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MÜNCHNER, MACHT EUCH DIE STADT SELBST GRÜN! HOCHBEETE, BANKERL UND BLÜHSTREIFEN GIBT ES NUN FÜR ALLE So begrünen Sie Ihre Straße Von Irene Kleber Viele Münchner schauen im Sommer sehnsüchtig zu Nachbarn hinüber, die das Glück haben, auf einem Balkon Tomaten und Blumen pflanzen (oder gemütlich draußen sitzen) zu können. Von seligen Schrebergartenbesitzern gar nicht zu reden, die die Sommerwochen entspannt beim Unkraut zupfen, Beerenernten oder Brotzeitmachen unterm Sonnensegel verbringen. Nun, als Balkonloser ist man in München dem Schicksal nicht mehr tatenlos ausgeliefert. Was der Verein Green City 2019 nach einem Stadtratsbeschluss als Pilotprojekt begonnen hat – nämlich Parkplätze über den Sommer zu Lümmel-, Ratsch- und Pflanzflächen ohne Konsumzwang umzubauen – , ist inzwischen offiziell erlaubt. Wer sich beim Kreisverwaltungsreferat eine Sondernutzungserlaubnis besorgt (und zuvor die Nachbarn und den Bezirksausschuss des Viertels begeistert hat), darf den öffentlichen Freiraum erobern. Und dort „Parklets“ mit Tischen, Bänken und Blumenkübeln bestücken. Oder auf dem Gehweg vor der Haustür Hochbeete bauen. Oder ganze „Stadtterrassen“ für die Nachbarschaft zimmern, wie man das im Sommer 2021 erstmals in Haidhausen bewundern konnte. Wie Sie sich also die Straße erobern und Beton zu kleinen Grünoasen umbauen können, lesen Sie auf dieser Seite. Mehr Infos gibt es auf: stadt.muenchen.de/news/stadtbegruenung Sie haben weder Garten noch Balkon? Dann gibt es Alternativen. Sie können sich selber ein Hochbeet auf dem Gehweg bauen. Oder ein Parklet. Oder eine Stadtterrasse. So geht’s Zammhocken statt Parken – im Parklet Zusammengezimmerte Holzpaletten als Sitzmöbel, Blumenkübel, Lichtergirlanden, eine grüne Umrahmung, fertig ist ein Parklet – und zwar dort, wo sonst eine Parkbucht am Straßenrand steht. Nutzbar zum zammhocken und ratschen für alle Anwohner (und anders als in Gastro-Schanigärten ohne Ausschank). Erste Pilotprojekte hat es schon 2019 gegeben. Seit 2021 dürfen Anwohner Parklets selber beantragen. Laut KVR hat die Behörde heuer schon für 17 Parklets Sondernutzungs-Genehmigungen erteilt, davon sind sieben in der Ludwigs-/Isarvorstadt rund um Glockenbachviertel und Hauptbahnhof. Weitere könnten noch folgen. Sie möchten selber ein Parklet bauen? Dann muss sich a) eine Person für Bau, Pflege, Versicherung & Co. zuständig erklären, b) müssen die Anwohner und Bezirksausschuss zustimmen und c) das KVR eine Genehmigung ausstellen. Wo darf ein Parklet stehen? An Tempo-30-Straßen ohne Radweg. Oder: In Tempo-50-Zonen, wenn zwischen Parkplatz und Fahrspur ein Radweg verläuft (Fahrbahn – Radweg – Parklet – Gehweg). Nicht genehmigt werden Parklets nahe Kreuzungen, Ampeln, Einfahrten und mehr. Wie groß darf das Parklet sein? Maximal 10 x 2 Meter. Pergola bis 2,50 Meter Höhe erlaubt (kein festes Dach). Soll für alle Generationen nutzbar sein. Wie lange darf das Parklet stehen? Jährlich von April bis Oktober (meist als Dauergenehmigung). Anwohnerbeteiligung: Geschäfte, Lokale und Anwohner im Erdgeschoss vor/neben dem Parklet müssen zustimmen. Anwohner im 50-Meter-Radius sollten informiert werden (Briefkasteneinwurf, Aushang oder Infoveranstaltung). Wie bekomme ich die Zustimmung meines Bezirksausschusses (BA)?Sie bitten per Mail, in der nächsten Sitzung zuzustimmen (Beschreibung, Fotos vom Standort mitschicken). Wie bekomme ich die Genehmigung meiner zuständigen Bezirksinspektion im KVR? Per Mail an: sondernutzung.kvr@muenchen.de. Schicken Sie Foto, Lageplan, Gestaltungskonzept und Anwohnerzustimmung mit; dazuden ausgefülltenAntrag (abrufbar unter: muenchenunterwegs.de/parklets). Wie schnell kommt die Genehmigung: