Die nachhaltige Abendzeitung

18 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG/MONTAG, 29.4./30.4./1.5.2023 WWW.ABENDZEITUNG.DE BAYERN Das Pilotprojekt kombiniert Landwirtschaft und Solarkraft – inmitten von Hopfenfeldern in der Hallertau. Fotos (3): Petra Schramek Wollen Hopfen und Strom verbinden: Josef Wimmer und Bernhard Gruber. Hier wird der Strom erzeugt. Die Solar-Pioniere aus der Hallertau Es ist eine Entwicklung, die Bierliebhabern Sorgen machen dürfte: Dem Hopfen wird’s zu warm. Besonders die durch die Erderwärmung stetig heißer werdenden Sommertage setzen ihm zu. Durch die Trockenheit werden die Pflanzen immer gestresster und damit auch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Bernhard Gruber von der Hallertauer Handelshaus GmbH und Landwirt Josef Wimmer wollen in Neuhub in der Hallertau aus dieser Not eine Tugend machen. Gemeinsam haben sie die Firma AgrarEnegie GmbH & Co. KG gegründet. Die Idee: Photovoltaikanlagen auf Hopfenfeldern sollen Strom erzeugen – und gleichzeitig noch das wertvolle Gewächs vor der Hitze schützen. Die AZ hat sich das mal angeschaut. Inmitten der Hopfenfelder, die Mitte April noch sehr karg erscheinen, liegt der Hof von Josef Wimmer. Schon von weitem sieht man Solarpaneele auf den Dächern des Landwirts – direkt nebenan breitet sich das PilotFeld aus. Auf den ersten Blick ein im Bierland Bayern vertrauter Anblick: Die im Hopfenanbau üblichen Pfähle ragen aus dem Boden in die Luft. Doch einen Unterschied gibt es: Darüber befinden sich in sieben Metern Höhe reihenweise Dächer aus Solarpaneelen auf Stelzen. dieser Plan aufgehen, kann sich der Landwirt auch vorstellen, für empfindlichere Hopfensorten nachzujustieren. Für die Auswirkungen auf die Pflanzen interessiert sich auch die Landesanstalt für Landwirtschaft, die das Pilotprojekt die kommenden Jahre begleitet. Ebenso wie die Hochschule Weihenstephan und das Fraunhofer-Institut ISE in Freiburg. Die Innovation der beiden Unternehmer ist auch deshalb so bemerkenswert, weil bei den Hopfenbauern die Auswirkungen des Klimawandels besonders deutlich zu spüren sind. Schon jetzt haben Landwirte laut Wimmer bis zu 30 Prozent weniger Ernteerträge. Mit dem Bau der Anlagen könne man die Probleme eindämmen und gleichzeitig auch noch Strom gewinnen. Zudem sei es realistisch – zusätzlich zum Hopfenanbau – doppelt so viel Geld mit dem Stromverkauf zu verdienen, sagt er. Auch für den Schutz vor immer extremeren Unwettern gebe es Potenzial. Die Solarpaneele böten einen Schutz für die Pflanzen. „Die Resonanz der Landwirte ist immens“, sagt Gruber. Viele seien auf ihn zugekommen und hätten Interesse für die eigenen Hopfenfelder bekundet. Und wie schaut es mit der Verschandelung der Landschaft aus?„Schauen Sie sich doch einmal selbst um – so groß ist die Veränderung nicht“, sagt er und zeigt auf die Pfahlkonstruktionen in den anderen Hopfenfeldern. Die seien ohnehin überall in der Hallertau zu sehen. „Solarpaneele machen da auch keinen großen Unterschied.