt reagieren. Fruhtrunk musste sich ja selbst durchbeißen. Und das war durch die schweren Kopfverletzungen, die er als Freiwilliger im Zweiten Weltkrieg erlitten hatte, kein Leichtes. Nach Landschafts-Aquarellen und Zeichnungen in der Anfangsphase schloss er 1947 Bekanntschaft mit den Malern Willi Baumeister und Julius Bissier. Das hat den Wechsel zur gegenstandslosen Malerei befördert, die sein Schaffen künftig bestimmen sollte. Als er dann Anfang der 1950er Jahre im Rahmen einer Studienreise nach Paris kam, wurde er zeitweise zum Assistenten Fernand Légers. Auch im Atelier von Jean Arp hat Fruhtrunk gearbeitet. Das hinterließ sicherlich Spuren, auf der anderen Seite konnte der Künstler mit seinen farbintensiven Bildern aus parallelen, orthogonalen oder diagonalen und in Streifen gebündelten Vektoren schnell einen ganz eigenen Stil entwickeln. Nichts deutet darauf hin, dass Fruhtrunk seit demKrieg mit schweren Depressionen und unsäglichen Schmerzen zu kämpfen hatte. Nur die Werke erhielten zuweilen Titel aus dem Bereich der einschlägigen Medikamente. Das konnte man noch als bitteren Sarkasmus verstehen. Doch am Ende begann er 1982 in seinem Atelier Selbstmord. In München ist die Kunst Günter Fruhtrunks in der Nähe des Stachus’ zu erleben. Dort hat er den Mantel eines Lüftungsschachts für das U-BahnTunnelsystem gestaltet. Einige Werke sind ständig in der Galerie von Walter Storms an der Schellingstraße 48 ausgestellt – er verwaltet den Nachlass. Und schließlich plant das Lenbachhaus ab 21. November eine Ausstellung zu Fruhtrunks Pariser Jahren. Christa Sigg Mitten in der Stadt trifft man auf seine Streifen – am 1. Mai vor 100 Jahren wurde Günter Fruhtrunk in München geboren Öffentlicher Fruhtrunk: Die Ummantelung eines Lüftungsschachts in Stachus-Nähe ist wirklich eine Schau. Foto: cis Friedl Wimmer * 11. November 1942 † 29. März 2023 In lieber Erinnerung: Erich Meidl im Namen aller Angehörigen Die Urnentrauerfeier mit anschließender Beisetzung findet statt am Montag, den 8. Mai 2023, um 10.30 Uhr imWestfriedhof München. Familienanzeigen in der ABENDZEITUNG erfüllen ihre Aufgabe. Traueranzeigen in der ABENDZEITUNG Wenn Sie die schmerzliche Pflicht haben, über den Tod eines lieben, nahestehenden Menschen zu informieren, dann hilft Ihnen eine Traueranzeige in der ABENDZEITUNG. Beratung: ✆089 / 2377 - 3300

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