In der Regel in sechs bis acht Wochen. Infos: muenchenunterwegs.de/ parklets/informationen-zurumsetzung. Beim Beantragen hilft Greencity, ☎089/ 9 06 68-337 oder per Mail: parklets@muenchenunterwegs.de 17 bunte Ratsch-Orte auf Stellplätzen hat die Stadt schon genehmigt, vor allem in der Innenstadt. Wie Sie selbst einen bekommen Bemalte Holzpaletten als Sitzmöbel, dazu Blumentöpfe und ein Minihochbeet: Das Parklet in der Schöttlstraße in Sendling (gezimmert von der Elterninitiative Igelchen) war das erste, das im vergangenen Frühling in der Stadt aufgestellt wurde. Es folgten weitere wie in Untergiesing, Haidhausen und im Domagkpark. Foto: LHM Tomaten auf dem Gehweg München grüner machen, das geht auch, indem man im öffentlichen Raum vor der eigenen Haustür ein Hochbeet aufstellt. Auch dafür müssen erst der Bezirksausschuss und die Erdgeschoss-Anwohner zustimmen und dann das Kreisverwaltungsreferat eine Sondernutzungserlaubnis erteilen (dauert etwa vier Wochen, das Beantragungsverfahren läuft wie bei Parklets oder Stadtterrassen). Was erlaubt ist: Das Hochbeet darf 0,6 bis 1,2 Meter hoch sein, bei einer Grundfläche von maximal 0,72 Quadratmetern. Mindestabstand zwischen mehreren Hochbeeten: drei Meter. Die Einfassung muss aus wetterfestem, stabilem Material sein, das Hochbeet darf nicht fest im Boden verankert sein und Fußgänger müssen genügend Platz haben, um daran vorbei zu gehen. Verwaltungsgebühr: mindestens 30 Euro. Mehr Infos und Antragsmuster: stadt.muenchen.de/service/ info/hochbeete-aufstellen/ 10350217 23 Hochbeete sind schon fast fertig, viele in Neuhausen. Wie Sie mitmachen können Kein eigener Garten oder Balkon? Dann bauen Sie doch ein Hochbeet auf einen freien Platz vor Ihrem Haus – und pflanzen dort Tomaten und Zucchini an,wie die Damen links im Bild. Kristin Bethge/ dpa Terrasse – selbstgemacht Es gibt ja viele Flächen auf Gehwegen und Plätzen in der Stadt, auf denen man gemütlich sitzen könnte – wenn es Sitzgelegenheiten gäbe. Darauf warten, dass die Stadt welche hinstellt, müssen Sie nicht. Sie können eine „Stadtterrasse“ (eine Erfindung der Jusos) mit Tischen und Bänken auf sechs bis 75 Quadratmetern Fläche selber machen – wie es etwa das junge Kollektiv „Die Städtischen“ im Sommer 2021 in Haidhausen vorgemacht hat, an der Ecke Breisacher-/Elsässer Straße, umbenannt in „Breisässer Platz“. Einfach so Möbel in den öffentlichen Raum stellen, geht freilich nicht, es gibt Regeln: Gewerbliche Nutzung ist nicht erlaubt, Tisch und Bänke müssen einen Mehrwert fürs Viertel bringen, für jeden nutzbar sein und 50 Meter von der nächsten Freischankfläche entfernt stehen. Die witterungsfesten Möbel dürfen nur von 1. April bis 31. Oktober draußen stehen. Und drumherum muss genug Platz für Fußgänger bleiben. Zunächst muss der Bezirksausschuss, der fürs Viertel zuständig ist, der Idee zustimmen (also ausgefüllten Antrag, Skizze und Foto hinschicken). Es muss auch ein Verantwortlicher benannt werden, der sich um Sauberkeit vor Ort kümmert. Danach muss das Kreisverwaltungsreferat (KVR) eine Sondernutzungserlaubnis erteilen. Das alles dauert sechs bis acht Wochen. Die Nutzung des öffentlichen Raums ist gratis, es wird aber eine Verwaltungsgebühr von 50 Euro fällig. Mehr Infos und Anträge gibt es hier: stadt.muenchen.de/ service/info/stadtterrasse-aufstellen/10350212 Die einen erobern sich Grünstreifen, andere bauen gleich ganze Plätze für die Nachbarn In Schwabing bauen sich Nachbarn einen „Stadtgarten“. iko Eine der ersten Stadtterrassen in Haidhausen am „Breisässer Platz“. Daniel von Loeper ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG/MONTAG, 29.4./30.4./1.5.2023 WWW.ABENDZEITUNG.DE 3 MÜNCHEN

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