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WIRTSCHAFT kompakt Munich Re: Staaten als Hacker MÜNCHEN Geopolitische Konflikte werden laut Rückversicherer Munich Re zu einem Haupttreiber weltweiter Cybergefahren. Zu den Risiken zählen die Fachleute gezielte Hackerangriffe auf kritische Infrastruktur, Attacken auf freie Wahlen und Versuche der Destabilisierung und Desinformation. Geopolitische Konflikte und globale Machtspiele erhöhten die Wahrscheinlichkeit „eines systemischen, katastrophalen Cyber-Ereignisses“, wie es in einem am Freitag veröffentlichten Papier heißt. Munich Re beschuldigte keinen Staat namentlich. Reiseprogramm darf nicht beliebig sein KARLSRUHE Wer eine „Fahrt ins Blaue“ bucht, lässt dem Veranstalter bei der Reisegestaltung erst einmal freie Hand – sobald dieser das Programm bekanntgibt, hat er sich aber festgelegt. Das geht aus einemUrteil des Bundesgerichtshofs (BGH) von Mitte Februar hervor, das jetzt in Karlsruhe veröffentlicht wurde. Dem Kläger war bei Abfahrt der Bustour im März 2020 ein Programm mit Musicalbesuch angekündigt worden. Stattdessen wurde wegen der Corona-Pandemie eine Stadtrundfahrt in Hamburg organisiert. Aufträge bei Kuka auf Höchststand AUGSBURG Der Roboterbauer Kuka hat mit fast 4,5Milliarden Euro im vergangenen Jahr den höchsten Auftragseingang der Unternehmensgeschichte erzielt. Wie das Augsburger Unternehmen am Freitag mitteilte, lag dieser Wert ein Viertel über dem Auftragseingang des Vorjahres. Den Umsatz steigerte Kuka um nahezu 19 Prozent auf 3,9Milliarden Euro, das Ergebnis nach Steuern verdoppelte sich 2022 etwa auf rund 101 Millionen Euro. „Besonders China ist ein wichtiger Wachstumsmarkt für Kuka, rund ein Viertel des Umsatzes generieren wir dort“, sagte Vorstandschef Peter Mohnen. Inflation bleibt hoch, BIP stagniert WIESBADEN Die Inflation in Deutschland hat im zweiten Monat in Folge etwas an Tempo verloren. Mit 7,2 Prozent blieb die jährliche Teuerung aber auch im April auf vergleichsweise hohem Niveau, wie aus ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Von März auf April 2023 stiegen die Verbraucherpreise nach Angaben der Behörde vom Freitag um 0,4 Prozent. Zudem blieb das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal unverändert. Damit schrammte die deutsche Wirtschaft im Winter knapp an einer Rezession vorbei. Volkswirten zufolge fehlt es der deutschen Konjunktur derzeit an Dynamik. Im Gesamtjahr 2023 erwarten sie bestenfalls ein Mini-Wachstum. Einige rechnen auch mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Alster statt Musical? Lieber nicht! Foto: imago Ein Kuka-Roboter. dpa Wien: Reparaturboom Die Subvention für Geräte-Reparaturen in Österreich ist laut Umweltministerium im ersten Jahr weit stärker genutzt worden als erwartet. Seit Einführung des „Reparaturbonus“ im April 2022 seien mehr als 560 000 Elektro- und Elektronikgeräte instandgesetzt worden, teilte das Ministerium am Freitag mit. Ursprünglich sei mit 400 000 Reparaturen bis 2026 gerechnet worden. Das Projekt sei ein „voller Erfolg“. Um Abfall zu reduzieren, werden 50 Prozent der Rechnungen für Kostenvoranschläge und Reparaturen bis zu einer Fördersumme von 200 Euro pro Gerät für Privatpersonen übernommen. Sobald Verbraucher einen Bonus eingelöst haben, können sie weitere in Anspruch nehmen. 