“ Niclas Vaccalluzzo Zudem ist eine Einspeisung in die bestehenden Leitungen oft nicht möglich, weil sie den Energiemengen nicht standhalten. Auch knappe Materialien seien ein Problem. „Allein die Lieferung eines Trafos dauert über ein Jahr“, sagt der Unternehmer, während er auf den großen grauen Kasten in der Ferne zeigt. Eine wichtige Rolle spielen daher Netzbetreiber und die Bundesnetzagentur. Dort werde nach Möglichkeiten gesucht, das Stromnetz auszubauen und den erzeugten Strom zu nutzen. Denkbar wäre zum Beispiel die Verwendung für Elektrotankstellen an der nahe gelegenen A9, sagt Gruber. In der Hallertau gebe es ein immenses Potenzial für solche Agri-PV-Anlagen, sagt sein Kollege Wimmer. „Hier könnte eine Fläche von bis zu 17 000 Hektar für landwirtschaftliche Photovoltaik genutzt werden. Die dann erzeugte Strommenge entspricht der des Atomkraftwerks Isar 2.“ Die erhöhten Solarpaneele böten außerdem viele Möglichkeiten für andere Formen der Landwirtschaft: Würde man die Paneele zum Beispiel auch auf Wiesen aufstellen, hätten die dort weidenden Kuh- und Schafherden ein wunderbar schattiges Plätzchen, überlegt Gruber. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Hopfen eigne sich besonders gut für das Agri-PV-Projekt. Die Sorten „Herkules“ und „Tradition“ sind in der Hallertau am häufigsten im Einsatz, sagt Wimmer. Gelingt es, die Bedingungen der PV-Anlage für diese Sorten anzupassen, wäre viel gewonnen. Sollte Trotz des Regens an diesem Tag werfen sie Schatten auf das Feld. Der sei für den Hopfen gewünscht, sagt Wimmer. Er sorgt für geringere direkte Sonneneinstrahlung und damit für die Reduzierung der Verdunstung, wodurch der Boden feuchter bleibt. Im Oktober 2021 haben Wimmer und Gruber mit der Planung für die sogenannte Agri-PV-Anlage begonnen. Das größte Problem: die Statik. Weil die Paneele für eine PV-Anlage ungewöhnlich weit oben sind, mussten die beiden Unternehmer besonders gründlich planen, damit alles Wind und Wetter standhält. Im Frühjahr 2023 konnten die Pioniere aber mit dem Bau loslegen. „Ausgerechnet zu dieser Zeit gab es den nassesten März seit 20 Jahren“, erzählt Wimmer. Das habe das Aufstellen der Säulen im durchweichten Boden noch einmal deutlich schwerer gemacht. Aber: „Der erste Strom soll Ende Juni dieses Jahres fließen“, sagt Gruber. Die Entwicklungskosten der zwei Hektar großen Anlage lagen bei 1,5 Millionen Euro – eine teure Investition. Die Unternehmer begründen das damit, dass es sich um einen Prototyp handle. Die Kosten einer fertigen Anlage wären geringer. Gruber entwickelt schon seit Jahren mit seiner Hallertauer Handelshaus GmbH PV-Freiflächen. Doch noch sind einige Hürden zu meistern: Es gebe einen Mangel bei der Infrastruktur, sagt er. Der erzeugte Strom braucht ein Leitungsnetz, in das die Energie eingespeist werden kann. Das ist in der Hallertau vielerorts nicht verfügbar. Ein Landwirt und ein Unternehmer wollen den Hopfen in der Hallertau retten und Erneuerbare Energien fördern – mit Agri-Photovoltaik ‚‚ Der erste Strom soll schon im Juni ‘‘ fließen BAYERN kompakt Mitarbeiter bestiehlt Geldtransporter CHAM Der Mitarbeiter (55) einer Sicherheitsfirma soll in der Oberpfalz aus einemGeldtransporter der Firma eine hohe Summe gestohlen und einen Überfall vorgetäuscht haben. Während seine Kollegen Geld aus einem Supermarkt in Cham holten, soll er das Geld aus dem Transporter der Tochter seiner Lebensgefährtin übergeben haben, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Diese hätte die 27-Jährige dann zusammen mit dem Geld abgeholt. Gegenüber der Polizei und seinen Kollegen behauptete der Mann erst, Unbekannte hätten ihn bedroht und gezwungen, das Geld auszuhändigen. Später gab er zu, den Überfall vorgetäuscht zu haben. Ölspur sorgt für rutschende Autos PÖCKING Eine kilometerlange