130 Millionen Euro werden dafür bis 2026 aus dem EU-Wiederaufbaufonds bereitgestellt. Etwa 51 Millionen Euro wurden bereits ausbezahlt. Das Budget von 30 Millionen Euro für 2023 wurde wegen großer Nachfrage um 50 Millionen aufgestockt. Bislang wurden fast 250 000 Mobiltelefone repariert. „Das ist ein bisschen überraschend, weil Handys den Ruf haben, dass sie wegen der technischen Neuerungen schnell ausgetauscht werden“, sagte Eva Rosenberger vom Umweltministerium. Häufig würden auch Geschirrspüler, Waschmaschinen, Kaffeemaschinen und Laptops gefördert. In Deutschland hatte die für Verbraucherschutz zuständige Bundesministerin Steffi Lemke (Grüne) vor einem Jahr ein Förderprogramm „Reparieren statt Wegwerfen“ angekündigt. Albert Otti Wieder wie neu! dpa Vor der Eskalation Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn Warnstreiks über mehrere Tage angedroht. „Wir könnten die Bahn wochenlang lahmlegen“, sagte Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay der „Süddeutschen Zeitung“. Beide Seiten warfen sich erneut vor, nicht an ernsthaften Verhandlungen interessiert zu sein. Bahnchef Richard Lutz forderte die EVG auf, „die Verhandlungen unverzüglich fortzusetzen und die Tarifrunde nicht weiter in die Länge zu ziehen“. „Unsere Mitarbeitenden warten auf Geld, unsere Fahrgäste erwarten Lösungen“, sagte Lutz in Berlin. Die EVG verhandelt seit Ende Februar mit dem bundeseigenen Konzern über einen neuen Tarifvertrag. Die letzte Gesprächsrunde hatte die DB am Mittwoch für beendet erklärt. Als Grund nannte sie auch da eine Weigerung der Gewerkschaft, über das neue Angebot der Bahn für rund 180 000 Beschäftigte zu verhandeln. Es sieht neben einem steuerund abgabenfreien Inflationsausgleich von 2850 Euro eine stufenweise Erhöhung ab März 2024 von insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie acht Prozent für die oberen Lohngruppen vor. Die Gewerkschaft lehnt das Angebot als nicht verhandlungsfähig ab. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von einem Jahr. Der nächste Verhandlungstermin ist für Ende Mai angesetzt. Der Tarifkonflikt wurde bereits von zwei Warnstreiks begleitet. Im März legte die EVG im Schulterschluss mit Verdi einen Tag lang große Teile des Verkehrs lahm. Vor einer Woche streikten dann Beschäftigte bei der Bahn erneut für acht Stunden. „Zwei Warnstreiks müssten eigentlich reichen, um ein verhandlungsfähiges Lohnangebot zu bekommen“, sagte Ingenschay dazu der „SZ“. Aber die Bahn sei offenbar nicht an ernsthaften Verhandlungen interessiert. DB-Chef Lutz betonte dagegen, dass das aktuelle Arbeitgeberangebot das höchste der Konzerngeschichte sei. „Damit haben wir unser erstes Angebot mehr als verdoppelt und uns einen riesigen Schritt auf die Gewerkschaft zubewegt.“ Ein Knackpunkt bei den Verhandlungen ist das Thema Mindestlohn. Rund 2000 Mitarbeiter erhalten diesen bislang nur über Zulagen, weil der gesetzliche Mindestlohn in den vergangenen Jahren schneller gestiegen ist als die Tariftabellen. „Bevor wir verhandeln, muss der gesetzliche Mindestlohn von zwölf Euro in der Gehaltstabelle verankert werden“, so Ingenschay. Die Bahn lehnt es dagegen ab, die Mindestlohnthematik vorab zu klären, bevor in die eigentlichen Tarifverhandlungen eingestiegen wird. Sie bietet stattdessen 13 Euro je Stunde, will diese aber erst ab August 2024 in die Tabellen aufnehmen. Die nächsten Warnstreiks werden laut Ingenschay länger dauern. „Die Auswirkungen müssen offenbar massiver sein, damit es dem Arbeitgeber wehtut.