Ölspur zwischen Pöcking und Gilching im Kreis Starnberg hat am Freitagmorgen für Verkehrsbehinderungen gesorgt. Mehrere Autofahrer kamen auf der Fahrbahn ins Rutschen, wie die Polizei berichtete. Feuerwehr und Betriebshof waren im Einsatz, um die Ölspur zu beseitigen. Eine ebenfalls betroffene Staatsstraße musste dazu für mehrere Stunden gesperrt werden. Das führte zu erheblichen Staus. Wer die Ölspur verursachte, ist bislang noch nicht bekannt. Totes Ehepaar: Bekannte verdächtigt ALTENSTADT Nach dem Tod eines Ehepaars in Schwaben (AZ berichtete) gehen die Ermittler nicht davon aus, dass die beiden bei einemmisslungenen Einbruch getötet wurden. Nach ersten Spurensicherungen am Tatort in Altenstadt (Kreis NeuUlm) schließe man ein solches Szenario „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ aus, teilte die Polizei am Freitag mit. Man habe vielmehr Menschen „aus dem sozialen Umfeld“ des Paars identifiziert, die mögliche Motive für eine Gewalttat haben könnten. Der oder die Täter hätten versucht, den Tod wie einen erweiterten Suizid aussehen zu lassen. Abschuss von „Problemwölfen“ gefordert BERLINDer Deutsche Bauernverband hat den zügigen, unbürokratischen Abschuss von sogenannten Problemwölfen und Problemrudeln nach geltendem Naturschutzrecht gefordert. „Niemand von uns hat den Wunsch, den Wolf auszurotten“, sagte Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) bei einer Veranstaltung des Bauernverbands am Freitag. Aber die tägliche Bilanz falle „wirklich mittlerweile dramatisch aus“. Wölfe reißen immer wieder Nutztiere auf Weiden. Vor allem auf für Bayern typischen Weiden am Hang, sei das Risiko hoch. Für 2021 beziffert der Verband die Zahl gerissener, verletzter oder vermisster Tiere auf fast 3400. Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte die Debatte als Klientelpolitik und Panikmache. Foto: imago Herrmann: „Freinacht ist kein Freibrief“ Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat am Freitag vor übertriebenen Freinachtscherzen in der Nacht zum 1. Mai 2023 gewarnt. „Bei Straftaten oder Gefährdungen versteht die Bayerische Polizei keinen Spaß“, sagte er laut Mitteilung des Bayerischen Innenministeriums. Herrmann kündigte eine erhöhte Polizeipräsenz an. Demnach sei nichts gegen die bayerische Tradition einzuwenden, anderen einen Streich zu spielen. Die Grenze überschritten sei jedoch beispielsweise beim Sprengen von Briefkästen, Anzünden von Mülltonnen und Verunstalten von Hauswänden. „Zudem können missglückte Freinachtsaktionen auch gefährlich sein, beispielsweise wenn Hindernisse auf die Straße gelegt oder Gullydeckel abgehoben werden.“ In den letzten Jahren seien die Freinächte laut Innenministerium jedoch meist problemlos verlaufen. Vom 30. April auf den 1. Mai 2022 verzeichnete die bayerische Polizei demnach rund 2200 Einsätze, davon 444 Ruhestörungen, 185 Körperverletzungsdelikte und 70 Sachbeschädigungen mit einem geschätzten Sachschaden in Höhe von rund 65000 Euro. Ein Briefkasten wurde mit Klopapier und Schaum beschmiert. Foto: dpa KLIMASCHUTZ AM HOPFENFELD: WIE ZWEI UNTERNEHMER DAS SCHAFFEN Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Leitung(m/w/d) für die Finanzabteilung/Rechnungswesen, Vollzeit, 40 Std./Wo. Kontakt: schuldt@pilger.de | www.pilgerreisen.de Reiseveranstalter für Pilger-, Studien- und Wanderreisen. A N Z E I G E

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=