“ Denkbar sei, dass die EVG nacheinander in unterschiedlichen Regionen Aktionen starte. Oder dass Zugbegleiter und andere Berufsgruppen imWechsel streiken. Das seien aber noch Denkmodelle. F. Nitschmann, A. Stahl Wochenlang keine Zugfahrten? Nachdem keine Einigung zwischen Eisenbahnern und Arbeitgeber zustande kam, steht diese Idee imRaum. Der nächste offizielle Verhandlungstermin ist erst Ende Mai Wie lange noch? Das fragen sich nicht nur die Tarifpartner, derzeit eher Tarifgegner, sondern auchFahrgäste. Wann drohen keine Warnstreiks mehr? Foto: Moritz Frankenberg/ dpa ‚‚ Zwei Warnstreiks müssten ‘‘ eigentlich reichen Metzgereien-Sterben im Freistaat Bratwürste und BaseballCap: Dieses Foto twittert Ministerpräsident Markus Söder am Donnerstag nach dem Besuch einer Nürnberger Metzgerei. „Das Metzgerhandwerk gehört einfach zu Bayern dazu. Wir wollen es unterstützen. Wir sind gegen Verbote von Fleisch und Wurst“, schreibt er dazu. Im Netz sorgt der Beitrag für viel Häme – und eine Anfrage der Landtags-FDP zeigt, dass es dem Metzgerhandwerk im Freistaat alles andere als gut geht. „Das Bild beweist: Es gibt JobAlternativen für Markus Söder. Man muss ihn nicht wählen“, schreibt ein User. Fabian Köster von der „heute-show“ fragt: „Ist Crystal Mett im Angebot?“ Eine Anspielung auf einen Versprecher des CSU-Chefs. „Wollen Sie mit Cap jugendlich wirken? Falls ja: Hat nicht geklappt“, übt ein dritter Stilkritik. Doch erhält auch ernste Zuschriften: „Was macht ihr gegen das Sterben von den kleinen Betrieben?“, will ein Internet-Nutzer wissen – und legt damit den Finger in eine tiefeWunde: Zwischen 2012 und 2022 ist die Zahl der Metzgerbetriebe im Freistaat von 4388 auf 3341 gesunken, wie eine parlamentarische Anfrage des wirtschaftspolitischen Sprechers der FDP-Landtagsfraktion, Albert Duin, nun ergab: ein Rückgang von 24 Prozent. Mehr als die Hälfte (56,4 Prozent) der Betriebe, die aufgegeben haben, waren demnach Einzelunternehmen. „Das sind alarmierende Zahlen! In nur zehn Jahren haben wir rund ein Viertel unserer bayerischen Metzgereien verloren“, sagt Duin der AZ. „Bald könnte es vielerorts gar keine dieser traditionellen Handwerksbetriebe mehr geben. Das wäre dramatisch, denn sie sind oft die letzte Möglichkeit zur Nahversorgung, gerade im ländlichen Raum.“ Die Staatsregierung tue zu wenig, um dem MetzgereienSterben entgegen zu wirken, findet der Liberale. „Söder macht wieder nur schöne Bilder, aber packt nicht an. Er redet, aber liefert nicht.“ Ein zentrales Problem sei, dass die Betriebe händeringend nach Fachkräften suchten. Die CSU verhindere jedoch seit Jahren deren Zuwanderung. „Und nun fordert ihre Schwesterpartei CDU sogar Steuererhöhungen für genau solche inhabergeführten Betriebe!“ Die werde es mit der FDP nicht geben, sagt Duin. Außerdem setze sich seine Partei für mehr qualifizierte Arbeitskräftezuwanderung und weniger Bürokratie ein. Und die Meisterausbildung solle künftig komplett kostenlos sein. Duin weiter: „Der Meister muss gleich viel wert sein wie der Master.“ Natalie Kettinger Eine FDP-Anfrage zeigt: In den vergangenen zehn Jahren hat ein Viertel der Betriebe aufgegeben Söders Foto vom Metzger-Besuch. Foto: Twitter Albert Duin. Foto: FDP-Fraktion ICE-PLÄNE DER DEUTSCHEN BAHN Großstädte im 30-Minuten-Takt Die Deutsche Bahn will 20 deutsche Großstädte bis 2026 mit einem ICE-Halbstundentakt an den bundesweiten Fernverkehr anbinden. „Das sind in nur drei Jahren fast doppelt so viele Städte wie heute“, sagte Bahnchef Richard Lutz am Donnerstag. Konkret sollen Augsburg, Erfurt, Göttingen, Halle an der Saale, Hannover, Kassel, Mannheim, Stuttgart und Ulm entsprechend an den Fernverkehr angebunden werden. In Berlin, Duisburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main (Flughafen und Hauptbahnhof), Hagen, Köln, München, Nürnberg, Wuppertal und Würzburg gibt es bereits jetzt einen ICE-Halbstundentakt. ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG/MONTAG, 29.4./30.4./1.5.2023 WWW.ABENDZEITUNG.DE 13 WIRTSCHAFT

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